© Pramac - Loris Capirossi kämpft als Sicherheitsberater für die Interessen der Fahrer

Der Saisonabschluss der MotoGP 2011 markierte auch das Ende einer Ära. Nach 22 Jahren in der Motorrad-Weltmeisterschaft, 328 Grand-Prix-Teilnahmen und drei WM-Titeln sagte Loris Capirossi dem Motorradrennsport Lebewohl. Allerdings nur in seiner Funktion als Rennfahrer, der Szene bleibt der Italiener weiterhin erhalten. Als Sicherheitsberater der Dorna wird sich „Capirex“ zukünftig für die Interessen seiner ehemaligen Kollegen einsetzten. In dieser Eigenschaft ist Capirossi auch schon aktiv geworden und hat als Hauptproblem die Reifen ausgemacht.

„Carmelo (Ezpelata, Dorna-Boss, Anm. d. Red.) hat mir gesagt, was das Thema Reifen betreffe, könnte ich Klartext reden“, sagt Capirossi gegenüber ‚Motosprint‘. „Und diese Vollmacht habe ich unmittelbar ausgenutzt.“ Bei einem ersten Treffen mit Reifenlieferant Bridgestone brachte der 38-Jährige seine Bedenken gleich zur Sprache. „Ich habe ihnen gesagt, dass wir gewisse Dinge nicht mehr akzeptieren werden. Die Reifen sind zu hart und daher zu gefährlich, das muss sich ändern.“

Zu harte Reifen ein Sicherheitsrisiko

Bridgestone war wegen seiner Reifenauswahl in der vergangenen Saison mehrfach von den Fahrern kritisiert worden. Die nach Ansicht der Piloten zu harten Reifen brauchten zu lange, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Einige schwere Stürze in der Anfangsphase der Rennen wurden darauf zurückgeführt. Daher will Capirossi in diesem Bereich nun persönlich aktiv werden. „Die Reifensituation war 2011 nie klar, daher werde 2012 ich die Reifen für die Fahrer auswählen. Das heißt, ich werde persönlich die Reifen aus der Masse auswählen.“

Darüber hinaus bemängelte der Italiener, dass Bridgestone im vergangenen Jahr Reifen aus unterschiedlichen Fertigungsjahren zur Verfügung gestellt habe. „Einige Fahrer hatten neue Reifen, andere hatten alte. Das ist nicht okay und muss behoben werden.“ Aus seiner Sicht stellt dies eine Wettbewerbsverzerrung dar: „Ein Reifen, der vor zwei Jahren gefertigt wurde, kann nicht so schnell wie einer aus der letzten Woche sein. Ich möchte, dass der letzte Fahrer die gleichen Möglichkeiten hat wie der Erste.“

Capirex betonte, dass er in seiner neuen Funktion, ausschließlich im Interesse der Fahrer arbeiten und unabhängig entscheiden wolle. Er habe das Angebot der Dorna nur unter der Bedingung angenommen, dass er bei seiner Arbeit weder politische noch kommerzielle Interessen berücksichtigen müsse. „Die Dorna zahlt mit zwar ein Honorar, aber sollten sie etwas von mir verlangen, dass den Interessen der Fahrer entgegensteht, werde ich das nicht tun. Das muss allen klar sein. Glücklicherweise kann ich auch ohne dieses Honorar leben“, stellt der Italiener klar.

22 Jahre Rennsport waren genug

Gut zwei Monate, nachdem er das Motorrad endgültig in die Garage gestellt hat, bereut der Italiener diese Entscheidung nicht im geringsten. Vielmehr ist er froh darüber, dass er den Zeitpunkt aus eigenem Entschluss wählen konnte und nicht zum Rücktritt gezwungen wurde: „Nur wenige Fahrer können es sich leisten, selbst über den Zeitpunkt ihres Abschieds zu entscheiden. Normalerweise tritt ein Fahrer zurück, weil er sich verletzt hat oder kein akzeptables Angebot mehr erhält.“

„Ich bin immer noch gesund, und selbst in meiner letzten Woche als Rennfahrer wurden mir einige interessante Programme angeboten.“ Nach Aussage von Capirossi habe es sich dabei nicht nur um das CR-Motorrad von Forward, sondern auch um Einsätze auf einem Prototypen gehandelt. „Ab ich habe geantwortet: ‚Nein, danke, es ist vorbei.‘ Und die Tatsache, dass ich diese Entscheidung selbst getroffen habe, macht mich heiter und glücklich.“

„Ich war 22 Jahre lang Rennfahrer, das reicht dann auch. Es war fast unmöglich ein konkurrenzfähiges Motorrad zu bekommen, daher hätte ich die Rennen nur unter ferner liefen beenden können. Und jemand, der so stolz ist wie ich, kann sich damit nicht abfinden.“ Die Erfahrung aus seinem letzten Jahr bei Pramac, wo er bestenfalls um achte oder neunte Plätze fahren konnte, habe ihm gereicht. „Daher habe ich die Gelegenheit ergriffen und gesagt: ‚Gentleman, auf Wiedersehen.'“

Text von Markus Lüttgens

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