Valentino Rossi steht vor seiner 17. Saison in der Motorrad-Weltmeisterschaft. In den vergangenen Jahren konnte der Italiener im Fahrerlager einige besondere Beziehungen aufbauen. Unvergessen sind die Duelle mit Max Biaggi, Sete Gibernau oder Casey Stoner. Rossis Gegner hatten es nie leicht, denn Kompromisse gehören nicht zu den Dingen, die der neunmalige Weltmeister mag.
„Im Laufe meiner Karriere, die jetzt schon ziemlich lang ist, bin ich mit allen möglichen Typen von Fahrern aufeinandergetroffen“, erinnert er sich. „Letztendlich habe ich die Zweikämpfe und Herausforderungen immer genossen, selbst wenn ich den Leuten sonst nur wenig abgewinnen konnte. Ich denke, es ist völlig normal, dass jeder da draußen Rennen gewinnen will.“
Gegner wirken motivierend
Besonders im direkten Duell ist Rossi schwer zu schlagen. 2011 nutzte ihm das nicht allzu viel. In seiner Debütsaison für Ducati spielte der 32-Jähige keine Rolle bei der Vergabe der Siege. In der anstehenden Saison soll sich das ändern. Ducati hat mit der GP12 ein vollkommen neues Motorrad gebaut, mit dem der „Doktor“ endlich konkurrenzfähig sein soll.
„So wie die Dinge momentan stehen, sind Stoner und Lorenzo meine Hauptrivalen“, analysiert er. „Ich habe großen Respekt vor Ihnen, denn beide sind sehr schnell. Und wenn deine Hauptgegner genau so schnell fahren wie du selbst, können sie für dich auch zur Zielvorgabe werden und Antrieb für deine eigene Leistungen sein.“
„Dabei sind beide ziemlich unterschiedlich. Einer von ihnen ist talentiert und vor allem mental sehr stark. Der andere ist auch sehr talentiert, handelt instinktiv und ist trotzdem sehr schnell. Sie sind der Maßstab, diejenigen, die man schlagen muss. Diese Fahrer haben mich zu Verbesserungen gezwungen und fordern mir alles ab“, gibt Rossi zu.
Die Stimmung im Team
„Im Fahrerlager geht jeder seinen Weg, aber auf der Rennstrecke sind sie Kollegen und teilen meine Entschlossenheit und die gleiche Leidenschaft für Motorräder.“ Ganz anders verhält sich Rossi im eigenen Team. „Das Schönste sind für mich die Beziehungen, die sich im Team aufbauen“, erläutert der Ducati-Werkspilot.
Wichtig sind ihm, dass jeder sein Maximum gibt und genau weiß, wofür man kämpft – den Sieg.
„Als ich das zum ersten Mal etabliert hatte, wollte ich das immer wieder so machen, weil das gegenseitige Vertrauen ineinander von hoher Bedeutung ist. Ich tendiere zudem dazu, die Beziehungen auch außerhalb der professionellen Angelegenheiten auszuweiten“, erklärt Rossi.
„Ich mag es, mit Leuten zusammenzuarbeiten, mit denen mich etwas verbindet und mit denen ich auf der gleichen Wellenlänge agieren kann“, merkt der Mann mit der Startnummer 46 an. „Jeder kann Fehler machen. Wenn aber alle auf das gleiche Ziel konzentriert sind, muss man auch vergeben können. Ich bin vollkommen überzeugt davon, dass die richtige Atmosphäre absolut entscheidend ist.“
Viel Lob für Hayden
Einen entscheidenden Beitrag leistet Teamkollege Nicky Hayden. Der Amerikaner gilt als unkompliziert. „Nicky ist der perfekte Teamkollege. Ich kenne ihn schon sehr lange“, berichtet Rossi. „Die treffendste Beschreibung wäre, wenn man sagt, dass er einfach ein netter Kerl ist. Man kann sich immer auf ihn verlassen, er hat immer gute Laune, übertreibt nicht und ist nicht zu belehrend.“
„Er ist eine ehrliche Person und jemand, der nie aufgibt. Er ist bescheiden und begegnet seiner Arbeit freundlich“, lobt der Italiener. „Meiner Meinung nach ist das der ideale Weg, wie man mit dem Team und seinem Teamkollegen arbeiten kann. Als ich zu Ducati kam, war ich sehr erfreut, dass wir im gleichen Team sind.“
„Ich kann mich noch erinnern, als er noch jung war und wir nach Japan kamen. Es war das erste Mal, dass er dort war und er konnte nicht begreifen, dass die Japaner im Vergleich zu uns so anders sind. Er stellte mir sehr viele Fragen. Unterm Strich meinte ich dann: ‚Entspann dich Nicky. Bei ihnen ist es so. Ganz einfach. Stell dir nicht so viele Fragen.'“
„2006 hat er die Meisterschaft gewonnen, als ich sie verloren hatte. Ich kann mich an diesen Tag in Valencia sehr gut erinnern“, bemerkt der damalige Yamaha-Pilot und erinnert sich an das Gefühl im Moment der Niederlage: „Ich war sehr wütend, freute mich aber, dass zumindest ein Freund den Titel geholt hat und nicht jemand anderes.“
Text von Dieter Rencken & Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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