© Motorsport Images – Pedro Acosta und Brad Binder hatten mit den Podestplätzen zuletzt nichts zu tun

(Motorsport-Total.com) – Was ist bloß bei KTM los? Nach den frühen Podesterfolgen von Brad Binder und Pedro Acosta in dieser MotoGP-Saison verliefen die letzten Rennwochenenden für den österreichischen Hersteller eher zäh.

Am Sachsenring war man auf den Plätzen sieben, neun und 13 weit entfernt vom Sprung aufs Podium.

Entsprechend lang waren die Gesichter der Fahrer bei den Nachbesprechungen im Pressezentrum. Und auch KTM-Motorsportchef Pit Beirer hielt sich bei seiner Bestandsaufnahme am Samstag nach dem Sprintrennen nicht zurück. „Wir hatten das ganze Wochenende über zu kämpfen“, konstatierte er unverhohlen.

„Wenn wir Grip am Hinterrad fanden, hat es die Front zu sehr gepusht. Sobald wird die Front unter Kontrolle hatten, verloren wir den Hinterradgrip. Ich denke zwar, dass wir dank ein paar radikaler Änderungen für Sonntag in einer besseren Position sind, aber es ist nicht, wo wir sein sollen“, so der Österreicher ehrlich.

Seine Fahrer nahm er dabei ausdrücklich in Schutz: „Es gibt etwas, das sie seit geraumer Zeit zurückhält. Wir waren in Katar, in Amerika gut dabei, fuhren Sprintpodien ein. Aber zuletzt waren wir nicht einmal in der Nähe des Podiums. Wir müssen etwas unternehmen, um den Fahrern ein besseres Gefühl zu geben.“

Dazu will KTM die Sommerpause intensiv nutzen. Denn mit dem Rennzirkus geht es erst Anfang August in Silverstone weiter. Am Montag ist auch MotoGP-Rookie Acosta nach Österreich gereist, um dort „eine Woche oder mehr“ zu verbringen.

„Ich möchte die Zeit nutzen, um zu verstehen, wie es vorangeht und welche Schlüsse wir ziehen können. Ich bin ja noch recht neu, auch wenn ich schon in der Moto3 und Moto2 für KTM gefahren bin. Das Umfeld dort ist komplett anders. Und es ist immer besser, die Dinge direkt, von Angesicht zu Angesicht, zu besprechen.“

Acosta macht sich in Österreich ein genaues Bild
Dass er zuletzt nicht an seine starken Leistungen vom Beginn der Saison anknüpfen konnte, frustriert den Spanier, der angesprochen auf die erste Saisonhälfte sagt: „Ich bin nicht glücklich genug. Wir wissen, was wir erreichen können. Wir hätten sicher viel besser abschneiden können, aber auch viel schlechter.“

„Ich denke, ich bin da ein wenig mit der österreichischen Mentalität aufgewachsen, dass wir besser sind als das, was wir momentan tun, dass wir immer besser werden können. Ich suche nicht nach Ausreden, ich suche nach der Lösung“, betont Acosta.

Deshalb seine Stippvisite in Österreich, wo er sich eigentlich auch mit Technikdirektor Fabiano Sterlacchini kurzschließen wollte. Doch dieser ist, wie KTM am Sachsenring bestätigte, nicht mehr Teil des Unternehmens. Man habe sich auf keinen neuen Dreijahresvertrag einigen können und deshalb getrennt.

„Ich weiß nicht, was passiert ist“, sagt Acosta. „Wenn ich sehe, was an diesem Wochenende auf dem Sachsenring passiert ist, wäre aber das Gleiche mit oder ohne Fabiano geschehen.“

„Die Schlussfolgerung, zu der ich gekommen bin, ist, dass es ein bisschen seltsam ist, wie die Rennen bei KTM gehandhabt wurden. Denn Fabiano kam nicht zu jedem Grand Prix und ich habe ihn nur bei drei der acht gesehen, bei denen ich war.“

„Einer der Gründe, warum ich nach Österreich wollte, war, mich mit ihm zusammenzusetzen und mir Dinge erklären zu lassen, die für einen anderen Fahrer vielleicht ganz natürlich sind, weil er schon lange hier ist und viel gesehen hat, aber ich verstehe sie nicht und ich kann niemanden finden, der sie mir erklärt.“

Stillstand? KTM-Fahrer fordern mehr Updates
Doch auch ohne Sterlacchini erhofft sich Acosta wertvolle Einblicke, die ihn und KTM auf lange Sicht weiterbringen. „Es wäre sehr einfach, Dinge zu kritisieren oder einzufordern, von denen ich aktuell nicht weiß, wie sie ablaufen. Deshalb ziehe ich es vor, zuerst herauszufinden, warum Dinge getan oder nicht getan werden.“

Dass in der zweiten Saisonhälfte mehr Updates kommen müssen, um die größer gewordene Lücke zu Ducati zu schließen, darin sind sich alle Fahrer einig. „Wir müssen mehr entwickeln, denn wir sind seit Misano 2023 mit demselben Basispaket unterwegs“, sagt etwa Jack Miller. „Daran müssen wir arbeiten.“

So habe sich am Chassis, mit dem KTM seither fährt, nämlich der ersten Version des Carbonrahmens, nichts wesentlich verändert. „Es gab bisher keine weiteren Anpassungen“, so der KTM-Stammpilot. „Es gibt also Bereiche, an denen wir arbeiten können, um den Anschluss an die Spitze wiederherzustellen.“

„Wir haben im Vorjahr einen so großen Schritt gemacht, um die Lücke zu schließen. Aber man muss sich immer weiter entwickeln, denn die Messlatte wird stetig angehoben.“

Das weiß auch Binder, der zuletzt beim Saisonauftakt in Katar auf dem Podest stand. „Wir hatten seit längerem kein Update mehr“, hält er fest. „Aber ich denke, mehr als alles andere brauchen wir ein klares Verständnis für die Richtung, in die wir gehen wollen.“

„Wir haben an diesem Wochenende viel mit der Balance gespielt und Dinge getan, die wir vorher noch nie getan haben. Und das hat geholfen. Wir müssen die Dinge also noch etwas besser verstehen und dann können wir neue Teile bringen.“

Die neuesten Erkenntnisse könnten schon in dieser Woche zum Tragen kommen. Denn laut Binder steht bei KTM ein privater Test mit Pol Espargaro auf dem Programm.

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Sebastian Fränzschky

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