(Motorsport-Total.com) – Die Fahrer aus Großbritannien (14 WM-Titel), den USA (9 WM-Titel) und Australien (5 WM-Titel) sind in der 37-jährigen Geschichte der Superbike-WM für mehr als 75 Prozent aller WM-Titel verantwortlich. Spanien (3 WM-Titel), Frankreich (2 WM-Titel), Italien (2 WM-Titel) und die Türkei (2 WM-Titel) teilen sich die übrigen 9 Titel.
Ein deutscher Fahrer konnte bisher noch nie die Superbike-WM für sich entscheiden. Max Neukirchner ist nach wie vor der erfolgreichste Deutsche in der Statistik der seriennahen Meisterschaft.
Der Sachse fuhr von 2005 bis 2010 sowie in der Saison 2013 in der Superbike-WM und gewann zwei Rennen. Die WSBK-Saison 2008 schloss Neukirchner als WM-Fünfter ab. Nie war ein deutscher Pilot höher platziert.
Mit Philipp Öttl, Jonas Folger, Sandro Cortese und Stefan Bradl waren im zurückliegenden Jahrzehnt vier deutsche Grand-Prix-Sieger in der Superbike-WM aktiv. Keiner von ihnen konnte seine Grand-Prix-Erfolge in der Superbike-WM wiederholen. Markus Reiterberger feierte mit BMW einige Achtungserfolge, war aber meist zur falschen Zeit im falschen Team.
WSBK-Saison 2025 startet ohne deutschen Fahrer
In der WSBK-Saison 2025 wird kein deutscher Teilnehmer an den Start gehen. Philipp Öttls Weg führt nach drei Jahren in der Superbike-WM zurück in die Supersport-WM. Öttl wird bei Feel Racing, dem Weltmeister-Team der beiden zurückliegenden Jahre, eine Ducati Panigale V2 pilotieren.
Lediglich Michael Galinski hält die deutsche Fahne mit seinem MGM-Team hoch. Wir haben bei Galinski nachgefragt, warum die deutschen Piloten in der Superbike-WM einen so schweren Stand haben. „Wenn ich es wüsste, dann könnte ich es vielleicht ändern. Ich habe keine Antwort darauf“, gesteht der ehemalige Motorradpilot.
„Es stimmt, die deutschen Fahrer tun sich schwer. Ich würde es ändern, wenn ich wüsste, woran es liegt. Sicher gibt es Motorräder, die einfacher zu fahren sind. Andere hingegen sind schwieriger zu fahren. Als Rennfahrer der Zukunft muss man vermutlich mit allem zurechtkommen“, erklärt Galinski.
In der WSBK-Saison 2021 stieg Galinski aus der IDM in die WSBK auf und startete zusammen mit Bonovo-Chef Jürgen Röder und BMW ein neues Projekt. IDM-Champion Jonas Folger ging auf einer BMW M1000RR an den Start. Doch die Saison verlief nicht nach Plan. Folger landete auf P22 der Fahrerwertung. Die WM-Karriere des einstigen Supertalents war damit beendet.
Die Ursachen für die Probleme von Folger, Bradl und Cortese
Der ehemalige MotoGP-Pilot kam überhaupt nicht mit dem BMW-Superbike zurecht. Als wir Folger damals auf die Karrieren seiner Landsmänner ansprachen, konnte er gut begründen, warum Bradl und Cortese sowie er selbst nicht die Ergebnisse einfahren konnten, die man von ihnen erwartete.
„Es ist einfach nur Zufall, dass das so ist“, ist Folger überzeugt. „Stefan war zu einer Zeit hier, in der Honda Schwierigkeiten hatte. Sandro hatte Probleme bei der Umstellung zum Superbike. Er ist ein kleiner Fahrer und tat sich schwer, seinen Fahrstil auf die 1000er umzustellen.“
„Ich bin lange 1000er gefahren und bin es gewöhnt, mit viel Leistung und Elektronik zu fahren. Das macht mir Spaß. Ich habe es 2017 gelernt, damit schnell zu sein. Hier wurde ich durch eine Kombination zurückgeworfen“, sucht Folger nach den Gründen für das Scheitern in der Saison 2021.
„Die Strecken waren neu für mich und das Motorrad war für das Team neu. Es gab jede Woche Updates und wir wussten nicht, wie wir damit umgehen müssen. Es war viel zu viel und wir haben uns verrannt“, blickt Folger auf die WSBK-Saison 2021 zurück.
Sind die türkischen Fahrer eine Inspiration?
Zurück zur Frage, warum die deutschen Fahrer in der Superbike-WM bisher nicht an das Niveau anknüpfen konnten, das man in der Motorrad-WM sah. „Es könnte auch an der Mentalität liegen. Aber wir haben Deutsche, die in anderen Klassen sehr gute Leistungen gezeigt haben“, grübelt Michael Galinski.
„Es wird unterschätzt, wie schwierig es ist, in der Superbike-WM ein Motorrad am absoluten Limit zu bewegen“, bemerkt Galinski. „Man sieht immer nur, wie einfach es bei Toprak (Razgatlioglu) aussieht, wenn er auf einem Rad rumfährt. Er ist aber auch ein Riesentalent. Er sitzt jeden Tag auf dem Motorrad und trainiert mit Kenan (Sofuoglu) jeden Tag.“
„Die türkischen Rennfahrer haben eine andere Mentalität“, erkennt Galinski. „Sie können vielleicht viel mit ihrem Glauben machen. Ich habe drei Jahre mit Kenan zusammengearbeitet. Während andere mit ihrem Glauben dummes Zeug machen, erkannte ich, dass die türkischen Fahrer sich dadurch stärker konzentrieren können. Damit können sie in bestimmten Situationen Berge versetzen. Das spielt auch eine Rolle.“
In der WSBK-Saison 2025 macht Galinski mit Scott Redding weiter, der bereits 2024 für sein Team fuhr. Redding wird eine Ducati Panigale V4R pilotieren. Zwischenzeitlich durfte sich auch Philipp Öttl Hoffnungen auf den Platz bei MGM-Ducati machen. Schlussendlich fiel die Wahl aber auf Ex-Vizeweltmeister Redding.
Text von Sebastian Fränzschky
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