Brad Binder - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Enges Duell in Assen: Brad Binder (KTM) vs. Fabio Quartararo (Yamaha)

(Motorsport-Total.com) – Erstmals seit Einführung der MotoGP-Sprints hat Fabio Quartararo eines dieser kurzen Rennen in den Top 3 abgeschlossen.

Auf dem TT Circuit Assen in den Niederlanden war es am Samstag soweit. Dabei war Quartararo mit seiner Werks-Yamaha eigentlich als Vierter ins Ziel gekommen.

Weil aber der hinter Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) und Francesco Bagnaia (Ducati) als Dritter über die Linie gefahrene KTM-Pilot Brad Binder eine Drei-Sekunden-Strafe auferlegt bekommen hat, ist Quartararo im Ergebnis des Assen-Sprints vom vierten auf den dritten Platz nach vorn gerückt. Binder ist mit der Zeitstrafe auch noch hinter Aleix Espargaro (Aprilia) abgerutscht.

Der Grund für Binders Strafe: In der letzten der 13 Runden hat er ausgangs der Stekkenwal-Kurve (Kurve 8) minimal die Tracklimits überschritten. Zuvor hatte er sich aus dem gleichen Grund schon eine Verwarnung eingefangen.

Aus der Verwarnung wurde mit dem letzten Verstoß eine Long-Lap-Penalty. Weil es sich aber um die letzte Runde handelte, konnte Binder die Long-Lap-Penalty nicht mehr antreten. Deshalb wurden ihm drei Sekunden auf seine Rennzeit addiert.

Bei Binders finalem Tracklimit-Verstoß ausgangs „Stekkenwal“ ging es um wenige Zentimeter, man könnte fast schon sagen Millimeter, die er für einen ganz kurzen Moment auf der grün lackierten Fläche neben dem Randstein fuhr.

In Kombination mit der Verwarnung von vorher war diese winzige Überschreitung aber ausreichend, dass der KTM-Pilot den dritten Platz verloren hat.

Binder von Strafe überrascht
„Abgesehen von der Kleinigkeit am Ende war das heute einer meiner besten Samstage“, sagt Binder und kommt auf die Strafe zu sprechen: „Leider habe ich auf meinem Dashboard übersehen, dass ich schon eine Verwarnung hatte.“

„Deshalb war mir nicht klar, dass ich beim Berühren der grünen Fläche eine Long-Lap bekomme. Abgesehen davon war mir auch gar nicht klar, dass ich die grüne Fläche überhaupt berührt habe. Aber es ist, wie es ist. Morgen werde ich besser aufpassen“, so der KTM-Pilot.

Dazu muss man wissen: Für die zu Saisonbeginn 2023 eingeführten Sprints gelten bezüglich Tracklimit-Verwarnungen und -Strafen andere Regeln als sie für Grands Prix gelten. Im Sprint nämlich gibt es schon bei der ersten Missachtung eine Verwarnung und beim dritten Vergehen eine Long-Lap-Penalty.

Im Grand Prix gibt es erst nach der dritten Missachtung die erste Verwarnung und bei einem weiteren Vergehen eine Long-Lap-Penalty. In beiden Fällen gilt: Kommt die Long-Lap-Penalty aufgrund eines Vergehens in der letzten Runde, dann werden drei Sekunden auf die Rennzeit addiert.

Quartararo von Strafe gegen Binder überrascht
Fabio Quartararos erste Reaktion im Parc Ferme nach dem Sprint lautete: „Ich freue mich sehr, aber für Brad tut es mir leid. Vor ein paar Jahren ist mir in Misano das Gleiche passiert.“ Dass dies am Samstag in Assen auch Binder widerfahren ist, das hat der Yamaha-Star – genau wie Binder selber – zunächst gar nicht realisiert.

„Ich hatte keine Ahnung. Ich hatte mir selber eine Verwarnung für Tracklimits eingefangen. Von da an habe ich einfach versucht, nicht mehr auf das Grün zu kommen. Für [Binder] tut es mir leid, aber für mich ist es natürlich besser“, so Quartararo in der Pressekonferenz.

„Ich bin nicht derjenige, der über die Tracklimits entscheidet. Heute ist die Entscheidung für einmal zu meinen Gunsten ausgefallen“, so Quartararo.

Bei dem zuvor von Quartararo angesprochenen Tracklimit-Verstoß in Misano handelte es sich um den Grand Prix der Emilia-Romagna 2020. Damals war es der Franzose (damals auf Petronas-Yamaha), der einen dritten Platz verlor, und zwar an einen damaligen KTM-Piloten (Pol Espargaro). Am Samstag in Assen war es bezogen auf die Marken nun umgekehrt.

Assen bezüglich Tracklimits besonders kritisch
Insgesamt wurden im Assen-Sprint neun Verwarnungen aufgrund von Tracklimit-Verstößen ausgesprochen. Marco Bezzecchi und Francesco Bagnaia, die auf P1 und P2 ins Ziel kamen, waren nicht betroffen. Beide sind sich der Problematik aber voll bewusst. Und beide stellen heraus, dass der TT Circuit Assen besonders kritisch ist, wenn es darum geht, die Tracklimits einzuhalten.

„In Kurve 8 versuchst du möglichst geradeaus auf die folgende Gerade zu beschleunigen“, spricht „Pecco“ Bagnaia jene Kurve an, in der sich Binder in der letzten Runde die Strafe eingefangen hat. Das Problem: Wenn man geradeaus aus dieser Kurve beschleunigt, kommt man fast zwangsläufig auf die grüne Fläche neben dem Randstein, weil der Randstein der Strecke folgt. Die macht an dieser Stelle einen Knick nach rechts und dann wieder nach links.

„Wenn wir hier die Tracklimits überschreiten, denn immer in Kurve 8 oder in der letzten Kurve“, sagt auch Bezzecchi und meint: „Das ist einfach die Charakteristik dieser Strecke. Wir müssen uns darauf einstellen. Ich selber bin in den Trainings oft auf die grünen Flächen gekommen. Im [Sprint-]rennen war es nicht einfach, das zu managen.“

Und Weltmeister Bagnaia fügt abschließend noch hinzu: „Ich habe in meiner ganzen Karriere bislang nur eine einzige Long-Lap-Penalty aufgrund von Tracklimits kassiert. Das war genau auf dieser Strecke hier.“

Text von Mario Fritzsche, Co-Autor: Gerald Dirnbeck

Motorsport-Total.com
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter

Dieser Beitrag wurde unter Racing abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert