Zehn Tage nach seinem Motocross-Unfall wird nun über den Ersatz von Valentino Rossi bei Yamaha diskutiert.
Teammanager Lin Jarvis hat sich im Rahmen des Misano-Rennwochenendes mit einer Medienrunde darüber unterhalten.
Während beim Heimrennen des „Doktors“ das Motorrad mit der Nummer 46 verlassen in der Garage steht und von keinem Ersatzpiloten gefahren wird, muss sich die Mannschaft für das kommende Rennen in Aragon in zwei Wochen umschauen. Aktuell ist von vier möglichen Optionen die Rede.
„Wir haben vier Kandidaten, die ihn ersetzen könnten. Ich habe auch schon eine gute Idee“, verrät Jarvis. In die Karten will er sich noch nicht schauen lassen. „Wir haben zwei Testfahrer in Japan, mit Nakasuga und Nozane, außerdem zwei Superbike-Fahrer, mit Alex (Lowes; Anm. d. Red.) und Michael (van der Mark; Anm. d. Red.)“, zählt er die potenziellen Rossi-Ersatzmänner auf. In der kommenden Woche möchte sich Yamaha zwischen diesen vier Piloten entscheiden.
Der Favoritenkreis schränkt sich jedoch auf drei Fahrer ein, denn der 22-jährige Langstreckenfahrer Kouta Nozane hat bisher wenig Erfahrung. Er sei auf keinen Fall die „wahrscheinlichste“ Variante, so Jarvis. Angesprochen auf die Aussagen von Alex Lowes‘ Bruder, Aprilia-Pilot Sam Lowes, wonach Alex keine Option sei, meint er knapp: „Ich weiß nicht, was Sam gesagt hat, daher kann ich das nicht kommentieren.“ Damit sind auch die beiden Tech-3-Piloten Johann Zarco und Jonas Folger nicht im Rennen für den Platz auf der Werksyamaha.
„Denkbar schlechtestes Szenario“: Jarvis ärgert Enduro-Training
Die Verletzung seines neunfachen Weltmeisters sei zwar „weniger ernst, dennoch sehr ärgerlich“, da damit Rossis Titelchancen zunichte gemacht wurden – auch die Konkurrenz hat den Italiener bereits abgeschrieben. Jarvis ärgert sich über die Auswirkungen der Verletzung. „Speziell jetzt, da er noch im Rennen war und in einer guten Form. Er ist ein tolles Rennen in Silverstone gefahren und jetzt wäre es sein Heimrennen gewesen, wo wir einen guten Test absolviert haben.“ Vom Timing her das wohl „denkbar schlechteste Szenario“.
Dennoch weiß der Yamaha-Manager auch, dass man MotoGP-Fahrer nicht „in Watte“ einpacken könne. Die Kritik am Motocross- und Enduro-Training, die nach Rossis Unfall lauthals geübt wurde, versteht er nicht. „Sie können nicht auf einer MotoGP-Maschine oder regulären Rennstrecken trainieren. Daher müssen sie sich alternative Trainingsmethoden suchen.“ Dennoch findet Jarvis auch kritische Worte: Er glaubt nicht das große Enduro-Ausfahrten die beste Trainingsart seien. „Ich wünschte, er wäre vergangenen Donnerstag nicht Enduro gefahren. Aber er hat das bereits einige Mal in diesem Jahr gemacht.“
Wird Rossi bereits in Aragon wieder auf seiner M1 Platz nehmen? „Im Moment gibt es dafür noch keinen konkreten Plan“, hält sich Jarvis bedeckt. Sein Superstar werde nur zum nächsten Saisonlauf anreisen, sollte er davon überzeugt sein, wieder fahren zu können. Jedenfalls möchte Rossi nicht einfach nur mitfahren. Wenn er nicht um die Top 5 mitkämpfen kann, werde er nicht fahren, glaubt Jarvis. „Wird er das Rennen bestreiten? Wir werden sehen. Die Ärzte haben jedenfalls gemeint, dass die Genesungszeit länger andauert als bis zum nächsten Rennen.“ 24 Tage nach seinem Unfall findet der Lauf in Aragon statt, Rossi selbst geht jedoch von mindestens 40 Tagen Pause aus.
Kein Druck von Yamaha: „Werden aufgrund seiner Fitness entscheiden“
Vieles würde von den Schmerzen, seinem Gefühl und der Physiotherapie abhängen. „Valentino hat viel Erfahrung, er wird also genau wissen, wann er zurückkommen kann. Bevor er in Aragon fahren kann, würden wir selbstverständlich einen Test abhalten. Vielleicht auf einer R1. Wird das passieren? Ich weiß es nicht“, möchte der Brite nichts ausschließen.
Text von Maria Reyer & Oriol Puigdemont
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