(Motorsport-Total.com) – Ducati-Werkspilot Jack Miller ist in der MotoGP-Saison 2021 mit Verspätung, aber Bestimmtheit in Fahrt gekommen.
Direkt nach seinem ersten Saisonsieg beim trockenen Grand Prix von Spanien in Jerez hat „Jackass“ am Sonntag auch den bei wechselhaften Bedingungen als Flag-To-Flag-Rennen ausgetragenen Grand Prix von Frankreich in Le Mans gewonnen.
Auf dem Weg zu seinem zweiten Saisonsieg pflügte Miller einmal durchs Kiesbett und musste zudem gleich zweimal den Umweg in Form der Long-Lap-Penalty fahren. Grund für die doppelte Strafe: Als er zum Wechsel auf das mit Regenreifen ausgestattete zweite Motorrad in die Box kam, war er am Eingang der Boxengasse deutlich zu schnell.
60 km/h sind in der Boxengasse erlaubt, Miller wurde mit 74 km/h „geblitzt“ und scherzt nach dem Rennen: „Diese alten Radarfallen hier in Frankreich erwischen mich immer wieder.“ Der wie so viele MotoGP-Piloten in Andorra wohnende Ducati-Pilot fährt üblicherweise mit dem Auto nach Le Mans und wieder nach Hause. Dabei erlebte er im vergangenen Jahr eine unschöne Überraschung.
Im Kiesbett mehr Grip als auf der Strecke
Das Flag-To-Flag-Rennen am Sonntag bezeichnet Miller rückblickend als „hektisch“ und „in erster Linie mental anstrengend“. Letzten Endes hat er es trotz seines Ausflugs ins Kiesbett von Kurve 9 und seiner doppelten Strafrunde mit knapp vier Sekunden Vorsprung auf Pramac-Ducati-Pilot Johann Zarco und 14 Sekunden vor Polesetter Fabio Quartararo (Yamaha) gewonnen.
Zum Zeitpunkt seines Ausrutschers ins Kiesbett war Miller in ein Duell mit Quartararo um die Führung verstrickt, als es gerade begann, heftig zu regnen. Die beiden waren mit Slicks unterwegs und berührten sich in Kurve 6. Auf der Gegengerade fuhren sie laut Miller „in eine Wand von Regen“.
Quartararo lag vorn und machte behutsam. Bei Miller direkt dahinter blockierten in Kurve 9 beide Räder und er fuhr geradeaus. „Ich habe da einfach mit aufgerichtetem Bike das Kiesbett anvisiert, weil ich wusste, dass ich dort zumindest ein bisschen Grip haben würde“, erklärt er.
Nach dem Motorradwechsel lag der spätere Sieger zunächst an vierter Stelle hinter dem zu diesem Zeitpunkt führenden Marc Marquez (Honda) sowie Quartararo und Alex Rins (Suzuki). In der Dunlop-Schikane ging Rins direkt vor Miller zu Boden. „Ich sah ihn auf der Kuppe stürzen und hatte dann nur noch Fabio und Marc vor mir. Das Rennen war noch lang und ich hatte genug Zeit zum Aufholen. Dann ist Marc gestürzt, aber Fabio war richtig gut unterwegs“, so Miller.
Bei doppelter Long-Lap-Penalty kaum Zeit verloren
Seine Aufholjagd hinter Quartararo musste Miller aufgrund seiner doppelten Strafe für die Geschwindigkeitsübertretung in der Boxengasse zwischenzeitlich unterbrechen, hat dabei aber weniger Zeit verloren als befürchtet. Die Strafe „konnte ich erst gar nicht glauben und dachte, es wurde die falsche Startnummer gezeigt“, bemerkt er.
Dann aber trat Miller die Strafe doch zweimal an, war sich aber unsicher ob des Grips in der Strafspur: „Ich wusste noch, wie der ältere Asphalt dort in der Vergangenheit ziemlich rutschig war. An diesem Wochenende hatte ich mir das aber überhaupt nicht angeschaut. Und dann musste ich gleich zweimal dort entlang fahren. Ich bin mir sicher, dass meine zweite Long-Lap deutlich besser war als die erste.“
Unmittelbar darauf holte Miller den führenden Quartararo zügig wieder ein und ging noch vor Halbzeit des 27-Runden-Rennens mühelos in Führung. Wenig später musste auch Quartararo aufgrund eines Vergehens eine Long-Lap-Penalty antreten.
Die Strecke drohte in der zweiten Rennhälfte soweit abzutrocknen, dass eventuell ein zweiter Motorradwechsel notwendig geworden wäre. Um sicherzugehen, dass seine Crew darauf vorbereitet ist, gab Miller Zeichen mit dem rechten Bein.
„Ich wollte da einfach sichergehen, dass das Team für den Fall der Fälle bereit ist, denn ich war mir einfach nicht sicher“, erklärt Miller in Anspielung auf die Bedingungen. Letzten Endes aber fuhren doch alle mit den Regenreifen ins Ziel und der Australier in Diensten das Ducati-Werksteams brachte seinen zweiten Saisonsieg in trockene Tücher.
„Sorry“ von Quartararo: Miller macht doch wieder „Shoey“
Und: Anders als in Jerez feierte Miller seinen Sieg auf dem Podium diesmal doch wieder mit dem „Shoey“ – dem Trinken des Champagners aus dem eigenen Rennstiefel. Nach seinem Jerez-Sieg hatte er noch erklärt, diese Zeremonie nicht mehr machen zu wollen, weil Quartararo zuvor in einer Pressekonferenz gesagt hatte, dass der „Shoey“ von Formel-1-Pilot Daniel Ricciardo erfunden wurde.
Warum Miller nun in Le Mans doch wieder mit „Shoey“ gefeiert hat, erklärt Quartararo, der als Dritter mit auf dem Podium stand und ebenfalls aus dem Stiefel des Siegers trank. „Ich habe da in der Pressekonferenz einen Fehler gemacht. Ich dachte, mein Kumpel Ricciardo hätte das erfunden, dabei war er [Miller] derjenige, der das zuerst gemacht hat. Deshalb war das heute gewissermaßen ein Sorry von mir. Ich muss aber sagen, so gut hat es gar nicht geschmeckt“, so Quartararo.
Ergebniss FrenchGP, Frankreich 2021 in Le Mans
Text von Mario Fritzsche
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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