Francesco Bagnaia - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Francesco Bagnaia feiert seinen Assen-Sieg – Jorge Martin applaudiert

(Motorsport-Total.com) – Schnellster in beiden Freitagstrainings, Schnellster im Samstagstraining, Schnellster im Qualifying und damit der Polesetter, Start/Ziel-Sieg mit schnellster Rennrunde im Sprint und auch noch Start/Ziel-Sieg mit schnellster Rennrunde im Grand Prix: Für Ducati-Werkspilot Francesco „Pecco“ Bagnaia hätte das MotoGP-Wochenende in Assen 2024 nicht besser laufen können.

„Rein vom Ergebnis her war das mein bestes MotoGP-Wochenende“, gibt Bagnaia nach seiner lupenreinen Vorstellung auf dem TT Circuit Assen in den Niederlanden zu. Mit Sprint-Sieg und Grand-Prix-Sieg hat er das geschafft, was er schon am vorherigen Rennwochenende (Mugello) geschafft hat.

Und: Wäre Bagnaia am Rennwochenende vor Mugello, nämlich Barcelona, nicht im Sprint in der letzten Runde in Führung liegend gestürzt, dann hätte er auch dort schon das Doppel aus Sprint- und Grand-Prix-Sieg geschafft.

Dass er nun am Assen-Wochenende direkt im ersten Freien Training am Freitag der Schnellste war, das hatte es bis dahin in Bagnaias bisheriger Karriere in der Königsklasse (seit 2019) noch nie gegeben. „Das war wirklich unglaublich!“, muss der zweimalige MotoGP-Weltmeister selber über sein perfektes Wochenende staunen.

Bagnaia staunt selber über „unfassbare“ Steigerung
„Wir haben es vom ersten Moment an auf die bestmögliche Art und Weise in Angriff genommen. Unsere Basis war dabei das Vorjahr. Das hat richtig gut funktioniert, denn ich hatte vom Beginn des Wochenendes an ein fantastisches Gefühl. Ich muss mich dafür wirklich bei meinem Team bedanken“, so Bagnaia.

„Mein Rennen heute war 30 Sekunden schneller als das im vergangenen Jahr. Das heißt, dass ich in jeder Runde ungefähr eine Sekunde schneller war“, vergleicht der Ducati-Werkspilot seine Assen-Siege 2024 und 2023. „Ja, im vergangenen Jahr war es ein bisschen heißer und die Reifen waren ein bisschen langsamer. Trotzdem ist das unglaublich“, sagt er.

Und Bagnaia zieht noch einen weiteren Vergleich: „Im vergangenen Jahr war eine Zeit von 1:31.8 Minuten noch gut genug für die zweite Startreihe. Diesmal habe ich eine 1:31.8 sogar im Rennen geschafft. Das ist unfassbar!“

Eines steht für Bagnaia aber zweifelsfrei fest: „Präzise fahren kannst du nur, wenn du konkurrenzfähig bist. Wenn du alles unter Kontrolle hast, kannst du sehr präzise fahren und damit ein Rennen bestimmen. Wenn du aber nicht schnell bist, dann ist es schwer, an der Präzision zu arbeiten.“

Jorge Martin: „Keine Ausrede“ für Assen-Niederlage
Mit 3,6 Sekunden Rückstand als Zweiter kam Jorge Martin ins Ziel des Grand Prix der Niederlande 2024. Der Spanier ist damit zum 50. Mal in seiner Karriere in der Motorrad-WM (seit 2015) auf das Podium gefahren. Gegen Bagnaia hatte er aber kein Rezept. „Ich habe heute keine Ausrede. Ich kann ‚Pecco‘ zu seiner Leistung nur gratulieren. Das war wirklich unglaublich“, sagt Martin.

Mit seinem zweiten Platz ist Martin, dessen Vorsprung auf Bagnaia in der MotoGP-Gesamtwertung 2024 auf zehn Punkte geschrumpft ist, zufrieden: „Der zweite Platz war heute das Maximum. Schwierig war die Reifenwahl. Im ersten Freien Training hatte ich den Medium-Vorderreifen ausprobiert und hatte damit kein gutes Gefühl. Der Soft war keine Option und mit dem Hard-Reifen kam ich gestern überhaupt nicht zurecht. Also musste ich den Medium nehmen. Und ich muss sagen, der hat richtig gut funktioniert.“

Damit spricht Martin auf die Wahl seiner Reifenmischung für das Vorderrad an. Alle anderen in den Top 7 der Startaufstellung – und auch Enea Bastianini, der vom zehnten Startplatz bis auf das Podium fuhr – hatten sich für den harten Vorderreifen entschieden. Für Martin funktionierte der Medium gut. Gegen Wochenend-Dominator Bagnaia hatte er trotzdem keine Chance.

Und Martin ist überzeugt, dass das auch ohne seine Gridstrafe nicht anders gewesen wäre. Auf Nachfrage, ob er ohne die Rückversetzung aus der ersten in die zweite Startreihe hätte gewinnen können, antwortet der WM-Spitzenreiter: „Nein, das glaube ich nicht.“

„Ich glaube nicht, dass ich heute, oder überhaupt an diesem Wochenende, irgendeine Chance gehabt hätte. Im Qualifying war ich vielleicht noch am nächsten dran. Da hätte ich vielleicht eine etwas bessere Rundenzeit fahren können, aber im Rennen war das unmöglich. ‚Pecco‘ war auf einem anderen Level“, zollt Martin seinem WM-Rivalen Respekt.

Bagnaia lobt niederländische Fans: „Eine Inspiration“
Und Bagnaia, der an seinem von Anfang bis Ende perfekten Assen-Wochenende aus dem Strahlen gar nicht mehr herauskam, denkt in seiner Freude auch an die Zuschauer.

Schon nach seinem Sprint-Sieg am Samstag sagte Bagnaia: „Was ich an Assen so sehr liebe? Dass sie hier jeden anfeuern, nicht nur ihre eigenen Landsleute. Das kann natürlich daran liegen, weil es aktuell keinen MotoGP-Piloten aus den Niederlanden gibt. Aber der Jubel, den die Zuschauer uns Fahrern schenken, der ist wirklich für alle gleich.“

„Ich mag es nicht, wenn Leute einfach nur ihre eigenen Landsleute anfeuern“, gibt Bagnaia unumwunden zu. Und genau das kreidet der Italiener durchaus auch den italienischen Fans an: „Was in Mugello passiert ist, das hat mir nicht gefallen. Ebenso hat es mir nicht gefallen, was in Barcelona passiert ist. Was hingegen hier [in Assen] passiert, das sollte eine Inspiration sein.“

Das diesjährige MotoGP-Wochenende in Assen war laut Angaben von MotoGP-Promoter Dorna Sports das am besten besuchte Rennwochenende der Dutch TT seit 29 Jahren. Zusammengerechnet wurden diesmal im Verlauf der drei Tage 192.554 Zuschauer gezählt.

Text von Mario Fritzsche, Co-Autor: Gerald Dirnbeck

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