Takaaki Nakagami - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Takaaki Nakagami mit der neuen Aero-Verkleidung am Wochenende in Silverstone

(Motorsport-Total.com) – Die Hoffnung, dass es für Honda nach der Sommerpause wieder etwas bergauf gehen würde, hat sich in Silverstone jäh zerschlagen.

Zwar waren mit Marc Marquez und Joan Mir die beiden Repsol-Piloten nach verletzungsbedingten Ausfällen wieder am Start, doch zu holen gab es nicht viel.

Weder im Sprint- noch im Hauptrennen konnte einer der Honda-Fahrer punkten. Am Sonntag war Takaaki Nakagami von LCR der Einzige aus der Honda-Lager, der die Ziellinie sah, wenn auch nur auf Platz 16. Mir und Marquez stürzten.

Noch bevor die MotoGP aus ihrer Pause zurückkehrte, verriet Nakagami im Interview mit ‚Motorsport-Total.com‘: „Man kann sehen, dass wir ziemlich zu kämpfen haben. Ich meine, wir können sagen, seit dem vergangenen Jahr.“

„Für die neue Saison 2023 haben wir ab dem Sepang-Test versucht, unsere Basisabstimmung und das Potenzial unseres Bikes vor dem Auftaktrennen zu verbessern. Aber leider haben wir ziemliche Probleme, je nach Strecke und Bedingungen. Wir sind noch weit entfernt von dem, wo wir sein wollen“, so der Japaner.

„Wir konnten keinen anderen Hersteller schlagen oder gegen ihn kämpfen. Als Marc zurückkam, konnte er im Qualifying zwar ein paar unglaubliche Runden fahren. Aber für die lange Distanz, für die Renndistanz, wussten wir, dass es unmöglich ist, das genauso umzusetzen, weil es wirklich, wirklich schwierig ist zu verstehen, was am Vorderrad beim Einlenken passiert. Das ist also unser Schwachpunkt.“

Darin seien auch die vielen Stürze übers Vorderrad begründet: „Das ist sowohl aus dem Bildmaterial als auch aus den Daten und den Aussagen der Fahrer klar ersichtlich.“

Nakagami: Es gibt keine schnelle Lösung
„Wir haben verstanden, wo das Problem liegt, wo wir uns verbessern müssen“, sagt Nakagami, „aber es ist nicht einfach, das Problem zu lösen. Wir haben viele Veränderungen vorgenommen und versucht, dieses Gefühl zu verbessern, um das Risiko zu verringern.“ In Silverstone testete er zuletzt ein neues Aero-Paket.

Doch nicht nur das fehlende Gefühl fürs Vorderrad ist ein Problem, sondern auch der bereits 2022 vielfach beklagte Mangel an Hinterradgrip. „Ich sage nicht, dass der Hinterreifengrip perfekt ist. In einigen Rennstrecken oder Sessions ist der Hinterreifengrip ein großes Problem, es fehlt an Traktion“, erklärt der LCR-Pilot.

„Da sind wir nicht auf dem gleichen Level wie Ducati. Beim Versuch, ihnen zu folgen, verlieren wir eindeutig in der Beschleunigung und beim Topspeed. Und dazu kommt das fehlende Gefühl fürs Vorderrad auf einigen Strecken. Wir verlieren also überall.“

„Das einzige Gute ist, dass wir beim Bremsen immer noch ziemlich gut sind, aber wir können uns in die Kurve hinein nicht richtig positionieren und am Ende fängt das Vorderrad an zu blockieren und es ist leicht zu stürzen.“ Das zeigt sich auch in der Sturzstatistik, die von Marquez (15) und Mir (13) angeführt wird.

Im Vergleich dazu kommt Nakagami auf nur fünf Stürze. Der Japaner erklärt: „Natürlich kann ich fühlen, wo das Limit ist. Und auch Marc kennt das Limit, aber er versucht oft, über das Limit hinauszugehen. Und deshalb geht er mehr Risiken ein und stürzt öfter. Aber er kann das tun, weil er im Werksteam ist. Wir sind ein Kundenteam. Wir haben nicht so viele Ersatzteile. Also muss ich darüber nachdenken.“

„Okay, während der Session und der Qualifying-Runde sage ich mir, Augen zu und durch, und versuche, maximal zu pushen. Aber im Rennen muss ich natürlich darüber nachdenken, dass die erste Priorität darin besteht, das Rennen zu beenden, und dann gilt die zweite Priorität dem Ergebnis“, so der Japaner.

Nakagami bisher konstantester Honda-Fahrer
Unter den vier Honda-Fahrern ist er in dieser Saison der einzige, der ohne große Verletzungen durchkam und an allen Wochenenden und Rennen teilnehmen konnte.

Beim Grand Prix von Deutschland am Sachsenring waren sogar nur er und Marquez anwesend, der seine Rennteilnahme nach mehreren heftigen Stürzen dann aber doch zurückziehen musste. „Das ist natürlich nicht die beste Situation für Honda, das Team und alles, was die Entwicklung betrifft“, weiß Nakagami.

Dafür bekam er aber früher als vielleicht ursprünglich geplant die Möglichkeit, neue Teile zu testen, wie etwa das Kalex-Chassis oder die überarbeitete Aero. „Ich denke, ich kann helfen und ich möchte helfen, denn wir suchen nicht nur nach ein paar Punkten“, betont er. „Ich möchte nicht auf dem 15. Platz kämpfen, wir streben viel mehr an. Also müssen wir uns jetzt annähern und uns gegenseitig helfen.“

Das Ziel für den zweiten Teil der Saison ist klar: „Wir suchen nach einem sichereren Bike mit, das gleichzeitig wettbewerbsfähig ist, denn im Moment ist es sehr sensibel. Es ist leicht, über das Limit hinauszugehen und im Kiesbett zu landen.“

„Also müssen wir eine Lösung finden, damit es sicherer wird und es leichter ist, zu pushen und eine schnelle Runde zu fahren“, erklärt Nakagami. „Aber ich denke, es dauert seine Zeit und es ist nicht so, dass wir es nach einem Grand Prix ändern können.“

„Es braucht Zeit, um Dinge zu entwickeln und die neuen Teile dann auch aus Japan zu schicken. Also dauert es eine Weile. Aber bevor es so weit ist, werden wir weiter unser Bestes geben und keine Verletzungen riskieren, aber versuchen, die maximale Leistung abzurufen“, verspricht der LCR-Honda-Pilot.

Text von Juliane Ziegengeist

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