(Motorsport-Total.com) – Marc Marquez hat die „Regeln“ der MotoGP in den vergangenen Jahren neu geschrieben. In seiner Premierensaison 2013 holte er als erster Rookie seit Kenny Roberts 1978 den WM-Titel in der Königsklasse.
Seither hat der Honda-Werksfahrer erst einen Titel verloren: 2015 an seinen künftigen Teamkollegen Jorge Lorenzo (damals Yamaha).
Vor seiner Nullnummer am vergangenen Wochenende in Phillip Island hat Marquez hintereinander in Alcaniz, Buriram und Motegi gewonnen. Beim Grand Prix von Japan setzte er vier Runden vor Schluss das entscheidende Manöver gegen Andrea Dovizioso. Der Ducati-Fahrer gab sich damit zwar noch nicht geschlagen – stürzte aber zwei Runden später, weil er sich auf der Jagd nach Marquez überaschätzte und ihm in einer relativ langsamen Kurve das Vorderrad einklappte.
Eine Szene, die für viele Experten den Unterschied zwischen Jahrhundert-Talent Marquez und seinen Gegnern zeigt. Marquez sei „ein unglaublicher Arbeiter“, analysiert Motorrad-Legende August Auinger bei ‚ServusTV‘: „Das ist unbestritten. Weil er solche Szenen einfach annimmt. Die gehören zum Rennsport dazu. Aber er will sie beherrschen. Er sagt nicht: ‚Okay, das Vorderrad klappt ein, da stürzt man halt.‘ Sondern er sagt sich: ‚Was kann ich jetzt noch tun?'“
„Jeder Rennfahrer kennt das Gefühl, wenn du am Limit bist und das Vorderrad nach innen klappt. Dann hast du verloren. Aber dieses verloren haben akzeptiert der Kerl nicht! Der trainiert das wieder und wieder und wieder“, zeigt sich Auinger beeindruckt. „Er denkt sich: ‚Wenn das ein fester Bestandteil des Rennfahrens ist, wenn das dazugehört, dann muss es beherrschbar sein. Und ich muss es beherrschen!'“
Seit Marquez die MotoGP im Sturm erobert hat, wechseln sich seine Genieblitze mit wahnwitzigen Aktionen ab. Besonders in seinem ersten Jahr riskierte Marquez teilweise so viel, dass er bei Kollegen und Experten schwer in der Kritik stand. Aber heute ist es gerade sein extremer Fahrstil, der ihn von Erfolg zu Erfolg trägt. Und der in kritischen Situationen den kleinen, aber feinen Unterschied ausmacht.
Auinger erklärt: „Der Fahrstil, den er gebracht hat – mit dem Oberkörper so weit unten, dem Ellbogen so nahe am Knie -, ist eine perfekte Gewichtsverteilung in jeder Situation und eine perfekte Balance in dieser Schräglage. Und eine Chance, ein rutschendes Motorrad noch besser zu kontrollieren oder zu korrigieren, weil Ellbogen und Fuß eine Hilfestellung sind.“
Marquez habe dadurch bereits „fantastische Momente“ gehabt, „wo er manche Stürze noch gefangen hat“, sagt Auinger. Dabei sind spektakuläre Fotos entstanden, die weltweit Werbung für den MotoGP-Sport sind. Das Duell mit Dovizioso in Motegi sei exemplarisch für das, was Marquez kann, seine Gegner aber nur selten hinkriegen.
„Dovizioso hat selbst gesagt, er hat gemerkt, er riskiert zu viel und fährt zu schnell hinein“, sagt Auinger. Er sei daher „der festen Überzeugung, Marquez wäre in der gleichen Situation nicht überrascht gewesen, wenn das Vorderrad einklappt, sondern es wären all seine Hilfsmechanismen angesprungen und er hätte das versucht zu fangen. Für Dovizioso aber war es zu schnell, über dem Limit – Vorderrad klappt ein, vorbei.“
Text von Christian Nimmervoll
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