(Motorsport-Total.com) – Die knapp 54.000 anwesenden WSBK-Fans sahen beim Renn-Wochenende in Portimao spannenden Motorsport.
Am Sonntag duellierten sich Weltmeister Alvaro Bautista (Ducati) und Ex-Champion Toprak Razgatlioglu (Yamaha) in den beiden Rennen rundenlang um die Siege. Die Rennen wurden jeweils durch ein Manöver in der letzten Kurve entschieden.
Bautista nutzte die deutlich bessere Beschleunigung seiner Ducati, um den Sprint zur Ziellinie für sich zu entscheiden. Nach dem Sieg im Samstags-Rennen folgten Siege im Sprintrennen und im zweiten Hauptrennen. WM-Rivale Razgatlioglu kämpfte mit allen Mitteln, zog schlussendlich aber doch den Kürzen.
Seinen Frust entlud der Yamaha-Pilot nach dem finalen Rennen mit einem harten Schlag auf den Tank, der so intensiv war, dass der Airbag seiner Dainese-Lederkombi ausgelöst wurde. Im Parc Ferme wirkte Razgatlioglu ungewohnt emotional. Laut eigenen Aussagen hatte er 200 Prozent gegeben, um das Rennen zu gewinnen.
Portimao-Niederlage sorgt für emotionale Reaktion
„Ich bin nicht happy. Wir waren sehr nah am Sieg dran, mussten uns dann aber doch geschlagen geben“, ärgert sich Razgatlioglu nach der Niederlage im Sonntags-Rennen und entschuldigte sich später für den Wutausbruch: „Das ist normalerweise nicht meine Art.“
Beim Anbremsen der Kurven riskierte Razgatlioglu sehr viel, um sich vor Bautista zu behaupten. „Vor allem in der letzten Runde versuchte ich in jeder Kurve, alles zu geben. Bereits nach dem Superpole-Rennen habe ich mich sehr geärgert. Jetzt haben wir erneut den Sieg in der letzten Kurve verloren. Die Ducati in der letzten Kurve einen großen Vorteil“, kommentiert er.
Die Siege bei der WSBK in Portimao waren zum greifen nah
Razgatlioglu fuhr als Führender in die letzte Kurve und wurde im Sprintrennen innen und im zweiten Hauptrennen außen ausbeschleunigt. „Ich sah bereits die karierte Flagge. Doch mein Motorrad beschleunigte nicht so gut. Bei der Ducati ist es eine andere Geschichte“, ärgert sich Razgatlioglu.
„Er konnte mich recht einfach außen überholen. Als er sein Motorrad aufrichtete, beschleunigte es einfach weiter. Mein Bike hatte keine Leistung. Es fühlte sich an wie auf einer 600er“, berichtet Razgatlioglu. „Bei der Beschleunigung war sein Motorrad unglaublich.“
Warum Alvaro Bautista so viel Schwung mitnehmen konnte
Doch warum kam Bautista mit so viel Überschuss aus der schnellen Rechtskurve, die zu Start/Ziel führt? Razgatlioglu konnte studieren, warum Bautista so viel mehr Schwung mitnehmen konnte. „Wenn er das Gas öffnet, dann driftet sein Motorrad, beschleunigt aber gleichzeitig auch. Sobald mein Motorrad Schlupf hat, beschleunigt es nicht“, vergleicht er.
Razgatlioglu widerspricht der Vermutung, dass er sein Motorrad schlechter aufrichtet als Bautista: „Alvaro richtet das Motorrad nicht eher auf als ich. Im Gegenteil, er fuhr in Schräglage weiter nach außen und richtete das Motorrad erst dann auf. Sein Motorrad ist dennoch schnell.“
Wie würde es aussehen, wenn Razgatlioglu und Bautista auf dem gleichen Motorrad sitzen würden? „Besser ich sage nichts dazu“, bemerkt Razgatlioglu und fügt hinzu: „Jeder weiß, dass die Ducati ein sehr schnelles Motorrad ist.“
Topspeed-Nachteil kein Thema mehr nach dem Wechsel zu BMW?
In Portimao pilotierte Razgatlioglu zum vorletzten Mal seine Yamaha R1, die er nach dem Saisonfinale in Jerez gegen eine BMW M1000RR eintauscht. Kann Razgatlioglu schon abschätzen, ob er mit der BMW weniger Probleme auf den Geraden hat?
„Es sieht so aus, als ob die BMW auf den Geraden schneller ist. Deshalb sollte ich eine bessere Chance haben. Wenn ich mich sofort an das Motorrad anpassen kann, dann haben wir hier bessere Chancen“, ist Razgatlioglu überzeugt. Noch nicht ganz klar ist, wann der Weltmeister von 2021 erstmals das BMW-Superbike testen kann.
Weniger unklar ist, dass der WM-Titel in der laufenden Saison nach dem Portimao-Wochenende praktisch außer Reichweite ist. Vor dem finalen Event der Saison in Jerez liegt Razgatlioglu 60 Zähler zurück. Bei 62 noch zu holenden Punkten ist er auf ein kleines Wunder angewiesen, um die Meisterschaft noch zu drehen.
Text von Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter
Neueste Kommentare