(Motorsport-Total.com) – „Es ist ein unglaubliches Jahr für mich“, staunt BMW-Werkspilot Toprak Razgatlioglu nach seinem zehnten WSBK-Laufsieg in Folge.
Auch bei der Superbike-WM in Most war Razgatlioglu nicht zu schlagen. Zum dritten Mal in Folge nach Misano und Donington gewann der Türke alle drei Rennen. Es stellt sich die Frage, wer oder was den Überflieger noch aufhalten soll.
Es wirkt mühelos, wie Razgatlioglu seine Siege sicherstellt. „Ich habe im vergangenen Jahr an jedem Wochenende hart gepusht. Doch in diesem Jahr ist alles unter Kontrolle und ich kann entspannt fahren“, berichtet der 27-jährige Ausnahmekönner.
In Most sah man erneut viele türkische Flaggen. Razgatlioglu wird von seinen Landsleuten wie ein Heiliger verehrt. „Ich musste beinahe weinen. Es waren so viele türkische Fans, um mich zu unterstützen. Das freut mich sehr. Ich werde mit jedem Tag bekannter“, freut sich der in der Küstenstadt Alanya geborene Motorradprofi.
In den zurückliegenden Rennen musste Razgatlioglu nicht besonders hart kämpfen. „Es langweilt mich, doch gleichzeitig freue ich mich, wieder gewonnen zu haben“, kommentiert er den finalen Sieg in Most und fügt hinzu: „Jetzt weiß ich, wie sich Ducati 2019 fühlte, als sie jedes Rennen gewannen.“
Warum die Most-Siege am seidenen Faden hingen
Vom puren Speed fuhr Razgatlioglu auch in Most in einer eigenen Liga. Doch die Sorgen waren groß, dass der Hinterreifen die großen Belastungen nicht aushält. Im Vorjahr schied Razgatlioglu im zweiten Hauptrennen mit einem Reifenschaden aus. Die Erinnerungen an den Sturz in Kurve 2 waren sehr präsent.
Nach dem Sieg im ersten Rennen wies der Hinterreifen Blasenbildung auf. Ein Warnsignal für Razgatlioglu und BMW. „Ich erkannte am Samstag, dass es ein Problem mit dem Reifen gab. Im zweiten Rennen war es noch wärmer“, berichtet Razgatlioglu, der seine Taktik anpasste.
„Ich ging in den Linkskurven nicht ganz so sehr ans Gas. Doch in den Rechtskurven pushte ich zu 100 Prozent. Ich wollte ein kontrolliertes Rennen fahren“, erklärt er. „Nach dem Rennen schaut niemand auf den Vorsprung. Wichtig ist, wer gewonnen hat.“
„Ich fuhr langsam und ruhig. Ich schaute auf meine Boxentafel und sah, wie groß mein Vorsprung ist“, schildert der BMW-Pilot, der kurz vor Rennende noch einmal wissen wollte, wie schnell er fahren kann.
„In Runde 21 oder 22 fuhr ich noch einmal eine 1:32.6er-Runde. Ich wollte wissen, ob ich noch schneller kann oder nicht. Zudem wollte ich meinem Team zeigen, dass ich schneller kann, nachdem ich konstante 1:33er-Zeiten fuhr“, berichtet Razgatlioglu grinsend. „Es gab dieses Mal kein Problem mit dem Reifen, weil ich nicht jede Runde gepusht habe. Ich bin sehr happy, wir haben unglaublich gut gearbeitet.“
Fällt der Rekord von Bautista und Rea beim WSBK-Wochenende in Portimao?
Nach zwei freien Wochenenden wird die WSBK-Saison 2024 in Portimao fortgesetzt. Wenn Razgatlioglu das Samstags-Rennen und den Sprint am Sonntag für sich entscheidet, dann hat er die längste Siegesserie der WSBK-Geschichte erreicht. Die bisherige Bestmarke sind elf Siege. Rekord-Champion Jonathan Rea und Alvaro Bautista teilen sich diesen Rekord.
„Im vergangenen Jahr verlor ich den Sieg in der letzten Kurve an Alvaro. Doch in diesem Jahr ist die Situation anders. Ich brauche zwei weitere Siege, um den Rekord zu brechen“, ist sich Razgatlioglu bewusst und kündigt im gleichen Atemzug an, dass er nach dem zwölften Sieg nicht nachlassen wird: „Vielleicht werden es ja auch 15 Siege“, bemerkt der Türke. Kein unwahrscheinliches Szenario, denn die kommenden Strecken liegen Razgatlioglu sehr gut.
Seine jüngsten Siege feierte Razgatlioglu mit vorbereiteten Aktionen in der Auslaufrunde. Was hat der WM-Leader für das Wochenende in Portugal geplant? „Vielleicht springe ich einfach in den Pool“, scherzt der Seriensieger mit Blick auf das siebte Event der WSBK 2024.
Text von Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter
Neueste Kommentare