(Motorsport-Total.com) – Vor zwei Jahren geriet Scott Reddings Karriere in ernsthafte Gefahr. Nach dem Wechsel von Pramac-Ducati zu Aprilia haderte Redding mit der unterlegenen RS-GP und erfuhr nach wenigen Rennen, dass er 2019 ersetzt wird.
Redding beendete die Saison als WM-21., wechselte in die Britische Superbike-Meisterschaft (BSB), holte den Titel und bekam ein Angebot, bei Ducati Werksfahrer in der Superbike-WM zu werden. Im Gespräch mit dem Podcast von ‚BT Sport‘ spricht Redding über die Saison 2018 und deckt die Missstände bei Aprilia auf.
Magere 20 WM-Punkte sammelte Redding in der Saison als Aprilia-Pilot. Teamkollege Aleix Espargaro kam auf immerhin 44 Zähler. „Ich denke, dass ich ein besserer Fahrer bin als Aleix Espargaro. Ich mag ihn, aber ich glaube, dass ich ein besserer Fahrer bin. Er besiegte mich die ganze Zeit. Ich verstand das nicht“, bemerkt Redding.
Keine neuen Teile und leere Versprechungen
„Sie versprachen, dies und das zu ändern. Doch das war eine leere Versprechung. Das verletzte mich. Ich will gewinnen und arbeitete hart dafür. Ich war nie so leicht wie damals. Doch es kam nichts“, erinnert sich Redding. „Das Motorrad beim Renn-Wochenende in Sepang war exakt das gleiche wie am ersten Testtag des Sepang-Tests“, so der Brite.
Unvergessen ist der erste Eindruck beim Sepang-Test zu Beginn der Saison 2018. „Ich kam nach zwei Runden wieder rein und teilte ihnen mit, dass das Motorrad Mist ist. Sie hatten den falschen Weg eingeschlagen“, berichtet Redding. „Sie glaubten nicht an mich. Ich meinte, dass das alte Motorrad besser ist.“
„Es war wie eine Art Abwärtsspirale von da an. Wir probierten dies und das. Ich wünschte mir einige Dinge, die nicht realisiert wurden. Ich stand unter Druck, denn ich musste gute Ergebnisse einfahren. Es war einfach nur Mist und funktionierte nicht. Ich konnte das Motorrad nicht zu Dingen zwingen, die es nicht machen wollte“, erklärt er.
Redding erntet den Spot der Aprilia-Verantwortlichen
„Wir testeten ziemlich viel. Ich schlug vor, das alte Motorrad bei einem Test zu probieren. Wir hätten einfach feststellen können, was besser und was schlechter ist. Sie haben mich ausgelacht“, berichtet Redding. „Sie meinten, ich soll nicht so dumm sein, denn das neue Motorrad ist besser. Ich wollte es dennoch testen, weil wir uns so oder so in einer schwierigen Lage befinden. Sie haben einfach nur gelacht.“
Redding erinnert sich an Test in Aragon, bei dem er zusammen mit Teamkollege Aleix Espargaro nach Fortschritten suchte: „Ich reiste ab und Aleix blieb noch vor Ort, was ich nicht wusste. Ich sah auf seinem Instagram-Profil, dass er dort blieb.“
„Ich textete ihn an und er teilte mir mit, dass sie das alte Motorrad testen. Ich dachte mir, ‚das ist ja witzig‘ und fragte ihn, wie es läuft. Er meinte, dass er mit dem alten Motorrad beim ersten Versuch vier Zehntelsekunden schneller war“ blickt Redding zurück.
Ducati laut Redding kein Vergleich zu Aprilia
Eine Rückkehr zu Aprilia schließt Redding unter allen Umständen aus. „Ich habe bei Aprilia keine Zukunft. Unabhängig ob deren Motorrad gut ist, die Arbeitsweise ist es auf keinen Fall. Ich spürte das komplette Gegenteil, als ich zu Ducati zurückkam. Sie haben eine Leidenschaft für den Rennsport und das Gewinnen, die alle Grenzen sprengt“, vergleicht der Brite.
Mit dem Debakel bei Aprilia ging Reddings MotoGP-Karriere nach fünf durchwachsenen Jahren zu Ende. Rückblickend saß der ehemalige Moto2-Vizeweltmeister nie zum richtigen Zeitpunkt auf dem richtigen Motorrad und mühte sich meist mit unterlegenem Material ab. Die Saison bei Aprilia war zweifellos der Tiefpunkt.
„Besonders in der MotoGP benötigt man ein gutes Paket. Wenn man das nicht hat, ist es, als würde man ständig gegen den Wind pinkeln“, fasst Redding in seiner schonungslos offenen Art und Weise zusammen.
Text von Sebastian Fränzschky
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