(Motorsport-Total.com) – Als Fabio Quartararo im Jahr 2019 seine erste MotoGP-Saison fuhr, begann er als damaliger Fahrer eines Yamaha-Satellitenteams bereits hier und da, an der Vormachtstellung von Honda-Star Marc Marquez zu rütteln.
Die beiden lieferten sich in jener Saison mehrere enge Duelle um Siege und es deuteten sich spannende Folgejahre mit den beiden als Protagonisten ab. Dann aber kam alles anders.
Direkt beim Saisonauftakt 2020, der damals erst im Juli in Jerez stattfand, zog sich Marquez seine folgenschwere Verletzung zu, die ihn letztlich jahrelang einschränkte. Quartararo erzielte 2020 seine ersten Siege, wobei Marquez abgesehen vom ersten Rennen überhaupt nicht antrat. 2021 meldete sich der Honda-Star mit drei Siegen zurück, bevor er sich erneut verletzte. Quartararo errang seinen ersten WM-Titel nicht im Duell gegen Marquez, sondern Francesco Bagnaia.
2022 setzte sich das WM-Duell Quartararo vs. Bagnaia fort, wobei sich in diesem Fall der Ducati-Pilot durchsetzte. Marquez hingegen verpasste aufgrund seiner Verletzung abermals mehrere Rennen und war im dritten Jahr hintereinander kein aktiver Teilnehmer am Titelkampf. Zu Jahresbeginn 2023 fühlte sich Marquez so fit wie seit Jahren nicht mehr, verletzte sich beim Saisonauftakt in Portimao aber direkt wieder.
Zur erneuten Verletzung hinzu kam für Marquez der Umstand, dass die Honda inzwischen längst nicht mehr so konkurrenzfähig ist wie noch vor ein paar Jahren. Gleiches gilt mittlerweile für die von Quartararo pilotierte Yamaha. Marquez hat bereits verkündet, die zweite Saisonhälfte mit einer neuen Herangehensweise zu bestreiten. Und genau das will nun auch Quartararo tun.
Quartararo: Silverstone als Grundstein
„Ich glaube, im ersten Teil der Saison war ich zu stark darauf fokussiert, auf welcher Position ich in den Rennen ins Ziel kommen will. Ich war immer darauf konzentriert, den Sieg, das Podium, die Top 5 oder was auch immer zu erreichen, war aber nie mit etwas zufrieden“, sagt Quartararo.
„Deshalb“, so der Yamaha-Star, „will ich die zweite Saisonhälfte so fahren als wäre es meine erste MotoGP-Saison. Ich werde einhundert Prozent geben und das Team wird ebenfalls einhundert Prozent geben. Unsere Ziele werden wir daran festmachen, wie unsere Pace und wie unser Qualifying-Speed waren. Wenn wir dann sagen können, dass wir einhundert Prozent gegeben haben, sind wir zufrieden.“
Beim Grand Prix von Großbritannien in Silverstone lag Quartararo vom 22. Startplatz kommend auf Top-10-Kurs, bevor ihn eine Kollision mit VR46-Pilot Luca Marini auf P15 im Endergebnis zurückwarf. Wenngleich das Ergebnis auf dem Papier abermals eine Enttäuschung war, so wurde der Grundstein für seine neue Herangehensweise laut Quartararo genau in diesem Rennen gelegt.
„Silverstone war schon eine kleiner Schritt vorwärts“, sagt er und fügt hinzu: „Bei den nächsten zehn Rennen will ich meine Herangehensweise komplett ändern. Ich glaube nämlich, dass es wirklich das Wichtigste ist, dass wir einhundert Prozent geben. Damit meine ich mich selber und das Team. Wenn ich das Gefühl habe, das wir unser Bestes gegeben haben, dann werde ich happy sein. Und wenn das der Fall ist, dann werden auch Ergebnisse kommen.“
2024 wirklich „die letzte Chance“ für Yamaha?
Die neue Herangehensweise soll für Quartararo nur eine Übergangslösung sein, wie er ganz klar betont: „Für die Zukunft ist es mein Ziel, mit Yamaha wieder dorthin zu kommen, wo wir vor zwei Jahren waren, nämlich in der Lage zu sein, um Siege und Podestplätze zu kämpfen.“
„Der Misano-Test wird dahingehend extrem wichtig“, betont Quartararo abermals das, was er bereits vor wenigen Wochen klar zum Ausdruck brachte. Damals drohte der MotoGP-Weltmeister von 2021 seinem Arbeitgeber sogar, indem er sagte, dass es von seiner eigenen Seite „keine zweite Chance“ für Yamaha geben werde.
„Da war ich ein bisschen aggressiv, vielleicht zu aggressiv“, sagt Quartararo heute über seine Wortwahl von Anfang August. Heute sagt er, dass er seinen bis Ende 2024 gültigen Yamaha-Vertrag erfüllen möchte. Eine weitere Verlängerung über 2024 hinaus schließt er nicht aus, die aber hänge vor allem davon ab, ob man in der kommenden Saison gemeinsam den Weg zurück in Richtung Spitze findet.
„Mein persönliches Ziel ist es, wieder Weltmeister zu werden“, sagt Quartararo und weiter: „Ich würde es natürlich bevorzugen, wenn das mit Yamaha klappt. Es wäre großartig, nach einem schwierigen Jahr wie dem aktuellen, gemeinsam zurückschlagen zu können. Wenn das nicht klappt, dann muss ich für mich selber eine andere Lösung finden.“
Renndebüt der 2024er-M1 für Motegi geplant, aber …
Bei dem von Quartararo angesprochenen Misano-Test am 11. September soll der Prototyp der 2024er-Yamaha erstmals getestet werden. Und auch einen Termin für das geplante Renndebüt dieses neuen Motorrads gibt es schon. Das nämlich soll am 1. Oktober beim Grand Prix von Japan in Motegi erfolgen.
Allerdings wird in Motegi nicht Quartararo auf der neuen M1 sitzen und schon gar nicht sein Teamkollege Franco Morbidelli, dessen Yamaha-Zeit am Saisonende 2023 abläuft. Stattdessen soll der bereits beschlossene Wildcard-Einsatz von Yamaha-Testfahrer Cal Crutchlow beim Japan-Grand-Prix mit der 2024er-Maschine erfolgen.
Quartararo hofft, dass der Wildcard-Einsatz von Crutchlow von Erfolg gekennzeichnet sein wird, verspricht sich allerdings keine Wunder davon. „Ich glaube nicht, dass es die Welt verändern wird. Er wird bei dieser Gelegenheit wohl das neue Motorrad ausprobieren. Ich glaube aber nicht, dass es gewaltig anders wird. Ich hoffe es, klar. Ich glaube es aber nicht“, sagt der Franzose.
Text von Mario Fritzsche, Co-Autor: Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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