Anfang August saßen die Piloten der Superbike-WM zum bisher letzten Mal auf ihren Maschinen, um in Sepang das zehnte Rennwochenende der Saison zu bestreiten.
Mehr als eineinhalb Monate mussten die Fahrer warten, bis es weitergeht. Am Wochenende steht das elfte Rennwochenende der Saison auf dem Plan. Gefahren wird in Jerez, dem vorletzten Europa-Event, bevor es nach Magny-Cours und Katar geht.
WM-Leader Jonathan Rea verpasste den vorzeitigen Titelgewinn in Sepang nur knapp. Der Kawasaki-Pilot reist mit 452 von 500 möglichen Punkten nach Jerez und hat 144 Zähler Vorsprung auf Ducati-Werkspilot Chaz Davies. Reas erster Superbike-WM-Titel ist bei 150 noch zu holenden Punkten nur noch Formsache. Entsprechend entspannt konnte der Brite die Sommerpause verbringen.
„Es war schön, in die Sommerpause zu gehen, doch nach zwei Wochen wollte ich wieder weitermachen. Nachdem ich die Meisterschaft in Sepang knapp verpasste, war es schade, sieben Wochen warten zu müssen, doch es war schön, Zuhause mit meiner Familie zu entspannen und reichlich Motocross zu fahren“, berichtet WM-Leader Rea. „Wir hatten im Winter gute Tests in Jerez. Ich fühlte mich im Januar von Beginn an wohl mit der Kawasaki. Seitdem konnten wir das Motorrad weiter verbessern. Wir waren mit unserem Paket in diesem Jahr so ziemlich überall konkurrenzfähig.“
Auf Sicherheit muss Rea bei den ausstehenden Rennen nicht mehr setzen. Es reichen sechs WM-Punkte, wenn Davies alle sechs ausstehenden Rennen gewinnen sollte. Deshalb kann Rea nach wie vor auf Sieg fahren. Siege strebt auch Kawasaki-Teamkollege Tom Sykes an, der mit Davies um den Vizetitel kämpft. Momentan werden die beiden Briten von 13 Punkten getrennt.
Sykes haderte im bisherigen Saisonverlauf mit der 2015er-Kawasaki, die weniger zum aggressiven Fahrstil passt als das Vorjahresmodell. „Ich sprach mit meinem Crewchief Marcel über kleine Änderungen, die mir helfen sollten. Ich bin gespannt auf Jerez. Nach dem Rennen haben wir am Montag einen Test, bei dem wir weiter am Paket arbeiten können“, bemerkt Sykes, der Davies noch einholen möchte.
Ducati möchte auch in Jerez siegen
Der Vizetitel wäre für Ducati und Davies ein Erfolg. Die Panigale war in dieser Saison schon für Siege auf unterschiedlichen Strecken gut. Nun sollen Siege in Jerez folgen: „Nach Sepang reiste ich für zehn Tage nach Bali, wo ich einen actionreichen Urlaub hatte. Seitdem war ich gut beschäftigt und verbrachte die Zeit mit verschiedenen Motorrädern“, schildert Davies.
„Ich freue mich auf das Wochenende und denke, dass wir zuversichtlich sein können, wenn wir uns die jüngsten Ergebnisse und die Vorjahresergebnisse in Jerez anschauen. Im vergangenen Jahr wurden unsere Schwächen in Jerez in den Vordergrund gerückt. Dennoch gelang es uns, aufs Podium zu fahren. Seitdem haben wir viel gelernt. Ich gehe optimistisch ins elfte Rennwochenende der Saison“, so der Ducati-Pilot.
Ducati-Testpilot Michele Pirro wird in Jerez die zweite Werks-Maschine bewegen. Der Italiener ersetzt Stammpilot Davide Giugliano, der nach seinem Sturz in Laguna Seca bis zum Saisonende ausfällt. „Ich fuhr im vergangenen Jahr zum letzten Mal in Jerez, doch auch ohne frische Erinnerungen kenne ich den Kurs sehr gut und hoffe, dass ich an diesem Wochenende stark bin“, erklärt Pirro, der momentan viel beschäftigt ist.
„Es ist eine stressige Woche für mich, wenn man bedenkt, dass ich am vergangenen Wochenende noch mit den Bridgestone-MotoGP-Reifen beim Misano-Grand-Prix fuhr und danach in Misano für Michelin testete. Nun steige ich auf die Panigale mit Pirelli-Reifen“, erklärt Pirro. „Ich hoffe, dass ich in den Auftakttrainings am Freitag keine Schwierigkeiten habe und mich schnell an das Motorrad und die Strecke gewöhnen kann.“
Gelingt dem Weltmeister noch ein Podium?
Gespannt sein darf man, ob es der Pata-Honda-Crew gelang, die Fireblade in der Sommerpause zu verbessern. Teamchef Ronald ten Kate ist überzeugt, dass Weltmeister Sylvain Guintoli bei den ausstehenden Rennen noch auf dem Podium steht. Ob der Franzose dem Team auch in der kommenden Saison treu bleibt, darf aktuell bezweifelt werden.
„Ich habe das Gefühl, wir hatten nach dem vergangenen Rennen in Sepang eine lange Winterpause und keine Sommerpause. Ich verbrachte die Zeit mit meiner Motocross-Maschine, doch es ist nicht das gleiche. Zudem habe ich nicht zu sehr gepusht, weil man sich schnell verletzt. Ich habe sehr intensiv trainiert, bin Motorrad gefahren und war Laufen“, schildert der Titelverteidiger, der als WM-Sechster zum elften Event der Saison reist.
„Jerez ist einer sehr schöner Kurs. Ich hatte in der vergangenen Saison gute Ergebnisse. Mein bisher letzter Besuch in Jerez war nicht so toll, denn im Winter verletzte ich mich bei einem Sturz“, erinnert sich Guintoli, der momentan 37 Punkte mehr auf seinem Konto hat als Teamkollege Michael van der Mark. Der Holländer wird auch 2016 für das Team antreten.
„Jerez hält sehr schöne Erinnerungen bereit, denn im vergangenen Jahr gewann ich dort den Supersport-WM-Titel“, blickt van der Mark zurück. „Die Jungs haben in der Zwischenzeit an den Problemen gearbeitet. Es war eine lange Pause, doch ich nutzte die Zeit, um hart zu trainieren und Motocross zu fahren.“
Hält Suzukis Aufwärtstrend an?
Der bisherige Saisonverlauf hielt für Crescent-Suzuki Höhen und Tiefen bereit. In Sepang lief es für das private Suzuki-Team besser als zuvor. Alex Lowes reist als WM-Neunter nach Jerez und freut sich, wieder auf sein Superbike zu steigen: „Meiner Meinung nach ist die Sommerpause zu lang, vor allem durch das Testverbot“, schimpft der Brite.
„Wir zeigten zuletzt solide Vorstellungen und ich hoffe, dass wir im Rest der Saison weiter steigern können. Den Kurs in Jerez kennen wir durch die Tests sehr gut. Ich mag das Layout. Es gibt tolle Kurven und ein paar harte Bremszonen. Die schnellen Kurven sind besser für mich und die Suzuki, doch wir werden hart arbeiten, um besser in und aus den langsamen Kurven zu kommen“, so der ehemalige BSB-Champion.
Teamkollege Randy de Puniet tat sich seit dem Saisonstart schwer, mit Lowes mitzuhalten. In der Fahrerwertung liegt der ehemalige MotoGP-Pilot nur auf Position 17. In Jerez muss er sich für die Zukunft empfehlen. „Ich fuhr in meiner Grand-Prix-Karriere von 1999 bis 2013 in Jerez und konnte Podestplätze einfahren und gute Ergebnisse feiern. Ich habe also gute Erinnerungen. Ich mag den Kurs, vor allem die ersten Kurven bis Kurve fünf, bevor es auf die Gegengerade geht. Die beiden finalen Rechtskurven sind sehr schnell. Es ist ein Kurs, der sehr viel Spaß bereitet.“
„Wir testeten zu Beginn des Jahres in Jerez. Damals verwendeten wir aber noch das andere Elektroniksystem. Ich mag den Kurs. Die Tests verliefen gut. Deshalb bin ich zuversichtlich. Bei den beiden Rennwochenenden vor der Sommerpause hatte ich ein besseres Gefühl für das Motorrad, vor allem für die Motorbremse. Bei der Traktionskontrolle und der Anti-Wheelie-Kontrolle müssen wir noch Fortschritte erzielen. Das wird vor allem in Jerez wichtig sein“, bemerkt de Puniet. „Ich hoffe, dass ich zu Beginn des Wochenendes das gleiche Gefühl habe wie bei den vergangenen Rennen.“
Text von Sebastian Fränzschky
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