(Motorsport-Total.com) – Jetzt, nach dem Grand Prix von Malaysia in Sepang, ist der Kampf um den WM-Titel in der MotoGP-Saison 2023 ganz offiziell ein Zweikampf.
Ducati-Werkspilot Francesco Bagnaia und Pramac-Ducati-Pilot Jorge Martin machen ihn unter sich aus. Der Tabellendritte Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) hat bei noch zwei anstehenden Rennwochenenden keine Titelchance mehr.
Im Duell zwischen Bagnaia und Martin hat der Titelverteidiger ein Polster von 14 Punkten, mit dem er zum Grand Prix von Katar am kommenden Wochenende reist. Damit hat „Pecco“ seinen Vorsprung im Vergleich zu vor dem Malaysia-Wochenende um einen Punkt ausgebaut, im Vergleich zum Samstag sogar um drei Punkte. Martin aber ist noch lange nicht geschlagen und kündigt an, dass er im Titelkampf von nun an auf Risiko setzen wird.
Pikant: Eine Verwarnung wegen zu niedrigem Reifendruck haben inzwischen beide WM-Anwärter. Nachdem Martin genau diese Verwarnung vor zwei Wochen bei seinem Sieg im Grand Prix von Thailand kassiert hat, gab es nun am Sonntag im Grand Prix von Malaysia auch für Bagnaia eine solche Verwarnung. Das heißt für beide WM-Anwärter: Beim nächsten Verstoß gegen die Reifendruckregel gibt es eine Drei-Sekunden-Strafe.
Auf der Strecke kamen Bagnaia und Martin am Sonntag in Sepang direkt hintereinander als Dritter und Vierter ins Ziel. Auf dem Weg zu diesen Platzierungen trugen sie zwei enge Zweikämpfe aus. In Kurve 14 der dritten Runde stach Martin innen in eine Lücke, die Bagnaia unfreiwillig offen ließ. An der roten Ducati vorbei kam Martin aber nur für ein paar Sekunden, dann konterte Bagnaia sofort. Das war der erste der beiden Zweikämpfe.
Bagnaia überholt Martin außen herum
Die Fortsetzung gab es nur eine halbe Runde später. In Kurve 4 der vierten Runde stach Martin wieder innen rein und bremste Bagnaia aus. In diesem Fall blieb der Pramac-Pilot ein paar Sekunden länger auf der dritten Position. Kurz darauf aber gab es abermals den Konter von Bagnaia – und zwar außen herum in Kurve 5!
„Als ich sah, dass Jorge ganz innen fährt“, beschreibt Bagnaia sein Manöver in Kurve 5, „habe ich versucht, außen so viel Schwung wie möglich mitzunehmen. Das hat gut funktioniert. Es war ganz sauber. In Thailand hatte ich es ja schon einmal außen herum probiert. Dort klappte es nicht, hier aber schon. Ein Überholmanöver außen herum ist immer schöner als ein normales.“
Bagnaia mit P3 happy, Martin hadert nach P4
Bagnaias Bilanz nach P3 im Rennen fällt wie folgt aus: „Mit der Arbeit an diesem Wochenende bin ich zufrieden, mit dem Ergebnis nicht ganz. Ich wäre natürlich gerne ein bisschen weiter vorne ins Ziel gekommen, aber ich hatte starkes Chattering am Vorderrad. Wir müssen zufrieden sein, denn mein Vorsprung in der WM ist im Vergleich zum Beginn des Wochenendes um einen Punkt angewachsen.“
Zu den beiden Zweikämpfen mit Martin sagt Bagnaia noch: „Wenn ich mir unsere Pace nach diesem Duell anschaue, dann wäre es wohl ohnehin so ausgegangen. Es war das erste Mal seit vielen Rennen, dass ich konkurrenzfähiger war als er.“
Nachsatz von Bagnaia: „Ich habe Jorge zuletzt zwar schon hin und wieder mal geschlagen, aber da hatte er immer das eine oder andere Problem. Hier war es jetzt das erste Mal seit Österreich, dass ich ihn unter vergleichbaren Bedingungen geschlagen habe. Das freut mich.“
Martins Bilanz nach P4 fällt so aus: „Wir haben versucht, die Situation so gut wie möglich zu managen, aber nach sechs Runden wäre ich beinahe in jeder Kurve gestürzt. Das war wirklich schwierig und es war frustrierend, dass ich nicht angreifen konnte. P4 war heute das Maximum.“
Zum Thema Luftdruck im Reifen verrät Martin: „Der war beim Start sicherlich höher als ich das gerne gehabt hätte, aber er war niedriger als gestern.“ In Zahlen ausgedrückt sagt der Pramac-Pilot: „Ein bisschen mehr als 2, aber nicht 2,1 [bar] wie gestern. Ich glaube aber, dass es eher die Temperatur war, weshalb ich hinter ‚Pecco‘ solche Probleme hatte. Ich wollte ihn attackieren, stand dabei aber mehrmals kurz vor einem Sturz.“
Martin kündigt „Risiko“ im Saisonendspurt an
Mit nun 14 Punkten Vorsprung auf Jorge Martin kann „Pecco“ Bagnaia rein theoretisch schon am kommenden Wochenende beim Grand Prix von Katar in Lusail zum zweiten Mal hintereinander Weltmeister werden. Dass es zu einer vorzeitigen Entscheidung im MotoGP-Titelkampf 2023 kommt, das glaubt der Tabellenführer aber selber nicht.
„Ich glaube, wir müssen bis Valencia warten“, sagt Bagnaia und erklärt: „14 Punkte sind besser als nichts und besser als hinten zu liegen. Aber da es an jedem Wochenende 37 Punkte gibt, ist der Vorsprung nicht sehr groß.“
Martin klingt ganz ähnlich und sagt: „Ich habe hier einen Punkt eingebüßt. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass ich manchmal 15 Punkte [an einem Wochenende] aufgeholt habe. Ich bin zuversichtlich, dass ich in den kommenden Rennen schnell sein kann.“
In Katar wird es laut Tabellenführer Bagnaia „darauf ankommen, ein richtig gutes Wochenende hinzulegen. Weil es dort einen neuen Asphalt gibt, wird es für alle eine neue Aufgabe“.
Das sieht auch Martin so. „Man kann viele Punkte gewinnen oder auch verlieren“, meint der Verfolger und kündigt an: „Ich werde riskieren. Denn was bringt mir ein vierter Platz, wenn der Reifendruck stimmt? Ich bevorzuge es, mit niedrigem Reifendruck um den Sieg zu kämpfen.“
„Drei Sekunden [Strafe] sind nicht so viel. Das haben wir ja heute gesehen. Mit drei Sekunden kannst du immer noch auf dem Podium stehen. Es kümmert mich nicht, ob ich die WM mit einem Punkt oder mit 18 Punkten hinter ‚Pecco‘ abschließe. Ich werde bei den kommenden Rennen auf Risiko gehen und pushen.“
Text von Mario Fritzsche, Co-Autor: Lewis Duncan
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter
Neueste Kommentare