(Motorsport-Total.com) – Die MotoGP-Saison 2022 wird für Andrea Dovizioso wegweisend. Der Italiener erhält bei RNF-Yamaha vermutlich seine Chance, um in der MotoGP sein Können unter Beweis zu stellen.
Das private Yamaha-Team erwartet, dass „Dovi“ um die Meisterschaft kämpft. Doch wenn man sich die Ergebnisse der Einsätze am Ende der vergangenen Saison anschaut, dann dürfte diese Erwartung etwas hoch gegriffen sein.
Im Vorjahr feierte Dovizioso im Herbst sein MotoGP-Comeback, als das damalige Petronas-Team auf der Suche nach einem Ersatz für Franco Morbidelli war. Bei den beiden Misano-Rennen, in Austin, Portimao und Valencia pilotierte Dovizioso die Yamaha M1, schaffte es aber bei keinem der fünf Grand Prix in die Top 10.
Bereits in der MotoGP-Saison 2012 saß Dovizioso als Tech-3-Pilot auf einer Yamaha. Doch danach folgten acht Jahre im Ducati-Werksteam. Dovizioso perfektionierte den Umgang mit der Ducati Desmosedici. Die Rückkehr zur Yamaha M1 bereitete dem Italiener Schwierigkeiten.
Was Andrea Dovizioso bei Jorge Lorenzo beobachtete
Ex-Weltmeister Jorge Lorenzo dient als eine Art Inspiration. In der Saison 2017 stieß der Spanier zum Ducati-Werksteam und wurde Teamkollege von Dovizioso. Es dauerte eine Weile, bis Lorenzo mit der Ducati klar kam. Beim Italien-Grand-Prix 2018 platzte der Knoten.
„Jorge war schnell, als er seine mentale Herangehensweise änderte und anders fuhr als mit der Yamaha, als er nicht länger versuchte, so wie mit der Yamaha zu fahren“, erinnert sich Dovizioso und erkennt: „Doch andererseits musste er seinen Fahrstil zum Teil aufgeben.“
„Ich finde, es ist sehr wichtig, sich anzupassen, weil ziemlich eindeutig ist, wie man mit welchem Motorrad umgehen muss“, erklärt Dovizioso und fügt hinzu: „Jeder Fahrer hat etwas Besonderes. Das muss man beibehalten.“
Wie viel besser ist die 2022er-Yamaha im Vergleich zur 2019er-Version?
Im Vergleich zu den Einsätzen am Ende der Saison 2021 hat Dovizioso für 2022 einen großen Trumpf im Ärmel. Von Yamaha bekommt der mehrfache Vize-Weltmeister die aktuelle Version der M1. Im Vorjahr musste Dovizioso mit der 2019er-Yamaha antreten, die im Laufe der Saison keine Updates bekam.
Beim Nachsaison-Test in Jerez erhielt Dovizioso bereits die Chance, eine neuere Version zu testen. „Ich konnte die verschiedenen Versionen beim Test in Jerez vergleichen. Der Unterschied war ziemlich groß. Ich war mit dem Gefühl sehr zufrieden“, berichtet der Routinier.
„Ich konnte die 2022er-Maschine noch nicht probieren. Die beiden Werkspiloten probierten andere Dinge als ich. Beim kommenden Test in Malaysia werden wir voraussichtlich neue Teile bekommen. Ich weiß aber nicht genau, was wir bekommen werden“, grübelt „Dovi“.
Am Samstag und am Sonntag kann Dovizioso die 2022er-Yamaha testen. „Es werden zwei wichtige Testtage, denn wir müssen definieren, mit welchem Motorrad wir die Saison bestreiten. Das ist sehr wichtig. Ich muss die fünf Testtage bestmöglich nutzen, um mich besser an das Motorrad zu gewöhnen. Es gibt nach wie vor Spielraum für Verbesserungen“, ist sich der Yamaha-Pilot bewusst.
Die neue Michelin-Konstruktion bereitet Dovizioso weiterhin Probleme
Michelins neue Reifenkonstruktion bereitete Dovizioso in der Saison 2020 große Schwierigkeiten. Während sich andere Fahrer relativ problemlos anpassen konnte, haderte Dovizioso mit der Umstellung und sprach immer wieder über den neuen Hinterreifen.
Auch mit der Yamaha ist dieses Problem noch nicht final gelöst. „Die neue Reifenkarkasse veränderte, wie man bremsen muss. Das ist auch mit der Yamaha so. Man muss die Balance der beiden Reifen anders nutzen. Ich denke, dass ich mich diesbezüglich noch steigern kann. Ich habe beim Bremsen noch kein gutes Gefühl und denke, dass ich das Potenzial der Maschine noch nicht richtig nutze“, gesteht Dovizioso.
Doch der Italiener erkennt bereits Fortschritte: „Ich verbesserte mich bei den beiden finalen Rennen der vergangenen Saison stark, weil ich mein Bremsverhalten komplett umstellte zur Ducati-Zeit. Die Yamaha verlangt nach einem anderen Fahrstil. Diese neue Fahrweise half mir zudem, mich besser an die neuen Reifen anzupassen, die 2020 präsentiert wurden.“
„Die von der Yamaha verlangte Fahrweise ist momentan noch nicht natürlich für mich. Es ist nicht einfach, doch es ist möglich, sich daran anzupassen und dennoch etwas vom eigenen Fahrstil zu verwenden. Ich muss mich stärker anpassen“, bemerkt Dovizioso. „Als Fahrer muss man der DNA des Motorrads folgen. Doch ein paar eigene Stärken muss man erhalten. Ich arbeite weiter an den kleinen Details, um einen Mix zu erreichen.“
Text von Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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