oprak Razgatlioglu - © Yamaha

© Yamaha – oprak Razgatlioglu hat nach einer neuen Herausforderung gesucht

(Motorsport-Total.com) – Zwischen den WSBK-Events in Barcelona und Misano verkündete BMW, dass man sich für die WSBK-Saison 2024 die Dienste von Ex-Champion Toprak Razgatlioglu gesichert hat. Razgatlioglu verlässt Yamaha am Saisonende nach vier gemeinsamen Jahren.

Auf dem Papier ist der Wechsel für den Türken ein Abstieg, denn BMW ist momentan Letzter der Herstellerwertung und schaffte als einziger der fünf beteiligten Hersteller noch kein Podium in der laufenden Saison.

Bisher feierte BMW in der Superbike-WM bisher 13 Laufsiege. Zum Vergleich: Razgatlioglu hat in den zurückliegenden dreieinhalb Jahren mit Yamaha bereits 31 Laufsiege eingefahren. BMW konnte seit der werksseitigen Rückkehr in der Saison 2019 erst ein Rennen (Michael van der Mark, Superpole-Rennen in Portimao 2021) gewinnen.

Warum Toprak Razgatlioglu kein Interesse an Ducati hatte
Warum hat sich Razgatlioglu auf den Wechsel eingelassen? „Es dreht sich nicht alles ums Geld“, stellt der Türke gegenüber der offiziellen Website der Superbike-WM klar. „Die Leute trauen BMW keine Siege zu. Ich möchte allen zeigen, dass die BMW ein siegfähiges Motorrad ist“, nennt Razgatlioglu die Herausforderung, die ihn motiviert.

„Die Ducati ist das beste Motorrad im Fahrerlager der Superbike-WM. Wenn ich zu Ducati gegangen wäre, hätte ich die Meisterschaft gewonnen. Es wäre nichts Besonderes für mich gewesen. Deshalb gehe ich zu BMW“, begründet der Superbike-Champion der Saison 2021.

Bereits beim Wechsel von Kawasaki zu Yamaha gab es kritische Stimmen, doch Razgatlioglu verhalf Yamaha bereits in seiner zweiten Saison zum ersten Titel seit Ben Spies 2009 und ließ die Kritiker verstummen.

„Yamaha gewann zwölf Jahre lang nicht die Meisterschaft und wurde dann erneut Champion. Ich werde zu BMW gehen, die noch nie die Weltmeisterschaft gewinnen konnten. Mein großer Traum ist es, mit BMW Weltmeister zu werden. Das ist das große Ziel“, so Razgatlioglu.

Jonathan Rea: Ist Toprak Razgatlioglu das fehlende Puzzlestück für BMW?
Rekord-Champion Jonathan Rea kann sich vorstellen, dass Toprak Razgatlioglu und BMW erfolgreich sein können. „Es ist für alle ein aufregender Wechsel, für die Meisterschaft, für Toprak“, kommentiert Rea. Während sich Kawasaki in letzter Zeit schwer tat, scheint das Potenzial bei BMW deutlich höher zu sein, auch wenn die Ergebnisse das noch nicht bestätigen.

„BMW ist ein Hersteller, der sehr engagiert ist“, erkennt Rea. „Das wird deutlich, wenn man sich anschaut, wie viele neue Versionen vom Motorrad sie innerhalb eines kurzen Zeitraums gebracht haben, um konkurrenzfähig zu sein.“

„Toprak verfügt über unglaublich viel Talent und ist super schnell. Vielleicht ist er die fehlende Verbindung, um BMW an die Spitze zu bringen. Ich bin mir sicher, dass es eine aufregende Herausforderung sein wird für ihn“, bemerkt Rea.

Alvaro Bautista: „Es ist keine verrückte Idee“
Auch Weltmeister Alvaro Bautista kann die Beweggründe für den Wechsel nachvollziehen. „Es ist immer schwierig, das von außen betrachtet zu beurteilen. Ich halte es aber nicht für eine verrückte Idee, das Team zu wechseln“, kommentiert Bautista.

„Toprak kennt die Yamaha sehr gut und weiß sehr gut, wie hoch das Potenzial ist. BMW arbeitet daran, konkurrenzfähig zu sein. Sie wollen stärker werden. Es ist ein gutes Signal, dass sie Toprak verpflichtet haben. Das zeigt, dass sie um Siege kämpfen wollen. Er ist einer der besten Fahrer der Meisterschaft. Sie werden sehr hart daran arbeiten, ein konkurrenzfähiges Motorrad zu bauen“, ist Bautista überzeugt.

Doch Razgatlioglus Verpflichtung ist für BMW auch ein Risiko, denn wenn auch Razgatlioglu mit der BMW hinterher fährt, dann rückt das die M1000RR in ein schlechtes Licht. „Wenn es bei einem Fahrer von seinem Kaliber nicht läuft, dann ist das auf das Motorrad oder das Team zurückzuführen. Toprak ist ohne Zweifel bereit, um Siege zu kämpfen. Ich denke, es war eine gute Entscheidung von Toprak“, so Bautista.

Gespannt sein darf man, wie gut der extreme Stil von Razgatlioglu mit dem BMW-Superbike harmoniert. Garrett Gerloff war optimistisch, doch Scott Redding hat einige Zweifel. „Wenn Toprak seinen Stil anwenden kann, dann wird er auch sehr schnell sein“, bemerkt Bautista.

Dass ein Wechsel auch schiefgehen kann, sah man bei Bautistas Wechsel von Ducati zu Honda. Doch der Vergleich hinkt, meint Bautista: „Es ist ganz anders als bei mir vor drei Jahren. Damals hatten wir noch kein Motorrad und mussten bei Null beginnen. BMW hingegen war in der Vergangenheit gut. Sie holten mit Sykes einige gute Ergebnisse. Sie waren auf einigen Strecken auf eine Runde ziemlich schnell.“

Carl Fogarty grübelt, ob Scott Redding der richtige Fahrer war
Für Superbike-Ikone Carl Fogarty war der Razgatlioglu/BMW-Deal ebenfalls eine große Überraschung. Fogarty musste in seiner Karriere die Erfahrung machen, dass ein Wechsel auch Risiken mit sich bringt, als er von Ducati zu Honda ging und nach nur einem Jahr zurückkehrte.

„Für mich war es eine Art Schock“, kommentiert „Foggy“ den Wechsel von Razgatlioglu zu BMW. „BMW ist ein großer Hersteller und die Motorräder sind gut. Ich bin mir nicht sicher, ob das Paket mit den bisherigen Fahrern harmoniert oder nicht“, grübelt er.

„Das wird sich im kommenden Jahr mit Toprak zeigen. Darauf freue ich mich, denn er verfügt über sehr viel Talent. Mal sehen, was er ausrichten kann. BMW will Rennen gewinnen und Scott konnte sich bisher nicht richtig in Szene setzen“, erkennt Fogarty.

Offen ist, wie es bei Redding weitergeht. Der Brite muss sich bis zum 15. Juli entscheiden, ob er bei BMW bleiben möchte oder ob sich die Wege trennen.

Text von Sebastian Fränzschky

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