Jonathan Rea - © Repsol

© Repsol – Jonathan Rea sprang 2012 spontan ein, um Casey Stoner zu ersetzen

(Motorsport-Total.com) – Jonathan Rea galt jahrelang als potenzieller MotoGP-Aufsteiger, schaffte aber nie den Sprung in die Königsklasse.

Abgesehen von den spontanen Einsätzen als Ersatz für Casey Stoner in der MotoGP-Saison 2012 konnte Rea nie sein Talent beweisen. Im Laufe der Saison 2012 verhandelte Rea mit Honda über einen Aufstieg, fuhr aber 2013 weiterhin für das Ten-Kate-Honda-Team in der Superbike-WM.

„Es gab Gerüchte, dass das Gresini-Team an mir interessiert ist. Das kam hauptsächlich von Repsol-Honda-Teamdirektor Livio Suppo, dem ich sehr viel Vertrauen schenke. Er meinte, dass Fausto Gresini nach einem Nachfolger für Alvaro Bautista sucht“, schreibt Rea in seiner Autobiographie ‚Dream. Believe. Achieve.‘

Rea erinnert sich an den Misano-Grand-Prix 2012, bei dem er Stoners Werks-Honda als Achter ins Ziel brachte. Doch die Chance bei Gresini kam nicht zustande. Rea kommentiert: „Der Hauptsponsor, ein Energydring-Hersteller, war in Misano vor Ort und sah, wie Bautista aufs Podium fuhr. Sowohl er als auch der Sponsor unterschrieben euphorisiert und voller Enthusiasmus noch in der Nacht.“

Hondas Open-Bike war für Jonathan Rea keine Option
Zwei Jahre später wurde Rea erneut mit der MotoGP in Verbindung gebracht. Damals suchte LCR nach einem Nachfolger für Stefan Bradl. Doch als Cal Crutchlow seinen Ducati-Werksvertrag überraschend auflösen ließ und sich mit Lucio Cecchinello unterhielt, schloss sich für Rea auch diese Tür.

Die einzige Alternative war die Open-Honda. „Ich weiß nicht, für wie dumm uns diese Leute halten, doch Suppo unterbreitete mir, dass das Open-Bike für eine Million Euro Rennen gewinnen könnte, weil es weichere Reifen und mehr Sprit bekommt. Ja, richtig. Selbst ich mit meinem begrenzten wirtschaftlichen Verständnis erkannte, dass es ziemlich schlimm wäre, ein Motorrad für drei Millionen zu leasen, wenn man eins mit ‚der gleichen Performance‘ für eine Million Euro kaufen kann“, blickt Rea zurück.

„Gleichzeitig meint er, dass ich nicht erwarten kann, in der MotoGP das zu verdienen, was ich in der Superbike-WM verdiene“, ärgert sich Rea über Suppos Verhalten. „Ich meinte, dass ich bereit bin, Einschnitte beim Gehalt zu akzeptieren, wenn ich in der MotoGP eine Werksmaschine erhalte.“

Jonathan Rea rechnet mit Suppo und Nakamoto ab
„Er schaute mich an, als ob ich Dreck bin, den er sich vom Schuh kratzt und meinte: ‚Warum denkst du, dass du eine Werksmaschine verdienst?‘ Ich stand auf und ging. Es waren die letzten Gespräche, die ich mit Honda über einen MotoGP-Aufstieg führte“, so Rea.

Besonders von Suppo ist Rea enttäuscht. „Als ich Suppo zum ersten Mal traf, hatte er gerade seinen Weg von Ducati zu Honda gefunden und folgte Shuhei Nakamoto in der HRC-Hierarchie“, schreibt Rea und schließt mit dem Italiener ab: „Suppo war die ganz Zeit damit beschäftigt, Nakamoto Rauch in den Hintern zu blasen.“

„Ich war ziemlich enttäuscht, wie wenig Nakamoto die Anstrengungen zu schätzen wusste, die wir in der Superbike-WM unternahmen. Ich erkannte schnell, dass ich mich gegen Nakamoto-Suppo durchsetzen musste, wenn ich es an die Spitze von Honda schaffen wollte“, so Rea.

Als sich abzeichnete, dass Honda kein Interesse zeigt, Rea in die MotoGP zu transferieren, schaute sich der Nordire nach Alternativen um. Schlussendlich unterschrieb er für die Saison 2015 einen Vertrag bei Kawasaki und nahm finanzielle Einschnitte in Kauf, um mit der ZX-10R um den Titel zu kämpfen. Das Risiko zahlte sich aus. Rea gewann 2015 seinen ersten WM-Titel und ließ drei weitere folgen.

Text von Sebastian Fränzschky

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