(Motorsport-Total.com) – Die MotoGP-Saison 2020 könnte Cal Crutchlows zehnte und letzte sein.
„Ich habe schon im vergangenen Jahr in Silverstone gesagt, dass ich annehme, dass es mein letzter Vertrag sein könnte.
Ich könnte wahrscheinlich heute einen neuen Zweijahresvertrag unterschreiben, aber ich bin nicht mehr so schnell wie früher. In den Rennen bin ich schnell, aber nicht mehr über eine Runde. Ich weiß nicht warum das so ist, denn ich denke, dass ich jetzt ein besserer Fahrer bin.“
In Stein gemeißelt ist ein Rücktritt aber noch nicht. Trotzdem denkt der Brite aus verschiedenen Gründen über ein Leben nach dem Motorradrennsport nach. „Es geht nicht darum, dass ich glaube, dass ich nicht mehr schnell genug bin. Ich glaube immer noch, dass ich gute Ergebnisse holen und Rennen gewinnen kann.“ Drei Siege und insgesamt 18 Podestplätze hat Crutchlow in seinen bisherigen 150 Grands Prix erobert.
„Ehrlich gesagt bereitet mir mein Körper Schmerzen. Ich bin nicht schwach und werde immer 100 Prozent geben, egal wie meine Verfassung ist. Mein Körper schmerzt. Nicht nur wegen der Verletzung vom Vorjahr, sondern generell. Ich weiß nicht, wie viele Jahre ich damit noch umgehen kann und stattdessen ein normales Leben führen will. Jeder Mensch reagiert anders. Manche Leute sind in meinem Alter schmerzfrei. Valentino fährt immer noch mit 40.“
Crutchlow: „Ich fahre Rennen, weil ich es liebe“
„Ich gebe 100 Prozent für diesen Sport, aber das ist vielleicht nicht gut genug, um MotoGP-Weltmeister zu werden“, schätzt Crutchlow seine Gesamtsituation ein. „Ich kann das akzeptieren, weil ich in jedem Rennen in jeder Runde 100 Prozent gebe. Ich habe meine Karriere genossen. Es gab Höhen und Tiefen, aber ich würde nichts ändern wollen. Okay, hier und da habe ich ein paar Podestplätze ausgelassen.“
„Ich muss keine Rennen fahren. Ich tue es, weil ich es liebe“, betont der 33-Jährige und ergänzt: „Ich sage nicht, dass ich aufhören werde. Vielleicht habe ich im nächsten Jahr keine Schmerzen und führe plötzlich die Weltmeisterschaft an. Dinge können sich ändern.“ Deshalb will er abwarten, wie sich die Lage entwickelt. Vor allem geht es darum, wie er sich körperlich fühlt, denn Crutchlow spricht offen darüber, dass er auch im täglichen Leben leidet.
Knöchelverletzung von Australien bereitet wieder Probleme
Der Rennsport hat seine Spuren hinterlassen. „Meine Schultern schmerzen, meine Arme schmerzen, meine Knie schmerzen“, klagt er. Besonders der rechte Knöchel bereitet wieder Probleme. Im vergangenen Oktober hat sich Crutchlow bei einem Sturz auf Phillip Island einen komplizierten Knöchelbruch im rechten Fuß zugezogen. Die Rehabilitation dauerte lange. Schmerzmittel nimmt er derzeit nicht.
„Fünf Monate lang war es fantastisch. Im Mai bin ich auf dem Laufband in meiner Garage problemlos gelaufen. Aber vor dem Sachsenring traten wieder Schmerzen auf. Wir versuchen die Gründe dafür zu verstehen. Zu Saisonbeginn hatte ich Schmerzen und konnte kaum gehen. Dann verschwanden die Schmerzen und jetzt sind sie wieder da. Es sind ähnliche Schmerzen, wie ein Monat nach der Operation.“
Unternehmen kann Crutchlow derzeit nichts dagegen. Er wartet ab, bis er im Oktober wieder nach Australien fliegt und sich dort in Melbourne mit den Chirurgen zusammensetzen wird, die die Operation damals durchgeführt haben. „Ich glaube, das Metall sollte entfernt werden, aber ich werde das nach Saisonende nicht machen, denn das würde bedeuten, dass ich den Saisonstart im nächsten Jahr verpassen würde.“ Denn es wäre ein komplizierter Eingriff, der eine lange Rehabilitationszeit nach sich ziehen würde. „Ich würde das Gleiche durchmachen wie im vergangenen Winter. Und das war ein Albtraum!“
Außerdem ist Crutchlow ein Familienvater geworden. Ehefrau Lucy begleitet ihn zu vielen Rennen. Die gemeinsame Tochter Willow, die im Sommer 2016 zur Welt gekommen ist, spielt natürlich eine große Rolle. „Ich möchte ein normales Leben führen, meine Tochter zur Schule bringen und ganz normal gehen können, denn das kann ich momentan nicht. Ich kann kaum mit meiner Tochter laufen.“ Die Familie Crutchlow lebt seit einigen Jahren in Ramsey auf der Isle of Man.
Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Jamie Klein
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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