Noch vor dem Start der MotoGP-Saison 2018 wurden bei Yamaha bereits die wichtigsten Entscheidungen für 2019 getroffen.
Valentino Rossi und Maverick Vinales fahren auch 2019 und 2020 für das Werksteam der Japaner. Tech 3 beendet im November 2018 die langjährige Zusammenarbeit mit Yamaha und wechselt zu KTM.
Offen ist, wie es mit Johann Zarco weitergeht und ob Yamaha 2019 überhaupt ein Kundenteam ausrüstet oder ein Jahr Pause macht.
Zarcos Zukunft ist für Yamaha von großer Bedeutung. Der schnelle Franzose ist eine begehrte Aktie auf dem Fahrermarkt. Bei Yamaha bemüht man sich, Zarco 2019 zu halten. „Er ist sehr schnell. Es ist schade, dass wir nur zwei Plätze im Werksteam haben. Wir haben bereits Maverick und Valentino. Es gibt im Werksteam also keinen Platz mehr. Doch es gibt die Chance, einem dritten Fahrer eine Werksmaschine zu geben. Wir denken darüber nach. Doch zuerst einmal müssen wir ein Team finden“, kommentiert Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis im Rahmen des Saisonauftakts in Katar.
Jahrelang wünschte sich Tech-3-Teamchef Herve Poncharal aktuelles Werksmaterial, erhielt aber stets nur die Maschinen aus der vergangenen Saison. Besonders nach Zarcos beeindruckender Rookie-Saison im Vorjahr waren die Erwartungen hoch, dass der zweifache Moto2-Weltmeister aktuelles Werksmaterial erhält. Doch Yamaha blieb bei der bewährten Strategie.
(K)eine Ausnahme für Johann Zarco
„Wir haben Johann kein Werksmotorrad bereitgestellt. Wir haben stets unseren Vertrag und unsere Politik beachtet. Und es war nie geplant, Herve eine Werksmaschine zur Verfügung zu stellen. Wir haben ihm das Motorrad bereitgestellt, das zeitweise schneller war als das Werksmotorrad“, bemerkt Jarvis und betont: „Es gibt bei einer Geschichte immer zwei Seiten.“
Eine Werksmaschine für Zarco wäre aber in Zukunft möglich? „Das könnte sein. Das müsste man mit dem Nachfolge-Team neu verhandeln“, stellt der Yamaha-Rennleiter klar. „Ich glaube nicht, dass es Johann an Unterstützung seitens Yamaha fehlt. Er beginnt die Saison mit einer anderen Spezifikation. Das ist eine andere Geschichte. Aber sein Motorrad ist sehr konkurrenzfähig, wie man beim vergangenen Test sah.“
Die bevorstehende Trennung von Tech 3 bedauert Jarvis. Der Yamaha-Verantwortliche hätte die Zusammenarbeit mit dem französischen Team gern fortgeführt. „Wir gehen noch nicht getrennte Wege. Es stehen noch 19 Rennen bevor, die wir zusammen genießen möchten. Wir werden sie weiterhin so gut es nur geht unterstützen“, verspricht er.
Tech-3-KTM: Jarvis sieht die Schuld nicht bei Yamaha
„Ich denke, man konnte das bereits gut erkennen, denn Johann war beim Test hier der Schnellste. Er ist an diesem Wochenende einer der Favoriten auf den Sieg. Wir werden Tech 3 bis zum Ende unterstützen“, betont Jarvis. „Es war Herves Entscheidung. Wir respektieren und bedauern diese Entscheidung. Wir hatten 20 gemeinsame Jahre.“
„Er hat selbst gesagt, dass er ein Angebot erhielt, das er nicht ablehnen konnte. Normalerweise kommen solche Angebote aus Italien, dieses Mal kam es aus Österreich. Ich verstehe und respektiere diese Entscheidung. Sicher wird das Saisonfinale in Valencia ein trauriges Rennen“, prophezeit Jarvis.
Kritiker behaupten, Yamaha hätte Tech 3 zu einem Wechsel animiert, weil man nicht die Strategie von Honda oder Ducati verfolgte, die jeweils einen Fahrer aus einem Kundenteam mit Werksmaterial ausrüsten. LCR-Pilot Cal Crutchlow steht bei HRC unter Vertrag und erhält eine 2018er-Honda. Bei Ducati profitiert Danilo Petrucci von der firmeneigenen Philosophie und fährt eine aktuelle Desmosedici.
„Ich denke nicht, dass Herve wechselte, weil er von Yamaha zu wenig Unterstützung erhielt. Er wechselte, weil er von einem Gegner ein tolles Angebot erhielt, der sich ein Kundenteam wünscht. Dieses Angebot umfasste viele Dinge, wie die Performance der Maschinen, die finanziellen Aspekte und langfristige Stabilität. Man muss das große Ganze sehen und verstehen, dass sich Herve nicht auf Grund mangelnder Unterstützung von Yamaha trennte“, stellt Jarvis klar.
Sehen die Fans 2019 nur zwei Yamahas in der MotoGP?
Wie es nach 2018 weitergeht, kann der Yamaha-Rennleiter noch nicht verraten. „Unser Ziel ist es, ein anderes hochklassiges Team zu suchen. Das beschäftigt uns. Ich kann noch keine Details preisgeben. Das wäre nicht richtig. Der Prozess läuft“, berichtet er. Es ist aber auch vorstellbar, dass Yamaha 2019 nur zwei Werksmaschinen an den Start schickt.
„Es ist möglich, kein Team auszustatten“, bestätigt Jarvis. „Wir wissen, dass es zwei Varianten gibt: Wir können Tech 3 durch ein anderes Team ersetzen oder gar kein Kundenteam beliefern. Das müssen wir intern klären. Es hängt von den Teams ab, die in Frage kommen. Zudem spielen die Bedingungen eine Rolle“, schildert er. „Wir würden das gern vor Juni klären. Danach beginnen die Planungen für die kommende Saison.“
Text von Sebastian Fränzschky & Oriol Puigdemont
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