(Motorsport-Total.com) – Seit Freitag ist es offiziell: Cal Crutchlow setzt seiner Karriere als MotoGP-Stammfahrer am kommenden Wochenende ein Ende.
Beim Saisonfinale in Portimao wird er zum letzten Mal für LCR-Honda an den Start gehen. 2021 wird der 35-jährige Brite trotzdem hin und wieder auf einem MotoGP-Bike sitzen, dann aber in seiner neuen Rolle als offizieller Testfahrer für Yamaha.
Die Verpflichtung Crutchlows als Nachfolger für Jorge Lorenzo wurde von Yamaha am Freitag offiziell bekanntgegeben. Für beide Seiten ist es die Wiederaufnahme einer Zusammenarbeit, die einst im Jahr 2009 mit dem Titelgewinn in der Supersport-WM begann und sich anschließend über WSBK (2010) und MotoGP (2011 bis 2013 bei Tech-3-Yamaha) fortsetzte.
„Ich freue mich außerordentlich zu dem Hersteller zurückzukehren, für den ich einen WM-Titel errungen habe. Ich fuhr Supersport und Superbike für sie und sie waren es, die mich ins MotoGP-Feld gebracht haben“, bemerkt Crutchlow im Gespräch mit ‚Motorsport-Total.com‘.
Crutchlow statt Lorenzo
Seine Arbeit als Yamaha-Testfahrer wird Crutchlow im Februar 2021 beim Shakedown-Test in Sepang antreten. Abgesehen davon wird er laut Yamaha „an offiziellen IRTA-Tests und anderen privaten Yamaha-Tests teilnehmen, um den Yamaha-Ingenieuren im MotoGP-Entwicklungsprogramm zu helfen“.
Dass Crutchlow am Projekt Yamaha-Testfahrer interessiert ist, machte er bereits deutlich als er kürzlich auf seine konkreten Gespräche mit dem japanischen Hersteller verwies. Was man von ihm erwartet, weiß der Brite genau: „Sie brauchen einen Testfahrer, der schnell ist und nicht zuletzt einen, der gewillt ist, Testfahrer zu sein. Was sie nicht brauchen, ist jemand, der sich für ein Jahr zu ihnen bekennt und dann Rennen fahren will. Das sehe ich ganz genauso [wie Yamaha] und verstehe es voll und ganz.“
Damit spielt Crutchlow auf Lorenzo an, dessen Zeit als Yamaha-Testfahrer nach einem Jahr zu Ende geht. „Wir hatten natürlich ein starkes Programm mit Jorge für dieses Jahr geplant und auf ein solches gehofft“, sagt Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis dazu.
Und Jarvis erklärt, warum es mit Lorenzo letzten Endes anders kam als geplant: „Leider musste unser Werksteam die Pläne früh stoppen als im März die COVID-19-Pandemie ausbrach und das Jahr 2020 beeinflusste. Es ist bedauernswert, dass wir nicht in der Lage waren, unser Testprogramm durchzuziehen, um unsere Ziele zu erreichen.“
Wildcard-Einsätze für Crutchlow „möglich“
Was Crutchlow betrifft, so ist ein Wildcard-Einsatz bei einem Rennen laut Yamaha „möglich, sofern das dem Testprogramm als zuträglich erachtet wird“. Abgesehen davon hat der von LCR-Honda kommende Brite „auch signalisiert, dass er als Ersatzfahrer bereitsteht, sollte der unglückliche Fall eintreten, dass einer von Yamahas MotoGP-Piloten aufgrund von Krankheit oder Verletzung einen Grand Prix verpasst“.
Yamaha-Rennleiter Jarvis kommentiert die Verpflichtung Crutchlows mit den Worten: „Ich erinnere mich noch an Cals ersten Besuch in der Motorsportabteilung von Yamaha. Es ist viele Jahre her. Er kam damals als frischgebackener Supersport-Weltmeister und ich weiß noch, wie er sein Interesse darlegte, in Zukunft MotoGP zu fahren.“
„Nachdem er zunächst in die Superbike-WM ging“, erinnert sich Jarvis weiter, „verbrachte er drei Jahre mit uns, während er für Tech-3-Yamaha fuhr. Anschließend sammelte er weitere sieben Jahre lang Erfahrung, während er für zwei unserer Hauptgegner fuhr (Ducati und Honda; Anm. d. Red.). Dieser riesige Erfahrungsschatz in Kombination mit Cals ehrlicher Herangehensweise wird uns sicherlich immens helfen, wenn wir nächstes Jahr danach streben, unsere Bikes vom Typ YZR-M1 im Zuge eines kompletten Testprogramms zu verbessern.“
Lange vor seinen konkreten Gesprächen mit Yamaha wurde Crutchlow monatelang mit Aprilia in Verbindung gebracht. Doch die Möglichkeit, dort in der MotoGP-Saison 2021 anstelle von Andrea Iannone Rennen zu fahren, schlug der Brite aus, noch bevor in dieser Woche Iannones Sperre auf das Höchstmaß von vier Jahren verlängert wurde.
„Sie wollten, dass ich für sie fahre“, bestätigt Crutchlow im Gespräch mit ‚Motorsport-Total.com‘ und weiter: „Wir hatten seit März miteinander gesprochen, aber sie wollten auf Andrea warten. Ich aber wollte nicht auf Andrea warten. Also habe ich, noch bevor Andreas Sperre verkündet wurde, zu ihnen gesagt, dass ich kein Interesse mehr habe.“
Während Crutchlow Aprilia eine Absage erteilt hat, könnte sich dort unter Umständen für Jorge Lorenzo eine neue Möglichkeit ergeben. Lin Jarvis sagt zum Spanier, der mit Yamaha dreimal MotoGP-Weltmeister wurde, abschließend: „Wir wünschen Jorge für seine künftigen Unternehmungen alles Gute. Und wir danken ihm für seine vielen Jahre der Zusammenarbeit mit Yamaha.“
Text von Sebastian Fränzschky, Co-Autor: Germán Garcia Casanova
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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