Valentino Rossi - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Valentino Rossi findet deutliche Worte für die Moto3-Situation

(Motorsport-Total.com) – Der schwere Moto3-Unfall beim Texas-Rennen auf dem Circuit of The Americas hat für viele Diskussionen gesorgt.

Alle beteiligten Fahrer blieben zum Glück unverletzt. Deniz Öncü wurde als Auslöser für den Massencrash für zwei Rennen gesperrt.

Der Türke hatte auf der Geraden die Linie gewechselt. Mit seinem Hinterrad berührte er das Vorderrad von Jeremy Alcoba. Dieser stürzte. Die nachfolgenden Andrea Migno und Pedro Acosta prallten frontal gegen die am Boden liegende Honda.

„Das war ein beängstigender Moment“, sagt Marc Marquez. „In meiner Box wurde es ganz still. Es ist eine starke Strafe. Öncü hat es natürlich nicht absichtlich gemacht, aber sie müssen das tun, wenn man solche Manöver verhindern will. Man kann nicht so aggressiv die Linie wechseln.“

„Für mich ist die Strafe richtig“, hält Valentino Rossi fest. „Sie müssen etwas unternehmen, das ist das Mindeste. Die Situation ist komplett außer Kontrolle. Meiner Meinung nach haben sie einen Fehler gemacht, dass sie das Moto3-Rennen für fünf Runden neugestartet haben. Das ist wie Russisches Roulette.“

„Öncü hat auf der Geraden die Spur gewechselt, obwohl er wusste, dass dort ein anderer Fahrer war. Das hat zu einem Unfall geführt, der tödlich ausgehen hätte können. Nur mit viel Glück ist nichts passiert. Sie müssen aber ernsthaft etwas mit diesen jungen Kerlen machen.“

„Die Situation muss sich ändern, bevor etwas passiert. Motorradrennen sind viel zu gefährlich, um so zu fahren. Man muss Respekt vor der eigenen Sicherheit und der Sicherheit der anderen Fahrer haben. Man spielt mit dem Leben junger Fahrer.“

Dovizioso: Wer aggressiv fährt, hat Sport nicht verstanden
Das Rennen musste zunächst abgebrochen werden, weil Filip Salac schwer gestürzt war und von den Hilfskräften versorgt werden musste. Der Tscheche hat sich keine schweren Verletzungen zugezogen. Schließlich wurde ein Neustart über fünf Runden angesetzt.

Für Andrea Dovizioso war der Neustart des Moto3-Rennens über fünf Runden „nicht“ das Problem: „Das Problem ist, dass diese Jungs verstehen müssen, wie man Rennen fährt und dass man Respekt vor den anderen Fahrern haben muss. Mit aggressiven Manövern wird man nicht Weltmeister.“

„Unser Sport ist gefährlich. Mit aggressiven Manövern hat man vielleicht in einem bestimmten Moment einen Vorteil, aber das kann das nächste Mal ganz anders ausgehen. Wer solche Manöver macht, hat diesen Sport nicht verstanden“, findet Dovizioso klare Worte.

„Es gibt Zeitpunkte, an denen man aggressiv sein kann, aber es gibt ein Limit. Man kann nicht 100 Prozent geben, ohne rational nachzudenken. Das ist nicht gut. Es müssen Sanktionen für aggressive Fahrer gefunden werden, damit sie sensibilisiert werden.“

„Diese Dinge müssen nicht passieren“, betont der 125er-Weltmeister von 2004. „Die Zweikämpfe sind wunderschön, aber man muss immer daran denken, dass man sein Leben nicht riskiert.“ In der Moto3, die es seit 2012 gibt, wird schon seit Jahren hart gefahren.

Binder: Problematik in der Moto3 nicht neu
Brad Binder, Weltmeister 2016, meint: „Das ist nicht neu. Die Moto3 ist beängstigender wenn man zusieht, als wenn man selbst auf dem Bike ist. Ich kann mich erinnern, dass ich mir meine Moto3-Rennen angesehen und gedacht habe, dass das komplett verrückt ist.“

Laut Joan Mir wurde Öncü für zwei Rennen gesperrt, um ein Exempel zu statuieren: „Ich glaube, die Strafe wurde ausgesprochen, damit auch die anderen Fahrer damit aufhören. Ich weiß nicht was man tun kann, aber es muss etwas getan werden. Denn wenn nicht, wird wieder etwas passieren.“

Nach dem Austin-Rennen sprachen auch einige aktuelle Moto3-Fahrer darüber, dass zu aggressiv und gefährlich gefahren wird. Auch in den diversen Sozialen Medien wiesen einige Youngster auf die Problematik hin. Ob der Austin-Crash zu einem Umdenken geführt hat?

Dovizioso glaubt, dass die Fahrer nicht zu jung sind und auch in der WM noch etwas lernen können: „Man kann immer noch viel tun. Wenn man sie hart bestraft, dann werden sie lernen. Beim ersten Mal stimmen sie vielleicht nicht zu, aber dann werden sie darüber nachdenken.“

„Der Gedanke ist, dass sie dann kapieren, dass sie falsch lagen. Wenn sie es nicht selbst schaffen, dann wird ihnen das jemand beibringen. Es ist aber kompliziert, die richtigen Strafen auszusprechen, weil jeder seine eigene Sicht hat. Ein schwieriges Terrain.“

Text von Gerald Dirnbeck

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