(Motorsport-Total.com) – Es ist unbestreitbar, dass Francesco Bagnaia die MotoGP-Saison 2025 nicht wie erwartet begonnen hat – weder für ihn selbst noch für viele Fans.
Während viele ein Duell zwischen ihm und seinem neuen Teamkollegen Marc Marquez erwartet hatten, hat der Neuankömmling im Ducati-Werksteam von Beginn an dominiert. Währenddessen kämpft der Italiener mit Schwierigkeiten.
Marquez hat die ersten beiden Rennen der Saison in Thailand und Argentinien mit Polepositions und Siegen sowohl im Sprint als auch im Hauptrennen für sich entschieden. Mit 74 von 74 möglichen Punkten führt er die Gesamtwertung an, gefolgt von Alex Marquez, der ebenfalls einen traumhaften Saisonstart erlebt.
Bagnaia hingegen erlebte das genaue Gegenteil. Der Weltmeister von 2022 und 2023 muss sich bislang mit der Rolle des dritten Herausforderers begnügen und hat lediglich 43 Punkte auf seinem Konto. Diese holte er durch zwei dritte Plätze in Buriram – ein Wochenende, an dem er deutlich hinter den Marquez-Brüdern lag.
In Termas de Rio Hondo, wo er auf Besserung hoffte, lief es noch schlechter: Dritter im Sprint und Vierter im Hauptrennen, nachdem ihn Franco Morbidelli überholt hatte.
Rückkehr zur GP24 steht für Bagnaia im Raum
Damit ist klar, dass der Start in die Saison 2025 für Bagnaia nicht wie erhofft verlaufen ist. Da er das richtige Fahrgefühl mit der neuen Ducati nicht finden konnte – ein Modell, das das Werksteam von Borgo Panigale in der Vorsaison verworfen hatte -, ging er mit offenen Baustellen in den ersten Grand Prix des Jahres.
Seitdem wechselte er zwischen einer „Version 24.9“ der Ducati und einer laut eigenen Angaben „Version 24.7“. Nach dem Rennen in Argentinien gab er sogar zu, dass er überlegt, zur GP24 zurückzukehren, mit der er 2024 elf Hauptrennen gewann.
Angesichts dieser Situation könnte man meinen, es laufe für Bagnaia schlecht. Doch wenn man sich die Zahlen ansieht, fährt er den besten Saisonstart seit seinem MotoGP-Debüt.
Der Italiener ist nun seit sieben Jahren in der Königsklasse, seit er 2019 in die MotoGP aufstieg. In dieser Zeit hatte er nach den ersten zwei Saisonevents nie so viele Punkte – weder in den Hauptrennen noch seit der Einführung der Sprintrennen im Jahr 2023. Ein Blick auf die folgende Tabelle zeigt dies deutlich.
Wie man sieht, ist Bagnaia noch nie so gut in eine Saison gestartet. Nach seinen ersten beiden Jahren, in denen er noch nicht für das Ducati-Werksteam fuhr, konnte er erst 2021 mit einem Podium (3. Platz in Katar) richtig durchstarten.
2022 begann er denkbar schlecht: ein Ausfall in Losail nach einem Unfall mit Jorge Martin und ein 15. Platz in Indonesien. 2023 und 2024 gewann er zwar die Auftaktrennen in Portugal und Katar, doch 2023 wurde er beim folgenden Rennen in Termas nur 16., und 2024 schied er in Portimao nach einem Crash mit Marquez aus.
Konstant, aber mit mehr Rückstand als zuvor
Im Vergleich dazu hat Bagnaia in diesem Jahr eine bislang unbekannte Konstanz gefunden: drei Podiumsplätze und ein vierter Platz in vier Rennen- mit zwei Punkten mehr als 2023 und sechs mehr als 2024. Betrachtet man nur die Hauptrennen, so hat er mit 29 Punkten seinen bisherigen Bestwert von 2021 übertroffen.
Sein Saisonstart könnte also auch positiv gesehen werden. Da Bagnaia traditionell eher schwach in eine Saison startet – insbesondere in Sprintrennen -, hat er diesmal Stürze vermieden und in für ihn schwierigeren Rennen Schadensbegrenzung betrieben.
Aber warum wird dann der Eindruck vermittelt, dass sein Saisonstart schlecht ist? Die Antwort liegt in seinem Rivalen: Marquez war in den ersten Rennen so dominant und gnadenlos, dass er seinem Teamkollegen keinen Spielraum für Fehler oder Schwächen lässt. Dadurch wirkt dessen Rückstand umso größer.
Tatsächlich ist eine Statistik für ihn besorgniserregend: Obwohl er seinen besten Saisonstart erlebt, war Bagnaia nach den ersten zwei Rennwochenenden noch nie so weit von der WM-Führung entfernt, seit er für das Ducati-Werksteam fährt.
Nun bleibt abzuwarten, was beim nächsten Grand Prix in Austin passiert. Einerseits kann Bagnaia zuversichtlich bleiben, da er noch nie so viele Punkte nach zwei Rennen hatte und mit seinem Team an Lösungen arbeiten kann. Andererseits wächst der Druck, da Marc Marquez seine Dominanz weiter ausbauen könnte.
Ducati-CEO Claudia Domenicali hat jedenfalls weiter großes Vertrauen in Bagnaia. „Ich denke, dass Pecco die Saison mit zwei Rennen begonnen hat, die ihm nicht besonders gelegen haben“, sagt der Italiener im Gespräch mit GPOne.com.
„Er hat die Wintertests mit einigen Problemen beendet, die nicht an ihm lagen, sodass wir sein wahres Potenzial noch nicht gesehen haben. Ich bin überzeugt, dass wir es in den kommenden Rennen sehen werden – vielleicht noch nicht in Austin. Aber ich glaube, dass wir ab Katar eine andere Meisterschaft erleben werden.“
Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Ruben Carballo Rosa
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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