So richtig hatte Valentino Rossi selbst nicht daran geglaubt, beim Saisonauftakt 2015 in Katar um den Sieg mitkämpfen zu können. Zu überlegen schienen Honda und Ducati zu sein, zu langsam Yamaha.
Im Rennen kehrten sich die Kräfteverhältnisse des bisherigen Wochenendes allerdings um. Während Marc Marquez und Dani Pedrosa das Tempo der Spitze nicht mitgehen konnten, war Yamaha plötzlich voll dabei.
„Gestern war ich mir nicht so sicher, ob ich mit den Ducatis kämpfen könnte“, gibt Rossi nach seinem Triumph offen zu und erklärt: „Vielleicht mit Andrea (Iannone; Anm. d. Red.), denn unser Rhythmus war ziemlich ähnlich. Aber ‚Dovi‘ war immer schneller. Heute Morgen wurde es allerdings besser.“ Gemeinsam mit seinem Team hat Rossi im Warmup „einen guten Weg gefunden“.
„Die Yamaha hat einige Stärken, aber dafür hat die Ducati ein paar andere Stärken“, erklärt der neunmalige Weltmeister im Hinblick auf sein Duell um den Sieg mit Andrea Dovizioso und ergänzt: „‚Dovi‘ und ich hatten also unterschiedliche Karten, die wir ausspielen konnten. Letztendlich war mein Bike aber einfach sehr gut. Ich bin gut gefahren, aber auch das Motorrad war fantastisch.“
In der Schlussphase des Rennens könnte den auch der härtere Vorderreifen ein Vorteil gewesen sein, denn alle Konkurrenten hatten auf den Medium-Pneu gesetzt. „Das weiß ich nicht, aber ich wollte mit diesem Reifen arbeiten, denn ich denke, dass er für das Rennende sehr gut ist“, sagt Rossi und fügt hinzu: „Ich weiß, dass ich im Training etwas langsamer war. Aber letztendlich war mein Vorderreifen bis zur letzten Runde gut. Für mich persönlich war es die richtige Entscheidung.“
Zuletzt hatte Rossi die WM nach dem Großen Preis von Katar 2010 angeführt – also vor exakt fünf Jahren. Ist dieser Erfolg möglicherweise richtungsweisend und der „Doctor“ kann in diesem Jahr um seinen zehnten Titel kämpfen? Rossi dämpft die Erwartungen: „Diese Strecke ist immer sehr gut für Yamaha gewesen – ganz besonders im Rennen. Es ist also nur eine Strecke.“
„Unser Motorrad hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht sonderlich verändert. Es sieht allerdings so aus, dass wir uns beim Bremsen verbessert haben. Außerdem hilft uns das neue Getriebe“, erklärt Rossi, ergänzt allerdings: „So groß ist der Unterschied (des neuen Getriebes) gar nicht, ganz besonders im Qualifying. Aber auf 22 Runden gesehen ist das schon gut.“
„Wir haben immer gute Traktion und das Motorrad ist sehr präzise. Das Besondere ist, dass ich gar nicht erwartet hätte, schneller als im vergangenen Jahr zu sein“, zeigt sich Rossi selbst überrascht. Der Italiener warnt jedoch: „Das Level zwischen Honda, Ducati und Yamaha wird sich allerdings an jedem Wochenende auf einer jeweils anderen Strecken verschieben. Jedes Motorrad hat Vor- und Nachteile.“
„Wenn man in der WM vorne sein möchte, muss man zur richtigen Zeit konzentriert sein und sich den Sieg holen. An den schwierigen Wochenenden muss man sich allerdings auch mit ein paar Punkten zufriedengeben“, erklärt der neunmalige Weltmeister mit all seiner Erfahrung. Den Sieg in Katar wird er bei aller Vorsicht allerdings wohl trotzdem erst einmal genießen und ausgiebig feiern.
Text von Ruben Zimmermann
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