Valentino Rossi - © FGlaenzel

© FGlaenzel – Valentino Rossi hält nach seinen starken Leistungen 2015 auch den Titel für möglich

Valentino Rossi hat sich in der Saison 2014 zurück an der Spitze der Motorradwelt gemeldet. Der Italiener konnte zwei Rennen gewinnen und kämpft in Valencia gegen seinen Teamkollegen Jorge Lorenzo um den Titel des Vizeweltmeisters.

2015 könnte es dann sogar noch einen Platz weiter nach vorne gehen – Sagt zumindest Rossi selbst, der sich in der kommenden Saison Chancen auf seinen zehnten WM-Titel ausrechnet.

„Ich denke, dass es nicht unmöglich sein wird. Das ist unser Ziel. Ich sage das, denn wir können uns im nächsten Jahr noch einmal verbessern“, erklärt Rossi vor dem Saisonfinale in Valencia selbstbewusst und erklärt: „Für mich war es eine sehr gute Saison. Ganz besonders, da ich meinen Speed und meine Ergebnisse im Vergleich zum vergangenen Jahr verbessern konnte. Das war ein wichtiges Ziel für mich, denn es ging darum, ob ich weitermache oder aufhöre.“

„Ich bin daher sehr stolz auf meine Arbeit. Ich habe dieses Jahr sehr genossen, ich hatte viele sehr gute Rennen und Kämpfe. So wollen wir weitermachen“, gibt sich Rossi kämpferisch und erhält auch von seinen Konkurrenten viel Lob. „Nachdem er zwei Jahre bei Ducati war und dort nicht so stark war, hatte er auch im vergangenen Jahr Probleme. Dieses Jahr war er dann wieder da und das zeigt, was für ein starker Fahrer er ist“, findet beispielsweise Weltmeister Marc Marquez.

Marquez und Lorenzo beeindruckt
Der Spanier erklärt: „Wenn man drei bis vier Jahre keine guten Ergebnisse erzielt, dann ist es schwierig, sich davon zu erholen. Er ist aber wirklich stark zurückgekommen. In Malaysia hat er mich zum Beispiel bei 35 Grad bis drei Runden vor Schluss gejagt. Ich habe immer gesagt, dass ich ihn sehr respektiere. Ich wäre gerne in Zukunft so wie er, aber das wird sehr schwierig“, sagt der Honda-Pilot mit einem Lachen.

Teamkollege Lorenzo ergänzt: „Wie Marc schon sagt: Er war drei Jahre nicht so gut, besonders bei Ducati. Jetzt ist er so stark wieder zurückgekommen, hat seinen Fahrstil verbessert und arbeitet noch härter. Er verbringt viele Stunden an der Box und versucht, das Setup seines Motorrads zu verbessern. Wenn man einen schnelleren Teamkollege hat, dann fällt es schwer, weiter daran zu glauben, dass man ihn schlagen kann.“

„Einige Fahrer sind in einer ähnlichen Situation in der Vergangenheit anschließend immer schlechter geworden“, sagt Lorenzo, der im vergangenen Jahr noch satte 93 Zähler mehr gesammelt hatte als sein Teamkollege. Nun liegt er vor dem Saisonfinale 2014 zwölf Zähler hinter Rossi und erklärt daher: „Bei Valentino ist das Gegenteil der Fall. Er ist immer besser geworden und jetzt ist es für mich sehr schwierig, ihn zu schlagen.“

Neuer Crewchief als Heilsbringer?
Rossis „Wiedergeburt“ hängt auch mit seinem Crewchiefwechsel zusammen. Nach der vergangenen Saison musste Jeremy Burgess gehen, Silvano Galbusera wurde als Nachfolger installiert. „Für mich war es eine schwierige Entscheidung, ganz besonders wegen unserer persönlichen Beziehung. Wir hatten eine sehr, sehr lange Zeit zusammengearbeitet“, erklärt Rossi.

„Es war eine riskante Entscheidung, aber ich war mir sicher, denn die Art, wie man in der MotoGP arbeitet, hat sich verändert. Jetzt verbringt das Team nach dem Rennen viel Zeit am Computer und analysiert alle Daten. Sie schauen sich alle Linien und das Verhalten des Motorrads an. Das Setup setzt sich also aus dem Gefühl des Piloten und der Telemetrie zusammen. Für mich ist das der größte Unterschied in diesem Jahr“, so der Italiener.

„Wir haben bereits ein gutes Potenzial gezeigt und ich denke, dass ich mich im kommenden Jahr weiter verbessern kann. Mein Team und vor allem Silvano, der jetzt ein Jahr mehr Erfahrung hat, können sich ebenfalls noch verbessern. Er kennt die MotoGP jetzt besser, denn vor dieser Saison hatte er gar keine Erfahrung. Außerdem können wir auch unsere Arbeitsweise weiter verbessern, denn jetzt kenne ich ihn auch besser und er mich“, ist der 35-Jährige optimistisch.

Lob von den anderen Piloten
„In der MotoGP ist es das Schwierigste, seinen Stil anzupassen, denn die Motorräder, die Elektronik und alles mögliche verändert sich“, erklärt auch Rookie Pol Espargaro und ergänzt: „Wenn man sich die Rennen von vor zehn Jahren ansieht, dann sieht man einen komplett anderen Stil, andere Motoren, andere Elektronik und so weiter. Sich an einen Stil anzupassen, ist dann sehr schwierig. Es gibt nur einen Kerl, der das geschafft hat: Valentino.“

Das nötigt auch Stefan Bradl Respekt ab: „Er ist zehn oder elf Jahre älter als ich und noch immer so schnell. Davor habe ich eine Menge Respekt. Fast pausenlos auf dem höchsten Level in der Motorrad-Weltmeisterschaft zu fahren ist unglaublich. Bevor ich in die MotoGP kam, war ich ein großer Fan von ihm. Jetzt zwar nicht mehr“, sagt Bradl und hat damit die Lacher auf seiner Seite: „Aber ich respektiere seine Leistungen.“

„Was er geleistet hat war unglaublich“, findet auch Randy de Puniet und erklärt: „Alle hier respektieren ihn, denn er hatte eine unglaubliche Karriere, die noch immer nicht zu Ende ist. Er will kämpfen und im nächsten Jahr noch einmal Weltmeister werden. Ich bin nicht in der gleichen Situation wie er, aber ich bin auch nur zwei Jahre jünger und ich weiß, wie es sich anfühlt, zwei oder drei schwierige Jahre zu haben. Und er ist trotzdem wieder zurück an der Spitze.“

„Es wird sehr hart werden“
Auf die Frage, ob Rossi der Meinung ist, dass er aktuell stärker als je zuvor ist, antwortete der Italiener: „Meiner Meinung nach schon. Es ist schwer zu sagen, aber ich habe in diesem Jahr hart an vielen kleinen Details gearbeitet. Außerdem hat sich alles geändert: Meine Gegner sind jetzt jünger und viel stärker als in der Vergangenheit. Ich bin zwar älter, aber ich habe den Eindruck, dass ich immer noch bei 100 Prozent bin.“

Kann es also 2015 tatsächlich mit Titel Nummer zehn klappen? Rossi selbst drosselt die Erwartungen dann doch noch einmal: „Es wird sehr hart werden, denn ich erwarte auch Jorge im nächsten Jahr gleich ab Saisonbeginn wieder sehr stark. Dieses Jahr hatte er zu Beginn Probleme, aber ab dem Rennen auf dem Sachsenring war er auf allen Strecken stark. Er ist ein echter Herausforderer.“

Und dann gibt es da ja noch immer einen anderen Spanier, der in dieser Saison alle anderen überflügelte: „Natürlich dürfen wir auch nicht vergessen, dass Marc in diesem Jahr zwölf Rennen gewonnen hat. Das sind zehn mehr als ich. Er hat viele Punkte Vorsprung, also muss ich noch einen Schritt machen, wenn ich mit diesen beiden Jungs um den Titel kämpfen will. Aber ich werde es natürlich versuchen.“

Text von Ruben Zimmermann

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