Valentino Rossi - © Yamaha

© Yamaha – Vizeweltmeister Valentino Rossi ist kein Befürworter des 17-Zoll-Formats

MotoGP-Routinier Valentino Rossi gehört zu den wenigen Fahrern, die in der MotoGP bereits mit Michelin-Reifen am Start standen.

Seit seinem Debüt in der Königsklasse in der Saison 2000 bis zum Ende der Saison 2007 vertraute Rossi auf den französischen Reifenhersteller.

Nach der Niederlage gegen Casey Stoner, Ducati und Bridgestone entschied sich der Italiener vor dem Saisonstart 2008 dazu, den Reifenhersteller zu wechseln und ließ seine Yamaha M1 mit Bridgestone-Pneus bestücken, während Teamkollege Jorge Lorenzo mit Michelin fuhr.

In der neuen Saison kehrt Rossi zu Michelin zurück. Die Franzosen rüsten die MotoGP 2016 exklusiv mit Reifen aus. Seit den ersten Tests mit den neuen Reifen steht ein Thema im Fokus: der gewöhnungsbedürftige Grenzbereich der Vorderreifen. Auch Routinier Rossi hat seine Probleme: „Das Gefühl für den Vorderreifen ist nach wie vor für alle Fahrer und Hersteller ein Problem, denn die Michelin-Reifen unterscheiden sich stark von den Bridgestone-Reifen“, hält der Italiener fest, der bei den Tests einige Stürze verdauen musste.

„Es geht ums Setup. Ich erinnere mich, dass wir das Setup der Maschine umfassend verändern mussten, als wir von Michelin zu Bridgestone wechselten. Wir benötigten etwas Zeit, um die richtige Balance zu finden. Im Winter müssen wir diese Arbeit hinter uns bringen“, bemerkt Rossi und fordert von seiner Crew: „Wir müssen versuchen, die Michelin-Reifen bestmöglich zu nutzen.“

Wo steht Yamaha?
„Wichtig ist es, das Gefühl für die Front zu verbessern. Wir müssen verstehen, wie groß das Potenzial unserer Maschine mit diesen Reifen ist. Im Vorjahr harmonierte unsere Maschine sehr gut mit den Bridgestone-Reifen. Die Yamaha war das Motorrad mit der besten Balance. Es wird schwierig, das mit den Michelin-Reifen hinzubekommen“, grübelt Rossi. „Wir müssen abwarten, wie es bei den Tests läuft. Es könnte besser, schlechter oder genau so gut laufen wie im Vorjahr.“

„Die Fahrweise, die von den Michelin-Reifen verlangt wird, unterscheidet sich stark von der Fahrweise, die man mit den Bridgestone-Reifen fuhr. Es gibt viele kleine Unterschiede, wie man in die Kurve einbiegt und wie man anbremst. Man fährt andere Linien und geht anders ans Gas. Unterm Strich bleibt das Motorrad gleich, doch die Reifen unterscheiden sich stark. Man muss sich schnell an die neue Situation gewöhnen“, ist sich Rossi bewusst.

Viel Zeit hat Yamaha nicht. Im Vergleich zur Konkurrenz liegt man zurück. Während Honda, Ducati und Suzuki im November in Spanien und Malaysia testeten, verzichtete man Yamaha auf weitere Testfahrten. „2015 hatte Yamaha verglichen mit den anderen Herstellern ein Problem, denn beide Fahrer kämpften untereinander die Meisterschaft aus. Das ist ein positives Problem, das sich alle Hersteller wünschen. Man kann aber sicher sagen, dass wir einen gewissen Rückstand haben.“

Rossi: 16,5 Zoll schneller als 17 Zoll
„Suzuki, Ducati und Honda haben mit Michelin getestet und am Setup gearbeitet. Wir liegen zurück, was die gefahrenen Kilometer angeht“, gesteht Rossi, der vom neuen Reifenformat nicht gerade begeistert ist. In den vergangenen Jahren stellte sich heraus, dass 16,5 große Räder für den optimalen Kompromiss aus Stabilität und Agilität sorgen. Michelin setzt in der MotoGP ab sofort auf 17-Zoll-Räder wie in der Serie.

„Ich denke, dass man mit 16,5-Zoll-Rädern schnellere Rundenzeiten fahren kann, doch Michelin entschied sich für das 17-Zoll-Format. Das neue Format hat auch Vorteile, aber das Gefühl am Kurveneingang ist ungewohnt“, berichtet Rossi. „Man kann vereinfacht sagen, dass das Motorrad agiler ist, man dafür aber Stabilität opfert. Das Motorrad spricht agiler an, doch es ist unruhiger als im Vorjahr.“

„Wenn man mit den Michelin-Reifen einen Fehler macht, dann muss man dafür den Preis zahlen. Mit den Bridgestone-Reifen hat man vielleicht etwas Zeit verloren, aber das war es. Ich denke, das wird sich in diesem Jahr ändern. Man muss präzise fahren“, erklärt Rossi, der weiß, dass Teamkollege Jorge Lorenzo durch die Umstellung noch stärker sein könnte. Der Spanier hat einen extrem präzisen Stil und macht kaum Fehler.

„Es ist immer am schwierigsten, Lorenzo, Marquez und Pedrosa zu besiegen. Mit den neuen Regeln könnten die Satelliten-Fahrer, aber auch die Suzukis, näher kommen. Es ist vorstellbar, dass es nicht mehr den gewohnten Vierkampf an der Spitze gibt“, grübelt Rossi, der von Yamaha eine schnelle Anpassung an die neuen Rahmenbedingungen fordert.

Doch nicht nur die Anpassung an die Reifen ist wichtig. „Yamaha muss versuchen, höhere Topspeeds zu ermöglichen. Das war im Vorjahr unsere einzige Schwäche. Wir müssen auch an der Elektronik arbeiten, weil sich in den vergangenen zehn Jahren herausgestellt hat, dass kleine Unterschiede große Wirkungen haben können“, betont Rossi, der 2016 seine 21. Saison in der Motorrad-Weltmeisterschaft fahren wird.

Text von Sebastian Fränzschky & David Emmett

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