Valentino Rossi ist das entscheidende Puzzleteil auf dem Fahrermarkt für 2013. Der Zweijahres-Vertrag des Italieners bei Ducati endet nach der laufenden Saison. Bisher ist die „Traumehe“ zwischen dem neunmaligen Weltmeister und Ducati eine einzige Katastrophe. Audi ist als neuer Ducati-Eigentümer aber sehr daran interessiert, den MotoGP-Superstar zu halten. Dieser Wille soll den Ingolstädtern 17 Millionen Euro wert sein.
„Das ist nicht richtig. Das Angebot, das man mir gemacht hat, liegt unter diesem Wert, was auch richtig ist, weil die weltweite Situation angespannt ist“, stellt Rossi klar. „Zudem hatte ich zwei schlechte Jahre ohne gute Ergebnisse. Deswegen ist es normal, dass ich weniger Geld verdiene.“ Option zwei – eine Rückkehr ins Yamaha-Werksteam – würde für den Italiener aus finanzieller Sicht auf jeden Fall weniger attraktiv sein. Im Fahrerlager ist von drei bis fünf Millionen Euro die Rede. Dafür wäre Rossi wohl von Beginn der kommenden Saison wieder konkurrenzfähig, auch wenn er höchstwahrscheinlich auf seine Crew verzichten müsste.
Geld vs. Konkurrenzfähigkeit
„Einerseits kann ich ziemlich schnell wieder konkurrenzfähig sein. Andererseits würde ich mehr Zeit benötigen. Mit Sicherheit ist die Herausforderung größer, mit der Ducati erfolgreich zu sein. Niemand hat es bisher geschafft, mit drei unterschiedlichen Marken zu gewinnen. Das wäre etwas Besonderes“, bemerkt der erfolgsverwöhnte Italiener, der sich aber auch der Gefahr bewusst ist: „Sicher ist es ein großes Risiko, bei Ducati zu bleiben.“
„Ich muss mich bald entscheiden und kann nicht zu lange warten, weil Dovizioso sonst sehr böse wird“, scherzt der „Dokter“ und verpasst seinem Landsmann damit einen Seitenhieb. Ducati-CEO Gabriele del Torchio ist nach Laguna Seca gereist, um mit Rossi zu verhandeln. Es ist durchgedrungen, dass der Ducati-Boss an einer schnellen Einigung interessiert ist, andernfalls verfalle das großzügige Angebot, das man dem bisher noch erfolglosen Ducati-Piloten unterbreitet habe.
Großen Einfluss auf Rossis Entscheidung hat mit Sicherheit Audi. Die Übernahme durch die Volkswagen-Tochter birgt für Ducati sowohl eine Chance als auch ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Der deutsche Automobilhersteller blickt selbst auf eine erfolgreiche Motorsport-Vergangenheit zurück, wird sich eine anhaltende Erfolglosigkeit in der MotoGP aber sicher nicht ewig ansehen.
„Es ist aber noch sehr zeitig, um abzuschätzen, wie sich der Einfluss von Audi auswirken wird. Ich muss also eine Entscheidung treffen, ohne die genaue Situation zu kennen“, erklärt Rossi, der neben Ducati und Yamaha auch noch eine weitere Option für 2013 hat. „Ich habe auch eine dritte Option. Das ist aber kein Werksteam“, schildert er. „Ich habe diese Option auch in Betracht gezogen, möchte aber in einem Werksteam bleiben.“
Rossi erstmals die Nummer zwei?
Yamaha ist ohne Zweifel der größte Gegner für Ducati. Selbst die Ungereimtheiten zwischen Jorge Lorenzo und Rossi stellen offenbar kein Problem mehr dar. Zwischen 2008 und 2010 waren die beiden MotoGP-Ausnahmekönner bereits Teamkollegen. „Ich hatte in der Vergangenheit Probleme mit Jorge“, gesteht Rossi, der die Ursache dafür aber beim japanischen Hersteller sah: „Ich war sauer auf Yamaha, weil sie mir nach all dem, was ich für sie getan hatte, einen sehr starken Teamkollegen an die Seite gestellt haben. Das hat mich verärgert.“
„Ich war aber mehr auf Yamaha als auf Jorge sauer. Nun hat sich die Situation verändert. Ich denke, dass sich Yamaha richtig entschieden hat. Es ist kein Problem mehr“, so Rossi. Ein Problem wäre aber mit Sicherheit der Nummer-zwei-Status, den Rossi bei einer Rückkehr zu Yamaha einnehmen dürfte: „Das ist ein wichtiger Punkt, der bedacht werden muss, weil ich bei Ducati die Nummer eins wäre. Bei Yamaha wäre das Lorenzo. Das ziehe ich bei meiner Entscheidung auf jeden Fall in Betracht.“
Ducati hat unabhängig von Rossis Entscheidung schon angefangen, die Weichen für 2013 zu stellen, indem man Nicky Hayden für das kommende Jahr verpflichtete. Zudem wird immer wieder von Cal Crutchlow gesprochen, der ebenfalls ein Vertragsangebot erhalten haben soll. „Ich habe bereits gesagt, dass Cals Stil der Ducati entgegenkommt“, kommentiert Rossi.
Kommende Woche werden die beiden Moto2-Piloten Andrea Iannone und Scott Redding ebenfalls ihr Talent unter Beweis stellen dürfen. „Ich arbeite sehr eng mit den Ducati-Leuten zusammen, was die Zukunft angeht. Sie haben mich nach Ratschlägen für junge Fahrer gefragt“, berichtet Rossi. „Wir haben über Iannone und auch Redding geredet, der nach Cal die britische Hoffnung ist. Ich denke, dass er viel Potenzial hat.“
Text von Maximilian Kroiss & Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter
Artikel veröffentlicht von: Klaus Nägler
Neueste Kommentare