(Motorsport-Total.com) – Im Rahmen des Argentinien-Grand-Prix ließ Aprilia mit dem Vorschlag aufhorchen, dass man Jorge Martin einen privaten Test mit dem MotoGP-Motorrad ermöglichen will.
Denn der Weltmeister hatte sich am ersten Tag der Wintertestfahrten in Malaysia verletzt und konnte mit der RS-GP bislang kaum Kilometer absolvieren.
„Es geht nicht nur um uns, sondern um alle“, hat Aprilia-Rennmanager Paolo Bonora festgehalten. „Wir glauben, dass ein Test mit einem MotoGP-Bike die Sicherheit für alle verbessert.“ Und um ehrlich zu sein, es wird auch für die Show besser sein.“
„Wir können [mit einem Test] sicherstellen, dass er zu 100 Prozent fit ist und in der Lage ist, das Motorrad zu fahren. Deshalb wollen wir das mit allen Herstellern diskutieren.“ Denn dafür müsste das Reglement kurzfristig geändert werden.
Laut den Concession-Regeln dürfen zwar Yamaha und Honda privat mit den Stammfahrern testen, Ducati, KTM und Aprilia derzeit aber nicht. Bei der Konkurrenz regte sich Widerstand, denn Aprilia ist mit der Idee medial vorgeprescht.
Am Donnerstag vor dem Grand Prix in den USA fand ein Treffen der Herstellervereinigung MSMA mit Vertretern aller fünf Marken statt. Es dauerte rund zwei Stunden, wobei phasenweise hitzig debattiert wurde
Vor allem war Ducatis Motorsportchef Gigi Dall’Igna nicht zufrieden mit dem medialen Vorstoß von Aprilia in Argentinien, denn neben Bonora hat sich auch Motorsportchef Massimo Rivola dazu geäußert. Trotzdem entschied sich Ducati dazu, sich der Mehrheit anzuschließen.
Auch Yamaha vertrat diese Meinung. KTM unterstützte den Vorschlag für einen Test. Honda war ursprünglich auch dafür, stimmte aber schließlich dagegen. Damit war der Aprilia-Vorschlag abgelehnt, denn in der MSMA müssen Entscheidungen einstimmig fallen.
Ducati stimmt zu – trotz Kritik an Aprilia
„In der Abstimmung hat Ducati beschlossen, der Mehrheit zu folgen. Unsere Stimme war also ganz sicher kein Nein“, bekräftigt Dall’Igna gegenüber Sky Italien. „Wir haben das getan, weil Martín ein wichtiger Fahrer für Ducati ist, er hat mit Ducati eine Weltmeisterschaft gewonnen.“
„Deshalb erschien es uns richtig, ihm gegenüber ein Zugeständnis zu machen – auch wenn die Regeln normalerweise nicht während der Saison geändert werden sollten. Dies war auch unsere Haltung während der ersten Sitzung, die in Argentinien stattfand.“
Aber Dall’Igna hält auch fest: „Ich muss sagen, dass uns das Vorgehen Rivolas überhaupt nicht gefallen hat. Unserer Ansicht nach hat er Informationen verbreitet, die nicht der Wahrheit entsprachen.“
„Vor allem hat er vertrauliche Informationen weitergegeben – denn das, was während der MSMA-Sitzungen gesagt wird, sollte innerhalb der MSMA bleiben. Jemand – allerdings nicht Ducati – hat nicht zugestimmt, daher ist das Thema weiterhin Gegenstand von Diskussionen.“
Gespräche über Regelanpassung für 2026
Denn in der MSMA haben sich die Vertreter der Hersteller darauf geeinigt, den Dialog offen zu halten. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Regeln für 2026 angepasst werden, damit ein länger verletzter Fahrer vor seinem Comeback einen privaten Test mit dem MotoGP-Bike fahren kann.
Für so einen privaten Test müsste eine vernünftige Rennstrecke inklusive Sicherheitspersonal gemietet werden. Es müsste mindestens ein LKW mit dem gesamten Equipment dorthin geschickt werden. Dazu braucht man auch die komplette Crew und Ingenieure.
Dabei entstehen natürlich signifikante Kosten. Es müsste zum Beispiel geklärt werden, wie Satellitenteams so etwas umsetzen könnten. Neben den Kosten ist es auch eine Frage der Logistik, wenn das Material zwischen zwei Rennwochenenden per LKW durch Europa unterwegs ist.
Kurzfristig ist ein MotoGP-Test für Martin vom Tisch. Er hat bei seinem Besuch in Austin aber angekündigt, dass er vor seinem Comeback auch nicht mit einem Superbike oder einer Supermoto trainieren will, um nicht erneut eine Verletzung zu riskieren.
„Man müsste sich nur vorstellen, ich würde nächste Woche trainieren und breche mir – ich weiß nicht – den Kopf oder das Genick. Also werde ich auf Katar warten“, so Martin. „Vielleicht kann ich dort fahren – vielleicht aber auch nicht.“
Die Zeichen stehen auf einem Comeback Mitte April in Katar. Bei einer Untersuchung in dieser Woche am verletzten Kahnbein der linken Hand bekam Martin grünes Licht, um die Belastung der Hand und sein Training zu intensivieren.
Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Oriol Puigdemont
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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