(Motorsport-Total.com) – Während die MotoGP an diesem Wochenende in ihren dritten Grand Prix der Saison 2022 geht, beginnt für Valentino Rossi ein neuer Abschnitt seiner Rennfahrerkarriere auf vier Rädern: Der Italiener geht für das Team WRT in der GT World Challenge an den Start, die in Imola ihren Saisonauftakt feiert.
„Zu Hause zu bleiben und nichts zu tun, wäre verheerend nach 26 Jahren, in denen ich um die Welt gefahren bin“, sagt der 43-Jährige im Gespräch mit ‚Il Giornale‘. „Es sind zwei Drittel des Lebens, und wenn man plötzlich aufhört und nichts mehr macht, ist es hart. Stattdessen habe ich daran gearbeitet, Autorennfahrer zu werden.“
Das erste MotoGP-Rennen 2022 in Katar verfolgte Rossi aus dem Krankenhaus. Denn seine Tochter Guilietta war da gerade erst zur Welt gekommen. „Sie wurde am Freitagmorgen des ersten freien Trainings in Katar um 4 Uhr geboren“, verrät er.
Baby und Rücktritt: Ein Wink des Schicksals
„Als Francesca mir vor Monaten sagte, dass sie schwanger ist, war das auch der Zeitpunkt, an dem ich ans Aufhören dachte. Also nahm ich es als ein Zeichen des Schicksals. Ich habe aber nicht deswegen aufgehört. Wenn ich konkurrenzfähig gewesen wäre, hätte ich auch als Vater weitergemacht“, versichert Rossi.
Doch weil die Ergebnisse am Ende ausblieben, stand die Entscheidung, seine aktive Karriere in der Motorrad-WM nach 26 Saisons Ende 2021 zu beenden, schließlich fest. „Es ist schwer zu akzeptieren“, gibt der neunfache Motorrad-Weltmeister zu.
Dabei habe freilich auch sein Alter eine Rolle gespielt: „Ich habe bis zum Schluss nicht aufgegeben. Aber man versteht, dass man mit vierzig nicht mehr diese mörderischen Instinkte hat, wie wenn man fünfundzwanzig wäre. Aber es war hart.“
Gedanke ans Aufhören war schon länger präsent
„An einem bestimmten Punkt meiner Karriere, vor etwa zehn Jahren, habe ich mich gefragt: Höre ich auf, wenn ich auf dem Gipfel der Welle bin, und ziehe mich als Weltmeister zurück, oder fahre ich weiter, bis ich es nicht mehr aushalte. Die Antwort war: Ich fahre, bis ich nicht mehr will. Und das habe ich getan.“
In dem Zusammenhang gibt Rossi zu, dass ihm nicht nur das Geschehen auf, sondern auch abseits der Strecke immer mehr abverlangt habe. „Es hat mich vor allem bei den Rennen belastet, denn in Tavullia geht es mir gut. Ich führe ein ruhiges Leben.“
„Bei den Grand Prix aber wurde es hart. Ich konnte nicht mehr arbeiten. Tausende von Menschen im Fahrerlager. Fotos, Unterschriften, alles schön, aber zu viel. Abends war ich erschöpft.“ Gleichwohl sei das Interesse an seiner Person und damit einhergehend das Interesse an seinem Sport aber auch sein größter Erfolg.
„Und darauf bin ich stolz. Es ist das Beste und Wichtigste in meiner Karriere: Es ist unbezahlbar, den Motorradsport und die MotoGP allen bekannt gemacht zu haben. Das ist mehr wert als die gewonnenen Siege“, sagt „Il Dottore“ stolz.
Jetzt genießt der Italiener die MotoGP aus einer anderen Perspektive – und ist glücklich damit. „Vergangenes Jahr wollte ich in Valencia einen schönen Abschluss haben, und das ist mir gelungen. Jetzt macht es mir Freude, die Grand Prix vom Sofa aus zu verfolgen.“
Rossi auf der VR46-Ducati? Wird nicht passieren
„Ich bin ein großer Fan von Motorrädern, ich verfolge sie gerne überall. Und ich feuere unsere Fahrer gerne an. Da ist mein Bruder (Luca Marini, Pilot im VR46-Team; Anm. d. R.), da sind meine Freunde. Der schwierige Moment war im Juni, zwischen Barcelona und Assen, als ich beschloss aufzuhören“, blickt Rossi zurück.
Das Verlangen, wieder zurück auf die Rennstrecke zu gehen, etwa mit einer Wildcard, hat der 43-Jährige nicht. Auf die Frage, ob er nicht Lust hätte, die VR46-Ducati seines eigenen Teams auszuprobieren, wiegelt er ab: „Nein, machen wir keine Witze.“
„Wenn man auf eine solche Maschine steigt, muss man es mit einem klaren Ziel tun, denn es ist ein brutales Motorrad, das sehr schnell fährt, und es hat keinen Sinn, nur mit 75 Prozent dabei zu sein. Ich vermisse die MotoGP nicht“, hält Rossi fest. Deshalb werde er auch nur gelegentlich im Paddock vorbeischauen.
„Ich werde zu einigen Rennen gehen. Mugello zum Beispiel. Aber es wird ein bisschen kompliziert sein, denn ich kann nicht im Paddock stehen und nichts tun. Aber ich werde meine Teamkollegen und meinem Bruder besuchen.“
Text von Juliane Ziegengeist
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