(Motorsport-Total.com) – „Er ist in der besten Form, in der er jemals war“, sagt Stefan Bradl über MotoGP-Weltmeister Marc Marquez.
„Sein Paket und sein Selbstvertrauen sind beeindruckend.“ Drei Rennen fuhren die beiden nun gemeinsam im Honda-Werksteam. Bradl kennt Marquez gut und ist in seiner Rolle als Honda-Testfahrer sehr nahe dran, um ein Urteil über den derzeit wohl besten Motorradrennfahrer der Welt abgeben zu können.
Umso überraschender ist es, dass der Deutsche beim Studium der Daten keine Auffälligkeiten erkennt: „Es ist nichts Besonderes. Er ist einfach überall am Punkt, fährt sehr präzise und konstant. Man kann im Fernsehen sehen wie er bremst, den Kurveneingang fährt und die Power des Motorrads nutzt. Ich denke, er ist momentan der effizienteste Marc, den wir je gesehen haben, so wie er das Motorrad nutzt.“
„Er nutzt alle Stärken des Motorrads und versucht die Schwächen so wenig wie möglich zu verwenden“, beschreibt Bradl seinen Eindruck. Bemerkenswert ist auch das Vertrauen, das Marquez zum Vorderreifen hat. „Er hat das Talent und das Gefühl dafür. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, aber er hat ein unglaubliches Gefühl für das Limit. Man sieht ihn auch noch kaum stürzen. Und sein Gefühl für das Limit ist eben etwas weiter oben als bei anderen Fahrern.“
Stefan Bradl: „Manchmal ist es ein wenig verrückt“
Evident wurde das im Qualifying für den Grand Prix von Tschechien. In den finalen Minuten fuhr Marquez zwei Runden mit Slicks bei einsetzendem Regen und war um mehr als zwei Sekunden schneller als die restliche MotoGP-Elite. Andere Fahrer, die ebenfalls Slicks probiert hatten, drehten in dieser Situation in Brünn das Gas zu und brachen die fliegende Runde ab. Dass es Marquez geschafft hatte, rief bei vielen Beobachtern Staunen hervor.
„Er hat die Wahrheit gesagt, als er im Parc Ferme gemeint hat, dass er zu viel riskiert hat“, blickt Bradl zurück. Er selbst hatte nach dem Aus in Q1 diese Runde in der Honda-Box auf den Monitoren beobachtet. „Aber das ist sein Charakter. Es ist seine Art, sein normales Leben zu führen. Wenn er auf dem Motorrad sitzt, gibt er immer 100 Prozent. Auch wenn es riskant war, hat er es zumindest versucht. Manchmal ist es ein wenig verrückt.“
Dieses Vertrauen und Gefühl für das Limit und speziell für den Vorderreifen ist auch Andrea Dovizioso aufgefallen. „Ich glaube, eine seiner Stärken ist es, hart zu bremsen, ein wenig zu rutschen und trotzdem die Linie zu halten“, meint der Ducati-Fahrer über Marquez. „Damit kann man in einer Kurve vielleicht eine halbe Zehntelsekunden finden.“ Zeit, die sich über die Renndistanz summiert und den Unterschied ausmachen kann.
Dovizioso hat Marquez diesbezüglich genau studiert. „Wenn wir beide mit dem Hinterreifen am Limit sind, dann ist ein halbes Zehntel wie eine halbe Sekunde. Er kann die Honda mit einem Slide am Hinterreifen fahren, geht gleichzeitig ein Risiko mit dem Vorderreifen ein, aber er kann die Linie halten. Unser Motorrad ist auf der Bremse sehr gut, aber ich kann nicht mit so einem Rutscher am Hinterrad bremsen. Ich glaube, dass dieser Rutscher das Gewicht etwas vom Vorderreifen nimmt. Mit unserem Motorrad funktioniert das nicht für mich.“
Text von Gerald Dirnbeck
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