In einem engen Spitzenfeld konnten sich die Yamaha-Piloten Maverick Vinales und Valentino Rossi am zweiten MotoGP-Testtag in Sepang die Doppelführung sichern.
Vinales übernahm mit einer Bestzeit von 1:59.355 Minuten die Spitze, Rossi lag nur hauchdünn mit 35 Hunderstelsekunden Rückstand dahinter. Dabei sah es für den Tagesschnellsten eine halbe Stunde vor Sessionende noch nicht nach der Bestzeit aus. Da lag Vinales nämlich noch auf Platz zwölf.
Der Spanier hatte eine kleine Pause eingelegt, um erste Interviews zu geben, und betonte zu diesem Zeitpunkt: „Bisher waren die Rundenzeiten nicht so schlecht. Wir müssen sehen, wie es ist, wenn wir da noch einen Schritt weiter gehen wollen. Das Motorrad funktioniert gut, Valentino ist schnell unterwegs. Das ist positiv und beruhigt mich, denn es macht auch meine Arbeit etwas leichter, weil ich weiß, dass das Bike auf eine Runde gesehen schnell ist.“
Das bewies Vinales wenig später dann auch höchstselbst auf seiner Yamaha M1 und fuhr Bestzeit. Zuvor lag sein Fokus aber vor allem auf seiner Longrun-Pace: „Ich habe mich darauf konzentriert, 20 Runden am Stück in einer starken Form zu fahren. Die Rundenzeiten waren konstant. Am Ende konnte ich sogar noch etwas pushen. Morgen gilt es, dass auch in der Rennsimulation umzusetzen.“ Dann möchte Vinales auch verschiedene Reifen testen.
Elektronik verbessern: Was sich Vinales wünscht
Darüber hinaus soll weiter an der Elektronik gearbeitet werden. „Hier müssen wir noch Anpassungen vornehmen. Und wir werden verschiedene Set-ups testen“, sagt Vinales, der sich vor allem eine sanftere Kraftentfaltung wünscht. „Die Leistung kommt noch immer sehr abrupt, aber wir versuchen, es etwas geradliniger zu machen. Für eine schnelle Runde ist es nicht schlecht, aber über 20 Runden beansprucht es den Reifen zu sehr.“
Beim Chassis nutzte Vinales am Dienstag jene Variante, die er bereits im November testete. „Ich habe das Gefühl, dass das Chassis besser mit den Reifen arbeitet. Dass ich mich von der ersten bis zur 20. Runden konstant gut fühle, ist die positive Erkenntnis dieser ersten beiden Testtage“, lobt er die Entwicklung. Ähnlich äußert sich auch Yamaha-Teamkollege Rossi, der mit 2017er-Chassis bekanntermaßen große Probleme hatte.
„Die Chassis bauen von der Idee her auf dem von 2016 auf“, erklärt der Italiener. „Drumherum haben wir ein paar Änderungen vorgenommen. Heute testete ich eine etwas abgewandelte Variante. Morgen haben wir vielleicht noch eine andere. Wir arbeiten daran, weil wir nicht mit dem alten Chassis von 2016 fahren wollen.“ Nachdem man im November daran gearbeitet habe, die Vorzüge des alten Chassis zu erkennen, habe man nun eine klare Idee davon.
Rossi weiß: „Ein guter Start ist sehr wichtig“
Entsprechend positiv fällt Rossis Fazit nach zwei von drei Testtagen aus: „Ich habe mich gut gefühlt mit dem Motorrad und bei der Pace waren wir konkurrenzfähig. Wir konnten unsere Performance auf gebrauchten Reifen verbessern. Das ist im Vergleich zum Vorjahr sehr wichtig. Aber der Kampf ist sehr eng. Deswegen müssen wir uns auf die Details konzentrieren, um vorne zu sein.“ Die Top 5 trennten am Montag gerade einmal 0,154 Sekunden.
Um so wichtiger sei es, gleich zu Beginn bei der Musik zu sein, weiß Rossi. Gelang ihm das in der vergangenen Vorsaison nicht, freut er sich nun umso mehr über seinen guten Start ins neue MotoGP-Jahr. „Ein guter Start ist sehr wichtig. Im vergangenen Jahr hatten wir einen schlechten Start und während der Saison Höhen und Tiefen, aber auf jeden Fall zu kämpfen. Normalerweise läuft es besser, wenn man stark beginnt.“
Dabei sorgte Yamaha am Montag nicht nur mit seinen Bestzeiten für Aufsehen, sondern auch mit einer neuen Aero-Verkleidung. Schon in Valencia hatte der Hersteller eine Variante mit Flügeln gezeigt, nun kam ein Update zum Einsatz. Es soll von MotoGP-Technikdirektor Danny Aldridge bereits abgesegnet worden sein. Sowohl Vinales als auch Rossi gingen damit für einen Run auf die Strecke und wussten danach nur Gutes zu berichten.
Neue Aero-Verkleidung kommt bei Piloten gut an
„Ich mag die neue Verkleidung. Ich spüre das Vorderrad damit besser. Das ist vor allem in Schräglage von Vorteil, auch körperlich. Ich erkenne keine Nachteile“, urteilt der „Doktor“. Teamkollege Vinales stellte eine verbesserte Beschleunigung fest: „Insbesondere im letzten Sektor konnte ich mich damit steigern. Sie wird auf Strecken wie Österreich und Le Mans wichtig sein, denn dort gibt es viele Wheelies.“
Morgen will der Spanier das Aero-Update so viel wie möglich nutzen, um weitere Eindrücke zu sammeln. Wie er hat sich auch Rossi eine Rennsimulation vorgenommen. „Das kommt allerdings auf meine Energiereserven und unseren Zeitplan an. Denn danach ist es schwer, sich zu regenerieren. Und wir haben noch andere Dinge zu tun“, erklärt er. Mit Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke ist der Sepang-Test für alle Beteiligten ein Kraftakt.
Seine Fitness betreffend sieht Rossi Fortschritte: „Ich bin sehr glücklich, denn heute fühle ich mich besser als gestern. Gestern war schwierig. Aber ich bin noch immer nicht bei 100 Prozent, insbesondere was die Atmung angeht. Mit meinem Bein kann ich noch nicht rennen. Im Hinblick auf März muss ich weiter an mir arbeiten, aber bin bereits auf einem guten Level.“ Ende August 2017 hatte sich der Yamaha-Pilot das rechte Schien- und Wadenbein gebrochen.
Text von Juliane Ziegengeist & Oriol Puigdemont
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