(Motorsport-Total.com) – KTM-Testfahrer Dani Pedrosa wird am Wochenende sein Renn-Comeback in der MotoGP geben.
Beim Grand Prix der Steiermark bestreitet Pedrosa erstmals seit dem Saisonfinale 2018 ein MotoGP-Renn-Wochenende. Wir haben uns zuvor mit KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer und KTM-Teammanager Mike Leitner getroffen und die wichtigsten Fragen geklärt.
Wie kam es zur Idee des Wildcard-Starts? „Bereits im vergangenen Jahr haben wir Gespräche geführt und gefragt, ob er sich vorstellen kann, eine Wildcard zu absolvieren“, erklärt Mike Leitner im Gespräch mit ‚Motorsport-Total.com‘. „Das „Nein“ von ihm war nicht so klar wie vor drei Jahren. Das Motorrad wurde immer stärker. Somit wurde es mit der Zeit immer mehr zu einem „Ja“ als zu einem „Nein“.“
„Grundsätzlich wollte er keine Rennen mehr fahren“, kommentiert Pit Beirer. „Den Druck wollte er von sich nehmen. Deshalb hat er aufgehört. Als er bei uns den Testfahrer-Vertrag unterschrieben hat, war von Anfang an klar, dass er keine Rennen bestreiten möchte. Das war uns egal, weil wir keinen Rennfahrer sondern einen Testfahrer gesucht haben.“
Die Fortschritte beim RC16-Projekt machen eine Rennteilnahme reizvoll
„Beim Testen haben wir gemerkt, dass er je besser das Motorrad wurde, immer öfter von einem Renneinsatz gesprochen hat“, erinnert sich Pit Beirer. „Er arbeitet ja immer am Motorrad für die kommende Saison. Und dann meinte er, dass er schon gern noch einmal ein Rennen fahren würde, wenn das Motorrad für ihn passt. Ein Rennen ist auch für uns der ultimative Test.“
„Es ist mehr als bewiesen, dass der Dani zusammen mit den Ingenieuren eine sehr gute Kommunikation aufgebaut hat, wie das Motorrad entwickelt werden soll. Wir entwickeln ja kein Motorrad für Dani Pedrosa. Seine Aufgabe besteht darin, ein Motorrad für die jungen Rennfahrer zu entwickeln“, so Pit Beirer.
„Er überlegt und analysiert, wie sie fahren. Dani ist ein unglaublicher Qualitäts-Testfahrer für uns, weil er nicht ständig an seine Rundenzeit denkt“, lobt Pit Beirer die Arbeit des langjährigen Honda-Werkspiloten, der seit 2019 für KTM an der Entwicklung der RC16 arbeitet.
„Auf dieser Reise ist etwas Spannendes passiert. Er hatte auf einmal Lust, Rennen zu fahren“, zeigt sich Pit Beirer überrascht. „Das ist in meinen Augen schon ein riesiges Kompliment – sowohl an die Truppe als auch ans Motorrad. Dani fühlt sich bereit. Das Motorrad ist konkurrenzfähig. Ein Rennen ist für uns immer die beste Vergleichsmöglichkeit.“
KTM geht ohne große Erwartungen an Pedrosa ins Wochenende
KTM versucht, die Erwartungen beim Gaststart zu bremsen, um den 54-maligen Grand-Prix-Sieger nicht zu stark unter Druck zu setzen. „Wenn man so lange kein Rennen gefahren ist, dann darf man nicht glauben, sofort an der Spitze zu fahren“, bemerkt Mike Leitner.
„Aber für das Projekt ist es super, weil er über das Wochenende die anderen Bikes auf der Strecke analysieren kann. Er kann die Stärken, die Schwächen, die Reifensituation und den Ablauf vergleichen. Das wird uns für die Testarbeit viel bringen“, ist der KTM-Teammanager überzeugt.
„Er wird sicher nicht beweisen wollen, wer er ist. Das wird er zu 100 Prozent nicht machen. Das ist auch nicht das Ziel“, erklärt Mike Leitner, der Pedrosa seit vielen Jahren gut kennt.. „Er hat seine Karriere beendet. Der Einsatz ist ein Teil des Testprogramms. Er wird schon versuchen, schnelle Runden zu fahren. Das ist klar. Aber er wird nicht Kopf und Kragen riskieren.“
Was an Pedrosas 2022er-KTM anders ist im Vergleich zum aktuellen Bike
Die KTM RC16 von Pedrosa wird sich von den vier restlichen KTMs unterscheiden. Pedrosa nutzt die Wildcard, um den Prototyp für 2022 zu testen. „Wir haben einige Detailverbesserungen dabei. Es ist kein komplett anderes Motorrad, aber es ist in jedem Detail anders als das aktuelle Motorrad. Es ist das Paket, mit dem wir im kommenden Jahr Rennen fahren wollen“, verrät Pit Beirer.
„Wir können auf dem jetzigen Niveau das Rad nicht ständig neu erfinden. In Mugello haben wir sehr viel von seiner Arbeit vorgegriffen. Wäre dieser Saisonauftakt anders verlaufen, dann würde sich sein Motorrad relativ stark von den aktuellen Rennmaschinen unterscheiden“, schildert der KTM-Motorsport-Direktor.
„Wir haben aber in Mugello so brutal nachgezogen und viele der Teile verwendet, die für Ende der Saison geplant waren. Deshalb ist der Unterschied gar nicht so groß“, verrät Pit Beirer. Mike Leitner ergänzt: „Es ist zu 85 Prozent das Motorrad, das auch von Miguel (Oliveira), Brad (Binder), (Danilo) Petrucci und (Iker) Lecuona verwendet wird. Bei Danis Motorrad haben wir noch ein paar Kleinigkeiten geändert.“
„Es gibt beim Chassis eine kleine Änderung. Bei den Federelementen probieren wir einige Neuerungen. Es sind kleine Details, die nicht herausstechen. Es ist wichtig, auf eine Renndistanz die Unterschiede zu erkennen“, schildert Mike Leitner und fügt hinzu: „Der Motor ist ziemlich identisch.“
„Die Startvorrichtung ist neu für ihn“, bemerkt Mike Leitner. „Das hat er zu seiner Zeit nicht verwendet. Es sind Erfahrungen, die er im Starterfeld machen wird. Es wird ihm für den Testbetrieb helfen, um zu erkennen, was er gut gemacht hat und was nicht. Wir haben absolut keine Erwartungen. Wir haben ihm gesagt, dass er das Wochenende einfach genießen soll.“
Leckt Dani Pedrosa beim Gaststart wieder Blut?
Offen ist, ob Pedrosas Einsatz in Spielberg eine einmalige Angelegenheit bleibt oder ob der Spanier in der laufenden Saison weitere Rennen bestreitet. Eine Wildcard in Misano steht im Raum. „Man könnte es in Misano noch einmal kontrollieren“, grübelt Pit Beirer. „Es ist noch offen, ob er dort fährt. Es gibt keinen Rennkalender für Dani. Es gibt ein monatliches Programm.“
„Aus den Ergebnissen des jeweiligen Monats ergibt sich der Folgemonat“, erklärt der KTM-Motorsport-Direktor. „Wenn sich Dani sagt, dass er das Risiko der ersten Kurve nicht mehr braucht und er deshalb in Misano nicht fahren möchte, dann ist das überhaupt kein Problem für uns. Wenn er nach Spielberg sagt, dass es ihm so viel Spaß macht und er in Misano auch noch fahren möchte, dann freuen wir uns auch.“
„Man sollte nicht überbewerten, ob er fährt oder nicht. Es ist ein Teil unseres Gesamtkonstrukts. Dani ist für uns sehr wichtig, egal ob er Rennen fährt oder nicht“, stellt Pit Beirer klar. „Uns war zweitrangig, wo er eine Wildcard bestreitet. Natürlich ist es schöner, wenn es in Spielberg und nicht erst in Misano ist. In Misano wären wir gefahren, wenn das Motorrad nicht fertig geworden wäre. Es ist jetzt fertig und wir fahren.“
Text von Sebastian Fränzschky, Co-Autor: Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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