Cal Crutchlow - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Cal Crutchlow hat in diesem Jahr im Hintergrund viel getestet

(Motorsport-Total.com) – „Ich habe Yamaha noch nie so hart arbeiten sehen“, sagt Testfahrer Cal Crutchlow.

Die abgelaufene Saison hat gezeigt, dass Fabio Quartararo mit stumpfen Waffen gegen Ducati gekämpft hat. Die restlichen Yamaha-Fahrer waren nie auf seinem Level und fuhren hinterher.

Über Jahre hat Yamaha das Testteam in Europa vernachlässigt. Weder mit Jonas Folger noch mit Jorge Lorenzo wurde ein großes Programm aufgezogen. Das änderte sich im vergangenen Jahr mit Crutchlow. In diesem Jahr wurde das Entwicklungsprogramm noch intensiviert.

„Bei meinen Tests sind 27 Ingenieure vor Ort“, schildert der Brite gegenüber der englischen Version von ‚motorsport.com‘. „Bei einem Test sind vier Garagen voller Sachen. Wir arbeiten hart, aber wir können ihnen nur Informationen geben und unser Gefühl mitteilen.“

„Man muss sie dann ihre Teile bringen lassen, damit sie Probleme lösen. Das machen sie. Fabios größtes Bedenken ist der Topspeed, aber damit kommen auch andere Probleme.“ Bei den Tests in den vergangenen Monaten zeigte sich, dass Yamaha mehr Leistung gefunden hat.

Das bestätigten auch Quartararo und Morbidelli im September beim Misano-Test. Aber zuletzt beim Valencia-Test war davon nichts zu spüren und stellte beide vor ein Rätsel. Auch bei einem neuen Chassis merkte Quartararo nicht den erhofften Unterschied.

„Das Problem, das ich habe“, sagt Crutchlow, „ist, wenn Franco und Fabio auf dem besten Grip der Welt testen.“ Denn nach einem Rennwochenende ist die Strecke in bestem Zustand. Auch wenn an einem Testtag alle Fahrer viele Runden drehen, gibt es viel Grip.

„Das Problem ist, dass sie dann nicht die gleichen Probleme sehen wie ich. Wenn sie auf einer Strecke mit weniger Grip oder bei einem normalen Rennwochenende sind, dann sehen sie viel mehr Probleme und versuchen das Yamaha zu erklären.“

„Ich versuche den Fahrern auch klarzumachen, dass das schwierig ist. Aber bei Yamaha arbeiten clevere Leute und sie verstehen, dass nach einem Rennwochenende überall Gummi liegt. Das ist perfekt für Michelin. Man spürt viel weniger Probleme“, hält Crutchlow fest.

„Und das ist in Misano passiert. Aber unsere Tests sind sehr gut gelaufen. Wir arbeiten wirklich sehr, sehr gut. Wir müssen mit dem Motorrad für das nächste Jahr aber noch ein paar Dinge anders machen. Positiv ist, dass sie den Topspeed gefunden haben, den wir brauchen.“

Yamaha probiert viele Dinge aus
Eine Woche vor Valencia hat Crutchlow zwei Tage in Jerez getestet. „Ich habe Fabio erzählt, was wir versuchen. Er meinte: ‚Zumindest bringen sie etwas, egal ob es funktioniert oder nicht‘. Und das stimmt. Sie sind motiviert und probieren Dinge aus. Ob sie funktionieren oder nicht, ist egal.“

„Ich muss evaluieren, ob sie funktionieren. Yamaha arbeitet sehr, sehr hart und das ist immer positiv. Ich glaube nicht, dass das Motorrad, das ich in Jerez getestet habe, das finale Motorrad sein wird. Ich kann nur testen, was sie mir bringen und Informationen geben.“

Crutchlow ist in seiner MotoGP-Karriere für Yamaha, Ducati und Honda gefahren. Er hat 178 Grands Prix bestritten und drei davon gewonnen. Dazu hat er immer noch den Speed, um in die WM-Punkteränge zu fahren. Deshalb ist er ein idealer Testfahrer.

Crutchlow: Quartararo umfährt so wie Marquez Probleme
„Wir dürfen nicht vergessen, dass Fabio nie ein anderes MotoGP-Bike gefahren ist. Er ist so talentiert und ähnlich wie Marc Marquez“, findet Crutchlow. „Er umfährt die Probleme. Er versteht das Problem, aber er fährt die Zeit auf eine andere Art und Weise.“

„Aber das wird nicht ewig so gehen. Wir müssen das Motorrad und das Paket für alle Fahrer verbessern. Yamaha nimmt das sehr ernst. Ich bin immer noch schnell und kann meine Arbeit sehr gut machen.“

„Ich hatte schon immer die Fähigkeit, etwas sehr rasch zu fühlen. Andere Fahrer brauchen dafür einen kompletten Tag. Ich glaube, deshalb hat mich Yamaha als Testfahrer ausgewählt. Das Problem ist, dass ich in der MotoGP nicht schnell genug war, um immer vorne dabei zu sein.“

„Die Jungs an der Spitze wollen immer so schnell wie möglich fahren. Der Rest kümmert sie nicht. Ich möchte das Motorrad für die Jungs, mit denen ich arbeite, besser machen. Wenn sie erfolgreich sind, dann ist das eine Freude für mich. So wie Fabio den WM-Titel im Vorjahr gewonnen hat.“

„Mein Job ist aber auch schwierig, denn wenn das Motorrad nicht besser wird, dann kann ich nichts tun, weil es an den Ingenieuren liegt, neue Teile zu bringen, die ich evaluieren kann. Aber ja, es ist eine wichtige Rolle, aber auch eine recht schwierige Rolle.“

Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Lewis Duncan

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