Andrea Iannone - © Ducati

© Ducati – Ducati zeigte beim letzten Wintertest eine neue Version der Flügel

Ducati startete im Vorjahr mit dem Trend der Winglets. Kleine Zusatzflügel an der Seitenverkleidung gab es in der Motorrad-WM zwar schon früher, doch das italienische Werksteam widmete diesem Bereich deutlich mehr Zeit als frühere Projekte.

Auch Yamaha experimentierte im vergangenen Herbst mit kleinen Flügeln, nun sprang auch Honda auf diesen Zug auf und probierte beim Katar-Test erstmals kleine Zusatzflügel aus. Ducati ging bisher den extremsten Weg, obwohl die Seitenflügel beim Katar-Test wieder verschwanden und es links und rechts der Startnummer wuchtige schaufelförmige Flügel gab.

Auch Yamaha experimentierte weiter, die Zusatzflügel sind deutlich gewachsen und im Gegensatz zu Ducati nach unten gewölbt. Jene Winglets, die Honda an der Seitenverkleidung montiert hat, sind vergleichsweise klein. Suzuki und Aprilia verzichteten bisher auf den Einsatz dieser Zusatzflügel. Die Meinungen über diese Entwicklung gehen auseinander. Kritiker meinen, dass diese Winglets ästhetisch nicht schön sind. Befürworter sehen Raum für innovative Ingenieure.

Warum sind diese Zusatzflügel per Reglement überhaupt möglich? „Kein Winglet darf breiter sein als die eigentliche Verkleidung“, erklärt MotoGP-Technikdirektor Danny Aldrige bei ‚MotoGP.com‘. „Die maximale Breite beträgt 600 Millimeter. Die Winglets dürfen nicht breiter sein als dieses Maximalmaß. Sollte die Verkleidung nur 450 Millimeter breit sein, dann dürfen sie dieses Maß nicht überschreiten. Die Verkleidung der Ducati nutzt die Maximalbreite. Deshalb können sie vergleichsweise breite Winglets anbringen.“


Wo sind die Vorteile der Zusatzflügel?
Prinzipiell wollen die Techniker mit diesen Flügeln mehr Druck auf das Vorderrad bekommen. Das bringt auf der einen Seite Vorteile beim Beschleunigen, denn in der Theorie kann die Traktionskontrolle etwas zurückgenommen werden. Der Fahrer hat am Kurvenausgang mehr Motorleistung zur Verfügung. Welche Vor- oder Nachteile die Winglets am Kurveneingang bedeuten, ist bisher nicht eindeutig geklärt. Auch ob die voluminösen Ducati-Flügel in Schräglage einen messbaren Vorteil bringen, ist bisher nicht erwiesen.

Die meisten Fahrer meinten, dass die Winglets kaum einen spürbaren Unterschied bewirken. Da nun die drei Tophersteller in diesem Bereich forschen, wird sich der Trend weiter fortsetzen. Selbst in der Moto3-Klasse experimentiert Mahindra mit kleinen Zusatzflügeln. Da die Motorleistung in der kleinsten Klasse deutlich niedriger ist, werden sie kaum Auswirkungen haben. Auch für die Moto2 ist die Motorleistung zu gering, dass Winglets einen spürbaren Vorteil bewirken würden.

Die Suche nach Performance in kleinsten Details ist eine Seite der Zusatzflügel, die Sicherheit eine andere. Schon im Vorjahr gab es Stimmen, dass die Ducati-Winglets die Luft für nachfolgende Fahrer verwirbeln und es für den Hintermann bei hohen Geschwindigkeiten schwierig wird, sein Motorrad auf der Linie zu halten. Ein anderer Aspekt sind die scharfen Kanten. Ein Ducati-Mechaniker soll sich im Vorjahr eine tiefe Schnittverletzung zugezogen haben.

Die Frage der Sicherheit
Die Offiziellen reagierten auf die scharfen Kanten und präzisierten für die neue Saison das Reglement: „Als Yamaha in der vergangenen Saison die Winglets präsentierte, haben wir uns überlegt, ob wir die Regeln anpassen sollten, um die Sicherheit zu gewährleisten“, sagt Technikdirektor Aldrige. „Diese Motorräder erreichen auf den Geraden mehr als 320 km/h. Die Winglets werden dann zu Messern. Deshalb müssen die Hersteller in dieser Saison an der Außenseite eine Endplatte mit einem vorgeschriebenen Radius anbringen.“

Sollte bei einem Fahrer eine Endplatte etwa durch eine Berührung mit einem anderen Fahrer beschädigt werden und scharfe Kanten aufweisen, dann wird die Rennleitung diesen Fahrer per schwarzer Flagge aus dem Rennen nehmen. Die Verletzungsgefahr für einen anderen Fahrer wäre zu groß. Das zeigt das nächste Sicherheitsproblem auf.

Vor allem in der Startphase kommt es immer wieder zu Berührungen und Rempeleien. Wenn alle Motorräder ähnlich wie Ducati wuchtige Flügeln haben, welche Konsequenzen hätten dann Berührungen in den ersten Kurven, wodurch viele Flügel abbrechen könnten? Die kommenden Monate werden zeigen, welche Entwicklungen die Winglets nehmen und ob dieser Trend aus Sicherheitsgründen per Reglement verboten wird.

Text von Gerald Dirnbeck

Motorsport-Total.com
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