In Indianapolis hat sich Valentino Rossi erstmals in der Öffentlichkeit zu seiner Rückkehr zu Yamaha geäußert. Dabei gab der Superstar unumwunden zu, dass es zischen ihm und Ducati nicht gepasst hat, und erklärte die italienische „Traumehe“ für gescheitert. Die Wahl fiel auf Yamaha, weil Rossi das Motorrad aus der Vergangenheit kennt.
Nach den katastrophalen Leistungen bei Ducati ist sich der neunfache Weltmeister auch nicht mehr sicher, ob er noch zu den Topfahrern zählt. Das will er bei Yamaha überprüfen und in diesem Stadium seiner Karriere noch Spaß auf dem Motorrad haben. „Nach Laguna hatte ich im Urlaub mehr Zeit, um genauer über meine Zukunft nachzudenken.“
„Für mich, für Ducati, für alle Fans und für alle Leute, die mit mir an diesem Projekt arbeiten, ist es schade. Wir haben versucht, dass ein italienischer Fahrer mit einem italienischen Motorrad konkurrenzfähig wird. Leider ist das nicht gelungen“, gibt Rossi unumwunden zu. „Die zwei Jahre waren sehr schwierig und ich hatte zu kämpfen. Wir konnten unseren Speed und unsere Performance nicht verbessern, um vorne mitzukämpfen. Deshalb habe ich entschieden, dass es genug ist. Ich habe darüber nachgedacht, welches Motorrad in den nächsten zwei Jahren am konkurrenzfähigsten ist. Vielleicht geht dann meine Karriere zu Ende, ich weiß es nicht.“
Die Yamaha M1 ist in diesem Jahr konkurrenzfähig, wie auch die Ergebnisse der Tech-3-Piloten Andrea Dovizioso und Cal Crutchlow zeigen. Das sprach auch für die Rückkehr. „Das ist meine Wahl. Es ist schade und ich bin traurig, weil ich bei Ducati viele gute Leute kennengelernt habe. Wir hatten schöne Zeiten und haben das Maximum gegeben, aber leider konnten wir keine Resultate erzielen. Das hat den Unterschied gemacht.“
Speziell seit der Übernahme von Audi bemühte sich Ducati um die weiteren Dienste ihres Superstars. Honda hat bereits die beiden Spanier Dani Pedrosa und Marc Marquez bestätigt. Dennoch meint Rossi: „Ich hatte mehrere Optionen und wollte für die kommenden beiden Jahre das beste Motorrad für mich wählen. Das ist der Grund. Der Rest des Vertrages ist kein Problem, damit bin ich für die nächsten zwei Jahre zufrieden.“
„Ich weiß, dass ich mit der M1 stärker sein kann, aber speziell kann ich es genießen. Es wird in den nächsten beiden Jahren schwierig werden Jorge zu schlagen, denn er ist sehr, sehr schnell. Ich brauche aber ein Motorrad, mit dem ich es genießen kann. Zu diesem Zeitpunkt meiner Karriere muss ich genießen und kämpfen können, damit ich an der Rennstrecke glücklich bin.“ Noch ist nicht entschieden, ob seine Crew rund um Jeremy Burgess ebenfalls zu Yamaha ziehen wird.
Rossi geht aber davon aus: „Ich glaube, meine Crew wird mitkommen. Es ist aber noch nicht zu 100 Prozent entschieden, denn es müssen noch Details geregelt werden.“ Der Vertrag läuft über zwei Jahre. Es sind Gerüchte aufgetaucht, wonach der 33-Jährige anschließend mit Yamaha in die Superbike-WM wechseln könnte. Darüber ist noch keine Entscheidung gefallen, denn alles hängt davon ab, wie konkurrenzfähig Rossi sein wird.
Weitere Zukunft hängt von Ergebnissen ab
„Meine Zukunft hängt von den Resultaten in den nächsten zwei Jahren ab. Ich möchte noch mehr als zwei Jahre in der MotoGP bleiben, aber es hängt davon ab, wie stark und schnell ich mit der M1 bin. Für die Zukunft sind die Superbikes eine Möglichkeit. Das sage ich immer, aber es ist noch zu früh. Ich möchte es genießen, schnell und konkurrenzfähig sein, und noch mehr als zwei Jahre in der MotoGP bleiben.“
„In den vergangenen Jahren ist Jorge stärker geworden als zu der Zeit als ich noch sein Teamkollege bei Yamaha war. Okay, 2010 war er sehr stark. Er kann die M1 auf einem unglaublichen Level fahren und macht keine Fehler. Für mich ist es noch ein Fragezeichen“, rätselt Rossi über seine eigene Leistungsfähigkeit. „In den vergangenen Jahren haben drei Fahrer den Unterschied gemacht: Er, Dani und Stoner. Bis 2010 war ich bei ihnen dabei, also war ich ein Topfahrer.“
„Nach diesen beiden Jahren weiß ich es nicht. Ich muss das Motorrad nach dem letzten Rennen probieren. Ich muss an mir und gemeinsam mit dem Team arbeiten, damit wir das Maximum erreichen und das Level der M1 verstehen können.“ Die Zeit bei Ducati war hart, aber Rossi will keine negativen Aussagen treffen. „Man kann die Wörter verwenden, die man will. Es war und ist sehr schwierig. Es stimmt nicht, dass wir nichts versucht haben. Wir haben das Maximum gegeben, aber ich war mit der Ducati nie schnell. Das ist sehr schade und für mich und mein Team sehr schlecht.“
Eine schwierige Zeit
Wie sehr hat den verwöhnten Siegfahrer die schwierige Zeit menschlich getroffen? „Ich weiß es nicht. Viele Leute sagen, dass man in schwierigen Zeiten stärker wird. Ich hoffe es, denn es war von Beginn an sicherlich schwierig. Ich kämpfe jetzt schon lange, aber leider nicht um Siege. Ich genieße das Fahren, aber leider hat es zwischen mir und Ducati nicht perfekt gepasst. Es ist sehr, sehr schwierig geworden. Natürlich sind auch alle anderen Jungs sehr stark.“
Es gab ebenfalls Gerüchte, wonach Rossi einen Sponsor zu Yamaha mitbringen wird. Das stimmt aber nicht: „Da ist nur Bullshit. Ich weiß nicht, warum ich Geld zu Yamaha mitbringen sollte. Mit meinem Vertrag bin ich zufrieden. Ich hoffe, dass Yamaha für das nächste Jahr einen guten Sponsor findet“, so der Italiener diesbezüglich. „Ja es stimmt, dass ich mit Monster gesprochen habe, aber sie sind schon länger Sponsor. Ich weiß nicht, ob ein Motorrad einen Sponsor hat und das zweite einen anderen. Ich glaube aber nicht.“
Nun muss Rossi noch acht Rennen auf der Desmosedici absolvieren, bevor es auf die M1 geht. Es werden weiterhin schwierige Wochenenden sein. „Sie werden sehr wichtig, weil wir schon sehr früh über das nächste Jahr sprechen mussten. Es sind noch acht Rennen.“ An diesem Wochenende steht Indianapolis auf dem Programm, wo Rossi gemischte Ergebnisse hat. „Das ist wichtig, denn auf dieser Strecke habe ich zwar im Jahr 2008 gewonnen, aber für mich ist es eine schwierige Strecke.“
„Im Vorjahr war es sehr schlecht. Wir müssen in meinem Team konzentriert bleiben und versuchen das Maximum herauszuholen. Danach kommt eine wichtige Phase, denn Brünn ist eine gute Strecke und nach Brünn gibt es wichtige Tests in Misano. Wir müssen versuchen, das Motorrad für die letzten Rennen zu verbessern, denn acht Rennen sind noch viel.“ Nach Valencia beginnt wahrscheinlich die letzte Phase seiner MotoGP-Karriere.
Was sind seine Ziele? Ein weiterer WM-Titel, der Siegrekord von Giacomo Agostini? „Der zehnte WM-Titel ist ein Traum und auch das Ziel. In meiner Situation muss ich verstehen, ob ich immer noch ein Topfahrer bin und immer noch schnell bin, und ob ich immer noch um das Podium kämpfen kann. Nach zwei Jahren wie diesen weiß es niemand. Bevor ich vom WM-Titel sprechen kann, muss ich erst sehen, ob ich noch um das Podium und die erste Startreihe kämpfen kann. Dann sehen wir weiter.“
Text von Maximilian Kroiss & Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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Artikel veröffentlicht von: Klaus Nägler
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