(Motorsport-Total.com) – Ana Carrasco hat es geschafft. Die Spanierin gewann als erste Frau einen Weltmeistertitel im Motorradrennsport.
Es war ein spannendes Finale der Supersport-300-Klasse in Magny-Cours. Carrasco hatte vor dem Finale zwar einen Punktevorsprung, doch sie startete mit ihrer Kawasaki nur von Startplatz 23. Eine Aufholjagd und die Umstände im Rennen spielten ihr in die Karten. Pole-Setter Scott Deroue (Kawasaki) schied mit technischem Defekt aus und in der Schlussphase hatte Mika Perez (Kawasaki) die besten Karten, Weltmeister zu werden.
Perez musste das Rennen gewinnen und der Spanier setzte sich in der letzten Runde auch an die Spitze des Feldes. Aber in der letzten Kurve bremste sich David Valle (Yamaha) vorbei und holte sich den Sieg. Platz zwei reichte für Perez nicht zum Titel, denn Carrasco konnte sich im großen Verfolgerfeld auf Rang 13 nach vorne arbeiten. Mit einem WM-Punkt Vorsprung sicherte sich die 21-Jährige den Weltmeistertitel.
Im ersten Moment war ihr das gar nicht bewusst: „Nein, ich wusste es nicht. Ich schaute mich nach allen Leuten um, um zu verstehen, was passiert ist und ob ich den Titel gewonnen habe. In Kurve 5 standen dann viele Fotografen und ich fragte sie, ob ich Erste sei. Und sie sagten: ‚Ja! Bleib stehen!‘.“ Dann war Carrasco klar, dass sie den Weltmeistertitel gewonnen hatte. „Ich bin sehr glücklich. Es ist unglaublich, dass ich das geschafft habe.“
Zwei dominante Siege, aber schwierige zweite Saisonhälfte
Den Grundstein für den Erfolg legte sie in der ersten Saisonhälfte. In Imola und in Donington holte sie sich souverän und überlegen die Siege. Dann wurde es aber zusehends schwieriger, denn um die verschiedenen Motorräder anzugleichen, wurden die Kawasakis schwerer. „Ich hatte zusätzlich 14 Kilogramm zu schleppen“, hält Carrasco fest. „Dadurch wurde es schwierig, eine gute Abstimmung zu finden.“ Es waren keine Solo-Shows an der Spitze des Feldes mehr möglich.
Die zweite Saisonhälfte gestaltete sich zäh. Es folgte Rang elf in Brünn sowie zehnte Plätze in Misano und Portugal. „In den letzten vier Rennen war es sehr schwierig, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Wir haben gekämpft und gekämpft, weil ich mich auf dem Bike nicht gut gefühlt habe“, sagt Carrasco. „So um eine WM zu kämpfen, ist sehr, sehr schwierig.“ In Magny-Cours stand sie mit dem Rücken zur Wand, aber in den letzten Runden schaffte sie es noch auf den entscheidenden 13. Platz: „Das Glück war heute auf meiner Seite.“
Als neue Weltmeisterin hat Carrasco Geschichte geschrieben. Noch nie gewann eine Frau zuvor eine FIM-Weltmeisterschaft. „Ich bin stolz“, sagt sie zum größten Erfolg in ihrer Karriere. „Es ist für diesen Sport sehr wichtig, dass eine Frau vorne mitkämpfen kann. Vielleicht wird es in Zukunft für weitere Frauen einfacher, auch soweit zu kommen. Das muss Normalität werden. In einigen Jahren sind vielleicht mehr Frauen dabei.“
Carrasco fuhr zwischen 2013 und 2015 drei Jahre lang in der Moto3-Weltmeisterschaft. In ihrer Debütsaison sammelte sie mit einem 15. Platz als erste Frau in der Moto3-Klasse WM-Punkte. Das beste Ergebnis war Rang acht beim Finale in Valencia 2013. Die weiteren beiden Jahre verliefen schwierig und erfolglos. Mangels Angeboten bestritt sie 2016 die Moto2-Europameisterschaft. Erfolge blieben aber aus. Seit 2017 ist sie in der Supersport-300-WM. Im Vorjahr feierte sie in Portimao ihren ersten Sieg.
Text von Gerald Dirnbeck
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