(Motorsport-Total.com) – Als Jorge Lorenzo 2008 in die MotoGP aufstieg und ins Yamaha-Werksteam wechselte, war sein Teamkollege niemand Geringeres als Valentino Rossi.
Dessen sieben WM-Titel, die er bis dahin eingefahren hatte (fünf davon in der Königsklasse), stimmten Lorenzo damals allerdings wenig ehrfürchtig.
„Als ich von der 250er-Klasse in den MotoGP kam, war ich sehr respektlos in meiner Einstellung, auch auf der Strecke“, gibt Lorenzo in der Serie ‚Greatest Races‘ von ‚BT Sport‘ zu. „Ich wollte alles so schnell wie möglich und ich dachte, dass alles möglich ist. Ich habe mir keine Grenzen im Kopf gesetzt.“
Diese Einstellung machte sich zunächst auch bezahlt: „Ich habe gleich in meinem ersten Jahr, das ich in der MotoGP verbrachte, die Michelin-Reifen bekommen. Sie waren in den ersten drei oder vier Rennen unglaublich, wirklich gut. Ich fühlte mich sehr natürlich mit dem Motorrad“, erinnert sich Lorenzo.
„Mit meiner Geschicklichkeit und meinem Talent und einem sehr konkurrenzfähigen Motorrad schaffte ich es in meinem ersten Rennen auf die Pole-Position.“ Und sofort auch aufs Podest. In Rennen zwei und drei wiederholte sich das Szenario, wobei Lorenzo den dritten Grand Prix in Portugal sogar gewann.
„Ich hatte also vor niemandem Angst“, blickt der Spanier auf sein 20-jähriges Ich. „Und ich habe das auch öffentlich gesagt. Einige Leute nahmen es als arrogante Art und Weise auf. Ehrlich gesagt konnte ich ein bisschen arrogant sein, weil ich sagte, dass ich niemanden vergöttert habe, auch nicht Valentino.“
Das stieß nicht gerade auf Gegenliebe: „Mir war klar, dass er, seine Fans und die Öffentlichkeit das nicht sehr gut aufnehmen würden, denn sie sind es nicht gewohnt, diese Erklärung zu hören. Aber so dachte ich, ich hatte keine Grenzen im Kopf. Auch deshalb konnte ich dieses außerordentliche Ergebnis erzielen.“
Doch wie sagt man schön: Hochmut kommt vor dem Fall. Diesen Spruch bekam Lorenzo am eigenen Leib zu spüren. „Ich hatte auch diese Stürze in China, Le Mans und Mugello“, erinnert er sich und räumt ein: „Das hat meine Sichtweise ein wenig verändert und meine Füße wieder auf den Boden gebracht.“
Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Lewis Duncan
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