Toprak Razgatlioglu - © Motorsport Images

© Motorsport Images – BMW-Pilot Toprak Razgatlioglu fuhr zuletzt in einer eigenen Liga

(Motorsport-Total.com) – Toprak Razgatlioglus Wechsel von Yamaha zu BMW hat zu einer unerwarteten Situation geführt.

Mit der BMW M1000RR bildet Razgatlioglu eine derart harmonische Verbindung, dass sich beim WSBK-Wochenende in Donington lediglich die Frage stellte, wer Zweiter wird. Selbst im Lager von Razgatlioglu ist man überrascht, wie schnell man derart konkurrenzfähig werden konnte.

Bei Ducati, Kawasaki und Yamaha fragt man sich, wie man Razgatlioglu bei den kommenden Rennen herausfordern soll. Titelverteidiger Alvaro Bautista (Ducati) war auch in Donington keine Gefahr und kassierte beim WSBK-Wochenende in England lediglich 50 Prozent der Punkte, die Razgatlioglu einfuhr. In der Meisterschaft verlor Bautista den Anschluss an den WM-Leader.

Schaut man auf die Ergebnisse der BMW-Markenkollegen, dann wird klar, dass Razgatlioglu nicht auf Grund des überlegenen Materials dominiert. Teamkollege Michael van der Mark kam am Sonntag mit über 26 Sekunden Rückstand ins Ziel und wurde auf P12 gewertet.

Besser lief es bei Bonovo-Pilot Scott Redding, der als Vierter aber bereits mehr als 12 Sekunden Rückstand hatte. Bonovo-Teamkollege Garrett Gerloff erlebte ein enttäuschendes Wochenende.

Fakt ist, dass kein anderer BMW-Pilot Razgatlioglus Stil kopieren kann. Für die Superbike-WM ist eine derartige Dominanz aber keine gute Nachricht. Doch wie kann man die Rennen wieder spannender machen?

Wird die Superbike-WM erneut zur One-Man-Show?
In der jüngeren Vergangenheit sorgte die Dominanz von Alvaro Bautista dafür, dass die WSBK-Verantwortlichen die Regeln anpassten, um mehr die Rennen ausgeglichener zu machen. Schaut man sich die momentan etwas enttäuschenden Ergebnisse des Titelverteidigers an, dann muss man sich die Frage stellen, ob man dabei über das Ziel hinausgeschossen ist.

Bautista ist kein Freund von der Philosophie, den stärksten Fahrer oder Hersteller zu limitieren. Der Spanier wünscht sich stattdessen, dass man dazu übergeht, den Zurückliegenden gewisse Zugeständnisse zu machen, damit sie die Chance erhalten, den Rückstand aufzuholen.

Demzufolge lehnt Bautista die Idee ab, BMW demnächst zu limitieren: „Ich verstehe nicht, warum ein Fahrer bestraft werden muss, wenn er schnell ist. Ich bin nicht der Meinung, dass man ihn bestrafen sollte. Er arbeitete hart, um dieses Niveau zu erreichen.“

„Es ist nicht die Lösung, den Fahrer bestrafen, der schnell ist, egal ob es auf das Motorrad, den Fahrer oder etwas anderes zurückzuführen ist. Man muss arbeiten, um dorthin zu kommen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, weil ich aus einer anderen Meisterschaft komme und die Mentalität da anders ist“, spielt er auf seine Vergangenheit in der MotoGP an.

In der MotoGP gibt es keine Limitierungen sondern Zugeständnisse, um das eigene Niveau zu verbessern. Doch Ducati ist in der Superbike-WM zu erfolgreich, um Hilfestellung zu erhalten. Dank der konstant guten Ergebnisse der Ducati-Pilten sind Super-Concessions außer Reichweite.

Dass den Verfolgern von BMW dennoch jedes Mittel recht ist, wurde aber bereits in Donington klar. Am Samstag beantragte ein konkurrierendes Team die Überprüfung der Sitzeinheit an Razgatlioglus Motorrad. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Ducati dahinter steckte.

BMW modifizierte freiwillig den Sitz, um auf der sicheren Seite zu sein. An Razgatlioglus Dominanz änderte das nichts, denn auch am Sonntag fuhr der Türke seinen Gegnern auf und davon.

Macht sich Toprak Razgatlioglu bereits Sorgen, eingebremst zu werden?
Nach seinem Dreifach-Sieg in Donington wurde Razgatlioglu auf die Gefahr angesprochen, in Zukunft mit Limitierungen antreten zu müssen. Die Reaktion des Türken war eindeutig: „Die Ducati ist auf den Geraden schneller als die BMW. Wie soll die FIM da helfen?“

Razgatlioglu verweist auf die Dominanz der Ducati Panigale V4R, die seit ihrem Debüt in der Saison 2019 viele Siege einfuhr. „2019 sahen wir, wie die Ducati mit 15 oder 13 oder 20 Sekunden Vorsprung die Rennen gewann. Und auch in den zurückliegenden drei oder vier Jahren hatte Ducati viel zu feiern. An diesem Wochenende war ich richtig stark, doch vielleicht ändert sich das bereits am kommenden Wochenende. Es ist zu zeitig, wir sollten etwas abwarten“, bemerkt Razgatlioglu.

Die dominanten Siege haben Razgatlioglu keinen Spaß gemacht. „Der Vorsprung ist zu groß, doch ich sagte drei Jahre auch nichts gegen Ducati. Und jeder sah, wie schnell das Motorrad auf den Geraden war. Jeder weiß, dass es das beste Bike in diesem Paddock ist“, stellt er klar.

Im vergangenen Jahr quetschte Razgatlioglu die Yamaha R1 bis aufs Letzte aus, um mit Alvaro Bautista mitzuhalten. Dennoch zog er oft den Kürzeren.

„Ich musste hart kämpfen, doch Ducati gewann mühelos die Rennen. Jetzt kann ich mühelos Rennen gewinnen. Warum sollte die FIM jetzt mein Motorrad anfassen? Wir sollten abwarten. Ducati hatte lange Freude, jetzt bin ich dran“, erklärt Razgatlioglu und gibt seinen Gegnern einen Tipp: „Vielleicht sollten die anderen Fahrer härter pushen.“

Text von Sebastian Fränzschky

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