(Motorsport-Total.com) – Für Valentino Rossi und Maverick Vinales war der Yamaha-Teamlaunch an diesem Donnerstag ein echter Medienmarathon.
Auf eine ausgiebige Fotosession in der Box folgte eine Pressekonferenz zusammen mit Massimo Meregalli (Teammanager), Lin Jarvis (Renndirektor) und Takahiro Sumi (MotoGP-Projektleiter).
Danach stellten sich Rossi und Vinales jeweils einzeln den Fragen der Journalisten. Und natürlich ging es dabei in erster Linie um die jüngsten Vertragsentscheidungen seitens Yamaha. Vor allem Rossi wurde diesbezüglich gelöchert. Schließlich bedeutet die Verpflichtung von Fabio Quartararo für ihn, dass er 2021 nicht im Werksteam fahren wird.
Zunächst aber erklärte Jarvis noch einmal ausführlich, wie es überhaupt zu dieser Entscheidung kam. „Der Markt ist heute sehr wettbewerbsintensiv. Es gibt sechs Hersteller, die sehr hungrig sind, ihre Zukunft zu planen, und jeder ist hungrig, auch die Fahrer der Zukunft zu erobern“, analysierte der Yamaha-Rennchef die Ausgangslage.
Yamaha-Rennchef Jarvis sprach zuerst mit Rossi
„Wir waren also auch mit dieser Situation konfrontiert, besonders im Januar dieses Jahres, als der Markt bereits sehr, sehr heiß wurde. Wir hatten unsere eigenen Fahrer, und die vorhandenen jungen Talente drängten uns ebenfalls.“ Zunächst aber habe man sich mit Rossi beraten, „um seine Richtung und seine Denkweise zu verstehen“.
Der „Doktor“ bat um mehr Bedenkzeit, um das Niveau seiner Leistung im MotoGP-Umfeld 2020 besser einschätzen und auf Grundlage dessen eine Entscheidung für die nähere Zukunft treffen zu können. „Wir standen also vor einer Situation, in der wir, offen gesagt, wenn wir zu lange gewartet hätten, einige unserer jungen Talente verloren hätten.“
„Und wir trafen die Entscheidung als Unternehmen und nahmen eine ‚Buchung‘, eine ‚Voranmeldung‘ für 2021/22 vor, mit zwei der jüngsten Talente in unserem Lager, um sicherzustellen, dass wir in den folgenden beiden Saisons auf sie zählen können. Ich würde sagen, das war der Haupthintergrund für diesen Schritt“, so Jarvis.
Valentino Rossi: „Die Ergebnisse sind das Wichtigste“
Für Rossi kam die Nachricht also nicht überraschend. Er wurde in den Prozess von vornherein einbezogen. Seine Entscheidung abzuwarten, bewertet er im Rückblick zwiespältig: „Einerseits war es eine schwierige Entscheidung für mich, denn ich weiß, dass Warten Konsequenzen hat, und zwar die, dass ich nicht im Werksteam weitermache.“
Andererseits sei es aber auch nicht schwer gewesen, sich zu entscheiden. „Weil ich nicht weitermachen will, wenn ich nicht konkurrenzfähig bin“, stellte Rossi noch einmal klar. „In jeder Sportart ist der Versuch, an der Spitze zu bleiben, mit einer Menge Anstrengung verbunden, besonders wenn man nicht mehr sehr jung ist.“
Der 40-Jährige weiß: „Um das Maximum zu geben, muss man in der modernen MotoGP jeden Tag arbeiten. Das kann man tun, wenn man motiviert ist, wenn es einem Spaß macht, aber die Ergebnisse sind das Wichtigste. Aus diesem Grund ist es also, wie es ist.“ Geschlagen geben will sich der MotoGP-Veteran trotzdem noch nicht.
MotoGP-Pilot lobt Arbeit im Yamaha-Satellitenteam
„Das erste Ziel ist ohnehin die Fortsetzung im Jahr 2021“, betonte Rossi und deutete an, wo sie stattfinden könnte: „Wir haben eine fantastische Mannschaft bei Petronas, die zeigt, dass sie auf einem sehr hohen Niveau und sehr konkurrenzfähig ist, also wird sich am Ende nicht viel ändern (im Vergleich zum Werksteam; Anm. d. R.).“
Dass es trotzdem das Ende einer Ära bedeutet, war Jarvis bei den Vorgesprächen mit Rossi bewusst. „Das Schwierigste für mich war die Diskussion mit Valentino“, gab er am Donnerstag erstmals zu. „Denn als wir seinen Antrag auf Verzögerung der Entscheidung anerkannten, was wir voll und ganz verstehen, hatte das Konsequenzen.“
„Im Fall von Valentino hieß es, dass wir, wenn wir warten müssten, die Karriere in der Werksmannschaft nicht verlängern könnten. Aber wir haben Valentino bereits zugesichert, dass er, sollte er sich für eine Fortsetzung in der MotoGP entscheiden, die volle Unterstützung von Yamaha haben wird“, versicherte Jarvis erneut.
Text von Juliane Ziegengeist
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