(Motorsport-Total.com) – Die MotoGP-Saison 2018 droht für Yamaha historisch schlecht zu werden.
Erstmals seit 2003 könnten die Japaner in der Königsklasse ohne einen einzigen Saisonsieg bleiben. Glaubt man Valentino Rossi, kommt das Katastrophenjahr keinesfalls aus dem Nichts. Der „Doctor“ erklärt, dass es sich bereits seit längerer Zeit angebahnt habe, dass Yamaha den Anschluss an die MotoGP-Spitze verlieren würde.
„Ehrlich gesagt ist diese Saison der vergangenen sehr ähnlich, es ist kein großer Unterschied“, so Rossi. 2017 konnte Yamaha zwar insgesamt vier Rennen gewinnen, doch laut dem Rekordchampion zeichnete sich der Abstieg der Japaner da bereits ab. „Vergangene Saison habe ich in Assen gewonnen – aber das war auch bloß ein Rennen“, erinnert Rossi.
Teamkollege Vinales gewann zudem drei der ersten fünf Saisonrennen. Doch anschließend habe man laut Rossi „schon die gleichen Probleme wie in diesem Jahr“ gehabt. „2014, 2015 und auch 2016 war ich sehr konkurrenzfähig. In diesen Jahren hat das Motorrad gut funktioniert“, blickt Rossi zurück. In allen drei Saisons wurde der „Doctor“ jeweils Vizemeister. Doch möglicherweise hatte der Abstieg selbst da schon eingesetzt.
Seit 2015 keine großen Sprünge mehr
Auf die Frage, wann Yamaha den letzten produktiven Test gehabt habe, antwortete Rossi kürzlich, dass das noch 2015 gewesen sei – zu Zeiten der alten Bridgestone-Reifen und vor der Einheitselektronik. Während Honda und vor allem Ducati seitdem teilweise große Fortschritte machten, tritt Yamaha vergleichsweise auf der Stelle. Eine These, die auch Ex-Yamaha-Pilot Jorge Lorenzo so unterschreiben würde.
„2016 war ein schwieriges Jahr, denn wir legten mit der Elektronik einen guten Start hin“, erinnert sich der Spanier zurück und ergänzt: „Aber dann verbesserte sich Honda, und sie holten uns ein. Uns fehlte etwas die Konstanz, aber auf einigen Strecken waren wir sehr stark. Ich holte drei oder vier Siege. Aber 2015 waren wir natürlich stärker.“ Das war das bis heute letzte Jahr, in dem Yamaha die Fahrer-WM gewinnen konnte.
„Es ist sehr schwierig“, seufzt Rossi und erklärt, man müsse „ruhig bleiben“ und „hoffen, dass wir die Probleme in Zukunft beheben können.“ Doch dazu müsste man die Ursachen der Probleme erst einmal genau kennen – und da tappen die Japaner teilweise noch immer im Dunkeln. Im Rennen finden die Piloten auf der M1 einfach nicht genug Grip. „Misano war ein gutes Beispiel für unser Probleme“, erklärt Rossi.
Keine Lösungen in Sicht
Misano galt historisch eigentlich immer als gute Strecke für den Italiener und die Yamaha. „In FP4 war ich Sechster oder Siebter. Mir fehlte nur eine Zehntel auf die Spitze. Meine Pace war sehr stark – es war fast die gleiche Pace, die [Sieger] Dovizioso im Rennen hatte. Aber am nächsten Tag verloren Maverick und ich bei den gleichen Bedingungen plötzlich mehr als eine halbe Sekunde“, berichtet der „Doctor“.
In Aragon wurde wieder ein neuer Tiefpunkt erreicht, als Rossi im Qualifying nicht über Platz 18 hinauskam. Bei Yamaha hofft man auf Lösungen der Ingenieure aus Japan. Doch wie sollen die aussehen? „Ehrlich gesagt wissen wir nicht viel“, zuckt Rossi die Schultern und erklärt: „Wir wissen nicht, wie es in Zukunft weitergeht. Wir kennen das Projekt nicht, wir kennen keine Details. Wir hoffen, dass sie etwas bringen, um das Bike zu verbessern.“
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und Mut spricht den Japanern unter anderem auch Ex-Pilot Lorenzo zu. „Ich denke, dass sie es irgendwann schaffen werden“, sagt der Spanier und zieht einen Vergleich zum Fußball. „Barcelona oder Real Madrid können drei oder vier schwierige Jahre haben. Aber früher oder später kommen sie wieder zurück“, so Lorenzo. Das gleiche erwartet er auch von Yamaha.
Text von Ruben Zimmermann, Jamie Klein & Oriol Puigdemont
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