(Motorsport-Total.com) – „Das ist so schade. Es tut mir wirklich leid“, beginnt Valentino Rossi seine Medienrunde nach dem chaotischen Regenrennen mit einer Entschuldigung.
Der neunfache Weltmeister war ein Sieganwärter, bis er in Runde zehn nach dem Restart einen folgenschweren Fehler in Kurve 12 begeht: Er stürzt. Das Heck der Yamaha bricht aus, Rossi kann den Sturz nicht mehr verhindern. Bis dahin lag er auf aussichtsreicher zweiter Position hinter Rennsieger Andrea Dovizioso. 2018 geht damit sieglos für den „Doktor“ zu Ende.
„Das ist Scheiße! Das ist natürlich kein schönes Gefühl. Leider konnte ich in diesem Jahr keinen Sieg einfahren, aber in den letzten beiden Rennen war ich sehr knapp dran, sowohl im Nassen als auch im Trockenen“, kann Rossi auch etwas Positives aus Malaysia und Valencia mitnehmen. Obwohl der Blick in Statistik enttäuscht: Denn abgesehen von seinen beiden Jahren bei Ducati (2011 und 2012) holte der 39-Jährige in jeder Saison zumindest einen Sieg – 2018 bleibt eine Null stehen.
Der Italiener hält mit seiner Enttäuschung auch nicht hinterm Berg. Er weiß, dass ein Podium zum Saisonabschluss für sein Selbstvertrauen wichtig gewesen wäre. „Wir hätten dieses Podium gebraucht, das Team und ich selbst. Denn seit Sachsenring ist uns das nicht mehr gelungen.“ Insgesamt stand Rossi überhaupt nur fünfmal auf dem Treppchen. Erst dreimal in seiner Karriere schaffte er es weniger oft auf das Podium: wieder in den Ducati-Jahren (insgesamt dreimal) und in seiner allerersten 125er-Saison 1996 (zwei Podien).
Dovizioso mit Reifenvorteil im zweiten Rennen
Den Sturz im letzten Saisonrennen bezeichnet er selbst als „Fehler“, jedoch verstehe er den Grund dafür noch nicht. „Wir verstehen nicht genau, was passiert ist beim Blick in die Daten. Es stimmt, dass der Sturz sehr ähnlich zu dem in Malaysia war. Als ich das Gas geöffnet habe, habe ich die Kontrolle über den Hinterreifen verloren. Es scheint, als müssen wir mehr Acht geben auf den Reifen in den letzten Runden, da unser Verschleiß etwas zu hoch ist. Das habe ich nicht erwartet“, gibt er zu.
Im Gegensatz zu Dovizioso war Rossi auch im zweiten Rennen auf dem gebrauchten weichen Regenreifen unterwegs. Der Ducati-Pilot hatte hingegen noch einen frischen Satz aufgehoben. „Ich habe [in der Unterbrechung am Bike] nichts verändert. Das Problem war, dass ich keinen frischen Reifen mehr hatte. Dovi hatte einen frischen weichen Vorderreifen drauf, das war genau der richtige für die Bedingungen. Aber vor allem hatte er auch noch einen neuen weichen Hinterreifen. Ich verstehe nicht ganz, wo er den versteckt hat“, schmunzelt Rossi. „Das hat strategisch den Unterschied ausgemacht.“
Rossi musste gegen Rennende volles Risiko bei nasser Strecke gehen, um mit der Ducati mithalten zu können. Außerdem machte Suzuki-Pilot Alex Rins Druck von hinten. Schließlich war der Siegestraum in Runde zehn ausgeträumt. Nachdem er ins Kiesbett schlitterte, konnte sich Rossi noch einmal zurück ins Rennen kämpfen. Mit einer angeschlagenen Yamaha M1 fuhr er auf Rang 13 über die Ziellinie. Damit sammelte er noch drei Zähler.
Rote Flagge zum falschen Zeitpunkt
Mit insgesamt 198 WM-Punkten sichert sich Rossi damit den dritten Gesamtrang in der WM-Wertung, fünf Punkte vor Maverick Vinales. Rossi ist damit bester Yamaha-Pilot. „Ich wurde Gesamtdritter in der Weltmeisterschaft, das ist ebenso positiv. Ich bin der beste Yamaha-Fahrer und ich denke, dass ich das auch verdient habe. Denn ich habe die gesamte Saison über gekämpft – auch wenn die Lage sehr schwierig war. Es war sehr schwierig, denn Maverick stand auf der Pole und ich startete nur auf Platz 16.“
Doch der Startplatz war im Regenrennen zweitrangig, schon in der ersten Runde lag Rossi auf Rang neun. Sieben Runden dauerte es, bis er sich in die Topgruppe vorarbeiten konnte. Als in Runde 13 schließlich die Rote Flagge gezeigt wurde, war Rossi mitten im Kampf um die Führung gegen Dovizioso und Rins. „In diesem Moment waren wir die Schnellsten auf der Strecke. Außerdem hatten wir die richtigen Reifen drauf. Daher war es für uns nicht gut, dass das Rennen unterbrochen wurde, da wir Erster und Zweiter hätten werden können.“
Rossi kann die Entscheidung der Rennleitung dennoch gutheißen, schließlich sei es zu gefährlich geworden mit dem stehenden Wasser auf dem Kurs. Das wurde ihm schließlich zum Verhängnis. Nach seinem Sturz am Samstag folgte der Abstieg am Sonntag. „Es tut mir sehr leid“, kann er sich nur wiederholen. „Das war dennoch ein gutes Rennen, denn ich war konkurrenzfähig. Zwar konnte ich die letzten beiden Saisonrennen nicht beenden, jedoch konnte ich beide Male um den Sieg mitkämpfen. Das ist ein tolles Gefühl!“
Das bleibt dem „Doktor“ in Erinnerung und mit diesem Gefühl möchte er am Dienstag in die Saisonvorbereitung für 2019 starten. „Wir müssen hart weiterarbeiten. Das Saisonende fiel recht positiv aus für Yamaha mit dem Sieg von Maverick in Australien. Aber wenn wir mit Honda und Ducati kämpfen wollen, brauchen wir in diesem Winter Hilfe, um das Bike zu verbessern.“ In der Teamwertung wird Yamaha um einen Punkt von Ducati geschlagen, die Japaner landen auf Rang drei, ebenso wie in der Konstrukteurs-WM.
Text von Maria Reyer, Co-Autor: Matteo Nugnes
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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