Valentino Rossi - © Michelin

© Michelin – Valentino Rossi findet, die
Rennleitung muss Marc Marquez endlich stoppen

(Motorsport-Total.com) – Es war DER Aufreger beim Großen Preis von Argentinien, der noch weit über dieses Rennwochenende hinaus hohe Wellen schlagen dürfte: MotoGP-Weltmeister Marc Marquez rammt Yamaha-Konkurrent Valentino Rossi im Kampf um Platz sechs von der Strecke!

Beim Versuch, ihn auf der Innenseite von Kurve 13 zu passieren, kommt es zur Berührung, Rossi muss auf den feuchten Asphalt ausweichen und geht zu Boden.

Zwar kann der Italiener die Fahrt wieder aufnehmen, kommt jedoch am Ende nicht über Rang 19 hinaus. Marquez wird für sein aggressives Manöver von der Rennleitung im Nachgang mit zusätzlichen 30 Sekunden bestraft und fällt von Rang fünf auf 18 zurück – ironischerweise genau einen Platz vor Rossi. Der Yamaha-Star sparte nach dem folgenschweren Vorfall nicht mit Kritik an Marquez und seiner Fahrweise.

„Ich sah, dass er eine Sekunde schneller war als ich. Ich war also nicht sehr stark. Also warum überholt er mich nicht einfach in der nächsten Kurve“, stellt Rossi die Notwendigkeit der übermotivierten Attacke in Frage. „Er ist stattdessen bewusst in mich reingefahren, in mein Motorrad, in mein Bein, um mich von der Linie zu drängen. Wenn ich stürze, ist er glücklich. Und wenn er stürzt, lache ich, denn das ist einfach zu viel.“

Rossi: Marquez‘ Verhalten der MotoGP nicht würdig
Er habe seit 2015 keinerlei Beziehung zu Marquez, betont Rossi und ruft damit den sogenannten „Sepang Clash“ in Erinnerung, der ihm damals den Sieg in der WM verhagelte. Danach herrschte Krieg zwischen den beiden, es dauerte, bis die Wogen wieder geglättet waren. Doch Rossi stellt klar, dass sein Verhältnis zu Marquez auf das Nötigste beschränkt blieb, „weil es so leichter ist und ich nicht unnötig Zeit verschwende“, sagt der Italiener.

„Wenn er keinen Respekt vor mir hat, habe ich keinen Respekt vor ihm. Aber der Respekt ist sowieso eine andere Geschichte, es ist etwas zwischen dir und mir. Das, was er macht, ist vor allem gefährlich, weil er mit 200 km/h in Aleix Espargaro fährt. Wenn man da den Lenker berührt, ist der Sturz garantiert und man knallt in die Mauer. Warum müssen wir so fahren? Wir sind die MotoGP und wir sind die Spitze des Motorradsports, oder?“

Wenn sich jeder so verhalten würde wie Marquez, „ist es wie in einem Demolition Derby“, prangert Rossi an. „Er hat keinerlei Respekt vor der Konkurrenz, niemals. Wenn man sich zum Beispiel ansieht, was an diesem Wochenende alles passiert ist. Das kann hin und wieder passieren, jeder macht Fehler beim Bremsen oder berührt einen anderen Fahrer, das ist so im Rennsport“, sagt er weiter, doch bei Marquez habe das System.

Mit purer Absicht? Rossi erhebt schwere Vorwürfe
Rossi erklärt: „Seit Freitagmorgen hat er das mit Vinales, Dovizioso, am Samstagmorgen mit mir gemacht. Und heute im Rennen ist er geradewegs in vier Piloten gefahren, und das mit Absicht. Das ist nicht nur ein Fehler, denn er streckt sein Bein bewusst heraus. Er weiß, dass er nicht stürzen wird, hofft aber, dass der andere stürzt. Wenn man solche Spielchen spielt, dann bringt man das Niveau auf einen sehr gefährlichen Punkt.“

Aus diesem Grund suchte Rossi nach dem Grand Prix auch die Rennleitung auf, um seine Sicherheitsbedenken zu äußern. Dieses Verhalten darf seiner Meinung nach nicht weiter toleriert werden. „Ich hoffe, dass das, was ich zu Mike Webb gesagt habe, Wirkung zeigt. Sie haben eine große Verantwortung und müssen etwas unternehmen, denn so, wie Marquez sich verhält, kann es nicht weitergehen“, stellt der Doktor klar.

Rossi zählt weitere Vorfälle auf, um Marquez‘ Fehltritte zu untermauern: „Dieses Jahr in der ersten Kurve von Katar hat er das Bein von Zarco berührt und auch Dovizioso, hier dasselbe mit Vinales, heute mit mir. Er fährt in die Kurve mit 20 km/h mehr und hat keine Chance, die Kurve zu kriegen, fährt dann mit Absicht in mich rein, um mich stürzen zu sehen. So ist er eben. So war er in den letzten 15 Rennen. Und in diesem Jahr ist es schlimmer geworden.“

Rossi will Marquez‘ Entschuldigung gar nicht hören
Marquez versuche, anderen Angst zu machen und sie von der Strecke zu drängen, fährt Rossi fort. Er selbst habe Angst, ihm auf der Strecke zu begegnen oder seinen Namen auf der Boxentafel zu sehen. „Weil ich weiß, dass etwas passieren wird. Das weiß ich schon vorher. Man muss dann einfach hoffen, nicht zu stürzen“, sagt der Yamaha-Star und appelliert noch einmal an die Renndirektion, ein Machtwort zu sprechen.

Von ihr fühle er sich momentan nicht hinreichend geschützt. „Sie müssen eine Entscheidung treffen. Auf diese Weise zerstört er sonst unseren Sport“, wählt Rossi harte Worte. „Wenn man mit 300 km/h auf der Strecke fährt, muss man Respekt für seine Konkurrenten haben, man muss stark sein und das Maximum geben. Aber so ist es vorbei.“ Denn so habe er auch keinen Spaß mehr daran, Rennen zu fahren und mit Marquez zu kämpfen.

„Ich weiß, dass er das Niveau anhebt, aber er spielt nicht fair, er spielt nicht aggressiv, er spielt schmutzig.“ Marquez‘ Entschuldigungsversuch direkt nach dem Rennen wertete Rossi deshalb auch als schlechten Scherz: „Das ist PR. Er hat noch nicht einmal die Eier, allein in mein Büro zu kommen, sondern kommt wie immer mit seinem Honda-Manager und all den Kameras. Denn das ist wichtig für ihn. Er kümmert sich nicht wirklich um dich.“

Deshalb wolle Rossi nicht mit ihm sprechen, denn seine Worte seien ohnehin nicht echt und ernst gemeint. Auch einen weiteren Entschuldigungsversuch werde er nicht annehmen: „Ich hoffe, dass er clever genug ist und es erst gar nicht probiert.“ Wie diese Fehde weitergeht und ob die Rennleitung weitere Schritte unternehmen wird, bleibt abzuwarten. Eine weitere Strafe für Marquez neben jener im Rennen ist jedenfalls nicht ausgeschlossen.

Text von Juliane Ziegengeist

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