Selten hat eine Strafe so viele Gemüter erhitzt wie diejenige gegen Valentino Rossi nach dem Großen Preis von Malaysia 2015.
Der „Sepang Clash“ und seine Folgen werden noch lange diskutiert werden. Valentino Rossi hat aufgrund der Strafpunkte, die ihm nach der Kollision mit Marc Marquez erteilt wurden, den Titel bereits verloren.
Doch die Kollision könnte weitere Folgen haben: Sollte Rossi auch 2016 um den Titel kämpfen, drohen ihm in den entscheidenden Rennen erneut Strafversetzungen.
Derzeit steht das Strafpunktekonto des neunmaligen Weltmeisters bei vier Punkten: Einen holte er sich beim Großen Preis von San Marino in Misano 2015 für eine Vergehen im Training ab. Dieser Punkt wird am 12. September 2016 gestrichen werden, ein Jahr nach dem Vergehen. Dann wird Rossi für drei Rennen (Aragon, Motegi und Phillip Island) wieder bei drei Punkten stehen – jenen drei Strafpunkten, die er für den „Sepang Clash“ erhalten hat. Sollte er sich während dieser drei Rennen auch nur einen weiteren Strafpunkt zu Schulde kommen lassen, müsste er wieder von ganz hinten starten.
Auch die FIM hat dieses Problem erkannt. Präsident Vito Ippolito verspricht bei ‚GPOne‘, dass der Motorrad-Weltverband sich beim nächsten Treffen dieser Angelegenheit widmen wird. „Das System ist doch unfair“, führt er aus. „Wenn Rossi einen weiteren Strafpunkt zu Beginn der Saison erhält, wird quasi nichts passieren. Aber wenn er den Punkt nach Misano erhält, müsste er wieder von ganz hinten starten. Dieses ganze System generiert einen Teufelskreis.“
Schlupflöcher als Gefahr
Die wahrscheinlichste Lösung ist, dass die Strafversetzungen künftig nur einmal gelten. Das heißt also, dass Rossi, nachdem er seine Strafe bereits beim Großen Preis von Valencia 2015 abgesessen hat, nicht wieder ans Ende der Startaufstellung versetzt werden kann, solange er Punkte auf dem Strafkonto hat. Die nächste Strafe würde ihm dann erst bei acht Punkten drohen, was einen Start aus der Boxengasse nach sich ziehen würde.
Diese ist laut ‚GPOne‘ die von der Dorna bevorzugte Lösung. Allerdings bietet auch diese Herangehensweise ein Schlupfloch: So könnte sich Rossi theoretisch dann mit voller Absicht einen Strafpunkt abholen, bevor seine drei Punkte aus Malaysia ablaufen. So könnte er ein weiteres knappes Jahr einer Strafversetzung entgehen, da sein Kontostand nicht den Wert null erreichen würde. Eine Reformation des Systems wird nicht nur deshalb schwierig. Dorna, FIM und IRTA haben jeweils unterschiedliche Vorstellungen, wie eine Reform aussehen könnte. Für Ippolito steht ein großes Stück Arbeit an.
Deshalb würde er am liebsten das gesamte Strafpunktesystem auf den Prüfstand stellen. Ginge es nach ihm, soll die Rennleitung künftig nur noch kleinere Vergehen wie Frühstarts, das Ignorieren von blauen Flaggen oder zu schnelles Fahren in der Boxengasse ahnden. Schwerere Verstöße würden dann von einem permanenten Expertengremium sanktioniert werden.
Text von Heiko Stritzke
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