Valentino Rossi ist ein Mann der Rekorde. Mit seinem Sieg in Assen darf er sich nun als ältesten Sieger in der modernen MotoGP-Klasse bezeichnen, denn mit 38 Jahren und 129 Tagen hat er Troy Bayliss überholt.
Er ist außerdem der erste Pilot, dessen siegreiche Karriere über 20 Jahre anhält. Seit seinem ersten 125er-Erfolg 1996 bis zu seinem bisher letzten Sieg am vergangenen Wochenende vergingen 20 Jahre und 311 Tage. Der Superstar schreibt auch in seiner 18. Saison in der obersten Klasse Geschichte, angetrieben wird er nach wie vor von seiner Leidenschaft.
„In all den Jahren habe ich verstanden, dass ich einzig und allein für dieses Gefühl Rennen fahre. Dieses Gefühl hält nicht nur fünf oder sechs Stunden an, sondern eigentlich den gesamten Tag. Du fühlst dich, als würdest du über Wolken fliegen, einfach glücklich und befreit“, versucht der 38-Jährige seine Emotionen nach seinem insgesamt 115. Grand-Prix-Erfolg gegenüber ‚MotoGP.com‘ zu beschreiben. Er holte seinen 89. Triumph in der MotoGP und damit sein 189. Podium.
Wie bereits 2013 musste Rossi acht Rennen lang auf einen Erfolg warten. Seit dem Barcelona-Triumphzug im Vorjahr stand er nicht mehr auf dem obersten Treppchen. „Es war außerdem sehr wichtig für die Weltmeisterschaft“, weiß der Altmeister. Er katapultierte sich auf sieben Zähler an WM-Leader Andrea Dovizioso heran. „Viele Fahrer und verschiedene Bikes sind sehr nahe beisammen. Die Situation verändert sich von einer Woche zur nächsten. Alles ist offen. Und wir sind mittendrin, ich bin nicht weit weg“, freut er sich auf WM-Rang drei.
Rossis „Schlüssel zum Erfolg“: Immer versuchen zu gewinnen
Aus vielen verschiedenen Gründen sei die Meisterschaft 2017 so spannend: „Die Performance der unterschiedlichen Bikes ist sehr ähnlich. Manche Bikes sind zwar auf bestimmten Strecken sehr stark, haben allerdings auf anderen Probleme“, greift er einen Aspekt heraus. Tatsächlich hatte Yamaha in Jerez und Barcelona Probleme, dafür lief es in Le Mans oder Assen deutlich besser.
„Wir wissen auch, dass das Niveau der Piloten sehr hoch ist“, hebt er außerdem hervor. „Viele Fahrer sind in einer tollen Form in diesem Jahr. Auch Fahrer, die man nicht unbedingt vorne erwartet, können Rennen gewinnen“, richtet er seinen Blick auf Außenseiter, wie etwa sein Kumpel Danilo Petrucci auf der Ducati. Für die Fans sei diese Ausgangslage „unglaublich“, für die Fahrer selbst jedoch schwierig.
Rossi erklärt: „Normalerweise verstehst du nach sechs oder sieben Rennen bereits, wer dein Hauptrivale sein wird. Du versuchst bereits, gegen ihn zu fahren und stellst dich darauf ein. In diesem Jahr verändert sich das jedoch jedes Wochenende. Jeder ist sehr stark, daher muss man immer das Maximum herausholen und das Beste abliefern.“ Der Schlüssel zum Erfolg? „Versuchen zu gewinnen, wenn es möglich erscheint und wenn das Bike und die Reifen gut funktionieren“, zählt der Italiener auf. Außerdem: „An einem schwierigen Wochenende keinen Fehler machen.“
„Wenn ich noch konkurrenzfähig bin, werde ich weitermachen“
Daher sei es auch sehr wichtig, am letzten Grand-Prix-Wochenende vor der Sommerpause konkurrenzfähig zu sein. Das Wetter bereitet Rossi größte Sorgen, er sollte recht behalten. In den beiden Freitagstrainings schafft er es nicht in die Top 15, am Samstag droht das Q1. „Wir müssen für alle Bedingungen gerüstet sein“, forderte er am Donnerstag. Schon im Vorjahr verspielte er „alles“ aufgrund einer falschen Strategie beim Flag-to-flag-Rennen, bei dem er zu lange auf Slicks draußen blieb. Seine Lehre daraus: „Ich werde versuchen, bei den schwierigen Bedingungen bereit und clever zu sein.“
Denn bei guten Resultaten läuft alles einfacher, weiß der Routinier. „Die Leidenschaft, hier zu sein und Sport auf dem höchsten Niveau zu betreiben, ist einfach toll. Manchmal vergisst du den Stress und die vielen Stunden am Flughafen, weil es eben eine große Leidenschaft ist“, beschwört er seinen nach wie vor großen Antrieb. Nun stellt sich nur noch die Frage, wie lange diese Passion noch anhält. Rossis Vertrag läuft noch bis Ende 2018.
„Als ich den Vertrag unterschrieben habe, dachte ich schon, dass es womöglich der letzte sein könnte“, gibt er offen zu. „Ich war mir aber nicht sicher.“ Eine Entscheidung über seine Zukunft werde er erst zu Beginn der Saison 2018 fällen. „Wenn ich immer noch konkurrenzfähig bin und gewinnen kann, dann werde ich weitermachen.“
Text von Maria Reyer
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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