Zuschauer Sachsenring - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Der Sachsenring ist jedes Jahr ein Zuschauermagnet

Liebe MotoGP-Fans,
ja, der Grand Prix von Malaysia war jetzt nicht unbedingt spektakulär. Aber langweilige Rennen gehören zu einer langen Saison auch dazu.

Es kann einfach nicht immer ultra spannend und toll zugehen. So war es schon immer und wird es auch immer bleiben.

Einige von euch haben Sonntagmorgen bestimmt gut vor dem Fernseher geschlafen. Aber es gibt einfach so viele Aspekte an unserem geliebten Sport, die uns Fans beunruhigen müssen. Deshalb haben wir Fans heute im übertragenen Sinne schlecht geschlafen.

Ein Mitgrund für den aktuellen Mangel an Spektakel ist die neue Druckregel beim Vorderreifen. Die Fahrer mahnen seit Wochen, dass das den Sport killen wird. Und ich gebe ihnen damit auch recht. Sepang war ein gutes Beispiel dafür.

Man kann Michelin per se nicht die Schuld dafür geben. Mit dem aktuellen Vorderreifen wird seit 2018 gefahren. Die Motorräder haben sich mit der Aerodynamik und dem Ride-Height-System extrem weiterentwickelt. Die Belastungen auf den Vorderreifen sind deutlich gestiegen.

Man muss sich nur die Bremsanlagen ansehen und mit vor wenigen Jahren vergleichen. Alvaro Bautista hat es gut beschrieben. Seiner Einschätzung nach würde der Pirelli-Vorderreifen der Superbike-WM bei einem MotoGP-Bike vielleicht drei, vier Runden halten.

Die Reifen sind für alle gleich. Es liegt an den Ingenieuren, die Motorräder so zu bauen, das man mit den Reifen gut fahren kann. Mittlerweile bringt die technische Entwicklung den Vorderreifen ans Limit. Laut Michelin ist es jetzt auch eine Frage der Sicherheit.

Es sind bisher zwar noch keine Schäden aufgetreten. Aber von Michelin ist zu hören, dass sie bei Nachuntersuchungen Vorderreifen aufgeschnitten haben und interne Schäden an der Karkasse festgestellt haben. Deshalb beharren sie auf dem Mindestdruck.

Die Konsequenz ist ein langweiliges Rennen wie in Sepang. Und die Folgen von Strafen werden wir auch noch sehen. Nun ist neben Jorge Martin auch Francesco Bagnaia verwarnt. Ich habe in der vergangenen Kolumne schon davor gewarnt, dass die Strafen die WM entscheiden könnten.

Klammert man die beiden Wildcard-Starter Pedrosa und Bautista aus, so drohen zwölf Fahrern beim nächsten Vergehen Zeitstrafen. Eine Stunde nach dem Rennen könnten wir ein komplett anderes Ergebnis erhalten. Denn die Sensoren der betreffenden Fahrer werden händisch kontrolliert.

Im nächsten Jahr soll es bei jedem Vergehen eine Disqualifikation geben. Wendet man das auf das Sepang-Ergebnis an, dann hätte Alex Marquez vor Martin und Fabio Quartararo gewonnen. Und im nächsten Jahr könnte es viele Disqualifikationen geben.

Die Motorräder müssen technisch abgerüstet werden
Das kann doch alles nicht im Sinne des Sports sein! In der Herstellervereinigung MSMA und beim Motorrad-Weltverband FIM sollten doch jetzt endlich alle Alarmglocken schrillen, dass die Motorräder technisch abgerüstet werden müssen.

Weg mit Ride-Height-Systemen. Die Aerodynamik sollte auch drastisch beschnitten werden. Dann würde die Belastung auf den Vorderreifen etwas sinken und man könnte die Reifendruckregel wieder abschaffen. Denn in den vergangenen Jahren gab es auch keine Probleme.

Langweilige Rennen und Ergebnisse am grünen Tisch sind das Letzte, das der Sport braucht und wir Fans sehen wollen. Aber auch Promoter Dorna ist, meiner Meinung nach, nach der Corona-Pandemie etwas vom rechten Weg abgekommen.

Ich finde, die Krise haben sie gut gemanagt. Die Meisterschaft konnte fortgesetzt werden und wir haben keine Teams verloren. Aber nun hat man eine „Gigantonomie“ eingeschlagen, um vermutlich die finanziellen Verluste der Pandemie-Zeit wieder auszugleichen.

20 Rennen sind einfach zu viel. Und 22 im nächsten Jahr sowieso. Dazu kommen die Sprints. Ja, man kann etwas Neues probieren, aber ich bin von Anfang an kein Fan davon gewesen. Es sind auf manchen Strecken doch ein paar mehr Besucher als im Vorjahr am Samstag hinzugekommen.

Aber ob man mit dem neuen Wochenendformat wirklich massenweise neue Fans für die MotoGP begeistern konnte, bezweifle ich. Das Motto immer mehr und noch mehr, ist nicht immer das richtige Rezept.

Auch in Deutschland der Wechsel ins Pay-TV
Die MotoGP sollte sich auch ihrer Stärken der Vergangenheit bewusst sein. Ein Grand Prix muss ein Highlight sein, auf das man hinfiebert. Eine Übersättigung halte ich für den falschen Weg. Die MotoGP sollte sich in gewissen Bereichen nicht zu sehr an der Formel 1 orientieren.

Für die deutschen Fans gab es in der vergangenen Woche dann auch die Nachricht, dass die Rennen ab dem nächsten Jahr nur noch bei Sky zu sehen sind. Damit ist die MotoGP in Europa in allen großen Märkten im Pay-TV verschwunden.

Italien ist mit Sky das einzige Land, wo das recht gute Akzeptanz findet. Auch Canal+ in Frankreich hat durch die Erfolge von Quartararo respektable Quoten. Aber in Großbritannien sind die Zuschauerzahlen im Vergleich zur BBC früher deutlich eingebrochen.

Selbst in Spanien wurde ein deutlicher Zuseherschwund verzeichnet, als vom Free-TV ins Pay-TV gewechselt wurde. Und das, obwohl Marc Marquez viele Jahre von Erfolg zu Erfolg gefahren ist.

Der Wechsel in Deutschland zu Sky wird sich auf die MotoGP auswirken. Die Zahlen der Formel 1 belegen das deutlich.

Es gibt also viele Aspekte, die uns Fans Sorgen bereiten und uns leider schlecht schlafen lassen.

Ihr Gerald Dirnbeck
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Text von Gerald Dirnbeck
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