Fabio Quartararo - © Motorsport Images

© Motorsport Images – In der Kurve macht Fabio Quartararo mit seinem Fahrstil den Unterschied

(Motorsport-Total.com) – Im Yamaha-Lager ist Fabio Quartararo die ganz klare Speerspitze.

Sein Teamkollege Franco Morbidelli ist in der Regel im Mittelfeld zu finden. Der Italiener hat lediglich 26 WM-Punkte gesammelt. Und auch Andrea Dovizioso fährt mit der M1 hinterher. Nach Misano verabschiedet er sich in den Ruhestand.

Was ist der Grund für die Probleme von Morbidelli und Dovizioso? „2020 hat Michelin die Karkasse des Hinterreifens geändert. Der Grip in Schräglage ist anders als mit dem alten Reifen“, findet RNF-Teammanager Wilco Zeelenberg im Gespräch mit ‚Motorsport-Total.com‘ eine Erklärung.

„Man kann nicht so lange in Schräglage fahren, weil sonst sehr viel Temperatur im Reifen erzeugt wird. Franco und Andrea fahren viel Schräglage, weil sie sich nicht wie viele andere Fahrer so stark neben das Motorrad lehnen. Ich denke, das ist ein Bereich, in dem sie Probleme haben.“

Aber Morbidelli hat in der Saison 2020 drei Rennen gewonnen und wurde Vizeweltmeister. Er war in der WM-Tabelle vor Quartararo. Und damals wurde auch mit dem aktuellen Reifen gefahren. „Ja, aber unser Motorrad hat sich auch seit 2020 verändert“, hält Zeelenberg entgegen.

2020 fuhr Morbidelli mit der Yamaha von 2019. Mit diesem alten Modell bestritt er auch den Anfang von 2021, bis er wegen einer Knieverletzung pausieren musste. Als er im Herbst zurückkehrte, saß er im Werksteam auf der aktuellsten M1.

Er hat also einige Entwicklungsschritte übersprungen, die Quartararo kontinuierlich mitgemacht und sich daran gewöhnt hat. „Franco hatte im Vorjahr das Podium in Jerez und alles war relativ okay. Dann hatte er die Knieverletzung“, blickt Zeelenberg zurück.

„Seither kann er das Motorrad nicht mehr so fahren, wie er fahren sollte. Momentan ist er fit, aber er hat immer noch Mühe. Das ist für mich ein Fragezeichen. Ich glaube, das liegt an seinem Fahrstil, dass er das Motorrad nicht so wie die anderen Fahrer aufrichten kann.“

Fabio Quartararo fährt einen höheren Kurvenspeed
Und was macht Quartararo auf der anderen Seite besser als Morbidelli und Dovizioso? „Er überfährt das Problem“, erklärt Ex-Rennfahrer Zeelenberg. „Er sorgt für mehr Kurvenspeed. In Momenten, in denen man den Reifen nicht verheizen darf, fährt er mit weniger Schräglage.“

„Er überfährt also die Probleme, die die anderen Fahrer haben. Die anderen Fahrer fahren mit einem alten Stil. Sie bremsen hart und tief in die Kurve. Fabio bremst geradeaus, löst die Bremse und lenkt dann ein. Er macht das in jeder Kurve, wodurch er in jeder Kurve um ein, zwei km/h schneller ist.“

„Wir teilen alle Daten und sehen genau, was er macht. Er lenkt das Motorrad mit seinem Talent und seiner Körpergröße besser. Er ist sehr groß und kann Traktion am Hinterrad halten, um die Kurve zu Ende zu fahren. Das macht er besser als die anderen. Es ist eine Kombination.“

„Fabio ist noch nie ein anderes Motorrad als die Yamaha gefahren. Andrea sagt, dass es unmöglich ist, so 25 Runden zu fahren. Eine Runde kann er ihm folgen, aber Andrea sagt, das ist nicht das Muster, wie man normalerweise fährt. Aber Fabio kann das über die gesamte Renndistanz.“

Markenwechsel wird immer schwieriger
Quartararo ist seit seinem MotoGP-Debüt im Jahr 2019 vom ersten Tag an konkurrenzfähig. Der Franzose und die M1 passen optimal zueinander. „Ja, es hat geklickt, aber er hat auch gelernt“, meint Zeelenberg, der Quartararo in dessen ersten beiden Jahren im Petronas-Team begleitet hat.

„Andrea war auf der Yamaha und dann acht Jahre auf der Ducati. Dabei hat er sich viel angewöhnt, das zu diesem Motorrad passt, aber nicht für ein anderes Motorrad passt. Man hat bei Jorge [Lorenzo] gesehen, dass er bei Ducati ein Jahr gebraucht hat, um zu gewinnen.“

„Dann konnte er mit der Honda gar nichts machen. Das sind keine schlechten Motorräder, aber man muss die Rundenzeit anders fahren. Das muss man lernen. Das Level ist so hoch, dass man diese Zeit nicht mehr hat. Für die Zukunft sieht man, dass man bei einem Motorrad bleiben muss.“

„Man sieht das auch bei Aleix. Niemand hat gedacht, dass er diese Dinge anstellen kann. Er fährt die Aprilia wie ein Tier, er ist konstant und schnell. Natürlich wurde das Motorrad besser, aber auch er wurde besser. Er musste immer über dem Limit fahren und hat auch falsche Entscheidungen getroffen. Aber jetzt ist er schnell und konstant.“

Text von Gerald Dirnbeck

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