Valentino Rossi - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Valentino Rossi mit den restlichen MotoGP-Fahrern

(Motorsport-Total.com) – Valentino Rossi steht an diesem Wochenende in Valencia vor seinem 432. und letzten Grand Prix in der Motorrad-Weltmeisterschaft.

Klassenübergreifend hat er 115 Rennen gewonnen. Alleine in der Königsklasse stand der neunmalige Weltmeister 199 Mal auf dem Podest. Würden die restlichen MotoGP-Fahrer bei seinem Abschied in der letzten Runde das Gas zudrehen und Rossi für einen finalen Sieg vorbeilassen?

„Ich glaube, Valentino wäre nicht glücklich, wenn er seinen 200. Podestplatz auf diese Art feiern würde“, meint Weltmeister Fabio Quartararo. „Für ihn würde ich es machen, aber ich glaube nicht, dass er das so haben möchte. Deswegen werde ich nicht vom Gas gehen.“

„Ich denke“, entgegnet Francesco Bagnaia, „er würde es trotzdem genießen. Es wäre immer noch ein Podestplatz. Aber es wäre zu schwierig, das zu machen. Ich glaube, wir werden ihn nach der Zielflagge vorbeilassen und für ihn eine Ehrenrunde fahren.

„Er hat viel Geld“, wirft Jack Miller in den Raum und ergänzt lachend: „Also wenn er darüber sprechen möchte, dann wäre ich offen dafür. Aber ich glaube nicht, dass er es so haben möchte.“ Joan Mir meint, dass Rossi „vielleicht alle überrascht“ und doch vorne mitkämpfen wird.

Dass seine Kollegen in der letzten Runde das Gas zudrehen und Rossi vorbeilassen werden, ist somit unwahrscheinlich. Tatsache ist, dass am Sonntag eine der erfolgreichsten und herausragendsten Karrieren im Motorsport zu Ende gehen wird.

Lewis Hamilton: „Rossi der Größte überhaupt“
Auch Lewis Hamilton meldet sich vor dem Formel-1-Rennen in Brasilien zu Wort: „Es ist natürlich traurig zu sehen, dass ‚Vale‘ aufhört. Sein Antrieb, seine Herangehensweise und alles was er getan hat, ist unglaublich. Diese Leidenschaft, die er so lange gezeigt hat.“

„Er ist so eine Legende. Einer der Größten, wenn nicht der Größte überhaupt. Es wird traurig werden, die Rennen ohne ihn zu verfolgen. Aber ich glaube, es ist für ihn auch eine schöne Zeit. Er baut nun eine Familie auf.“

Mit 100 Formel-1-Siegen und sieben Weltmeistertiteln zählt auch Hamilton zu den erfolgreichsten Motorsportlern der Geschichte. Ende 2019 durfte er in Valencia die Yamaha probieren, während Rossi den Mercedes fuhr. „Ich bin dankbar, dass ich mit ihm einen besonderen Tag auf der Strecke verbringen dufte“, erinnert sich Hamilton zurück.

Rossi für die aktuellen MotoGP-Stars das große Idol
Die aktuellen MotoGP-Stars sind ebenfalls dankbar, dass sie mit dem Idol ihrer Kindheit gemeinsam auf der Strecke kämpfen durften. „Er hat auch mich inspiriert, als ich ein Kind war“, sagt Quartararo. „Er ist für viele ein Idol. Man kann ihm für seine große Karriere nur gratulieren.“

Am Sonntag bestreitet auch Rossis italienischer Landsmann Danilo Petrucci sein letztes MotoGP-Rennen. Bezüglich der medialen Aufmerksamkeit steht der KTM-Fahrer deutlich im Schatten von Rossi. Auch Tom Lüthi beendet in Valencia seine lange Karriere.

„Ich glaube, Valentino will das Rennen wie immer bestreiten“, meint Petrucci, der sich in den vergangenen Monaten oft mit Rossi im Mittelfeld duelliert hat. „Natürlich wäre ein weiterer Podestplatz schön, aber Valentino will richtig fahren.“

Petrucci hat auch Erinnerungen an erfolgreichere, gemeinsame Tage. „Ich habe damals in Assen mit ihm um seinen letzten Sieg gekämpft“, erinnert „Petrux“ an Assen 2017. „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren um Siege, Podestplätze, aber auch um 16. Plätze gekämpft.“

Petrucci kennt Rossi aber schon viel länger: „Mein Vater war LKW-Fahrer. Als sich Valentino 1997 sein erstes Motorhome gekauft hat, ist er zu meinem Haus gekommen, um es abzuholen. Ich kenne ihn also schon sehr lange. Dann mit ihm auf der Strecke gekämpft zu haben und gemeinsam auf dem Podium gestanden zu sein, macht mich stolz.“

Als Teil der VR46-Akademie hat es Bagnaia bis an die Spitze der MotoGP geschafft. Er kennt Rossi aus nächster Nähe und sagt zum Finale: „Es ist natürlich ein harter Tag, der irgendwann kommen musste. Ich denke, die Leute werden nie vergessen, was ‚Vale‘ für unsere Meisterschaft getan hat.“

„Ich hatte das Glück, dass ich gegen ihn fahren durfte. Meinen ersten Sieg habe ich mit ihm auf der Strecke gefeiert. Man kann sich nur für seine harte Arbeit und auch für seine Arbeit in der Akademie bedanken. Ich hatte auch das Glück, ein Teil seines Lebens sein zu dürfen.“

Bagnaia glaubt auch nicht, dass sich beim Training der VR46-Akademie viel ohne Rossi verändern wird. Aber: „Das Problem ist, dass Vale nun mehr Zeit haben wird, um mit dem Flattrack-Bike zu trainieren. Das wird es für uns schwieriger machen. Aber ansonsten wird sich nichts ändern.“

Text von Gerald Dirnbeck

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