Wayne Rainey ist dreimaliger Weltmeister. Seinen letzten Titel holte er 1992 im Alter von fast 32 Jahren. Zwar ist Valentino Rossi mit seinen fast 36 Lenzen noch einmal ein Stückchen älter, trotzdem kann Rainey relativ gut nachvollziehen, in welchem Karrierestadium sich der Italiener aktuell befindet. Darum war er auch nicht davon überrascht, dass Rossi im vergangenen Jahr seine stärkste Saison seit 2009 abliefert.
„Valentino überrascht mich in diesem Stadium seiner Karriere nicht“, erklärt Rainey im Gespräch mit ‚MotoGP.com‘ und nennt Gründe: „Ich erinnere mich noch an das Gefühl, als ich 22 oder 26 war. Wenn man dann 31 oder 32 oder in Valentinos Alter ist, hat man viel mehr Erfahrung. Du weißt dann, was wichtig ist und was nicht so wichtig ist.“
„Wenn du jung bist und deinen Helm aufsetzt, dann willst du einfach nur schnell sein. Wenn du dann älter wirst – wie ein guter Wein – verstehst du, wann du schnell sein musst und wann es nicht so wichtig ist. Ich denke, dass Valentino diesen Punkt versteht.“ Doch obwohl Rossi sich 2014 die Vizeweltmeisterschaft sichern konnte, hatte er noch immer deutlich das Nachsehen gegen seinen 14 Jahre jüngeren Rivalen Marc Marquez.
Allerdings konnte Rossi sich immerhin gegen seinen Teamkollegen Jorge Lorenzo durchsetzen, der ihn in den Jahren zuvor stets abgehängt hatte. Der Spanier hatte seine ganz eigenen Probleme, wie Rainey weiß: „Es ist etwas anderes, wenn du ein Rennfahrer bist, dich auf absoluten Top-Niveau bewegst, und dann ein neuer Fahrer kommt, der eine echte Gefahr sein kann.“ Eine Anspielung auf Überflieger Marquez, der 2013 gleich in seinem ersten MotoGP-Jahr Weltmeister wurde.
„Jorge brach sich 2013 das Schlüsselbein und hätte fast trotzdem noch die Meisterschaft gewonnen. Ich denke, dass Jorge damals eine Menge Energie verwendet hat, am Ende aber trotzdem nicht den Titel gewonnen hat. Vielleicht dachte er, dass es 2014 einfacher werden würde. Aber es ist für ihn nicht wirklich gut gelaufen. Jorge denkt sich jetzt, dass Marquez‘ Erfolg von Dauer sein könnte. Er ist echt, er ist populär, er ist mutig und er kämpft gerne.“
„Allerdings weiß ich, dass Lorenzo auch so ein Typ ist. Ich weiß, dass er das auch schaffen kann. Ich bin mir aber nicht sicher, ob Jorge das im vergangenen Jahr auch selbst geglaubt hat. Mein Gefühl ist, dass er weiß, dass er sich in diesem Jahr auf Marquez konzentrieren muss. Ich denke, dass wir in dieser Saison einen anderen Lorenzo sehen werden. Ich denke, er wird konstanter sein, und er wird vom Kopf her für diesen Kampf bereit seit. Das kommt mit dem Alter.“
Womit wieder der Kreis zu Rossi geschlagen wäre. Ob die beiden Yamaha-Piloten in dieser Saison etwas gegen den deutlich jüngeren Marquez ausrichten können, wird sich frühestens beim Saisonauftakt in Katar am 29. März abzeichnen. Fakt ist allerdings, dass der amtierende Weltmeister mittlerweile auch schon in seine dritte MotoGP-Saison geht. Eine gewisse Erfahrung kann man auch ihm also nicht absprechen.
Text von Ruben Zimmermann
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