(Motorsport-Total.com) – Die abgelaufene Saison war für Ben Spies eine große Enttäuschung. Immer wenn es den Anschein hatte, dass der US-Amerikaner in die rechte Spur zurückfindet, ging wieder etwas schief.
Während sein Yamaha-Teamkollege Jorge Lorenzo mit Ausnahme von Assen immer auf das Podium fuhr und Weltmeister wurde, kam Spies als einziger Yamaha-Fahrer nicht auf das Podest. Zwei vierte Plätze (Assen und Sachsenring) waren seine beste Ausbeute. Zu den zahlreichen Stürzen kam auch Pech. Speziell der Ausflug in sein Heimatland USA wurde zum Alptraum.
In Laguna Seca stürzte Spies am Ausgang des berühmten Corkscrew und in Indianapolis ging in der Anfangsphase der Motor hoch. Zu diesem Zeitpunkt lag der 28-Jährige auf dem aussichtsreichen zweiten Platz. Es war der einzige richtige Motorschaden bei Yamaha in der abgelaufenen Saison. Bei Jorge Lorenzo ging ein Triebwerk nach dem Abschuss durch Alvaro Bautista (Gresini-Honda) in Assen hoch. Trotz der beiden verlorenen Motoren hatte Yamaha bis Saisonende keine Probleme.
„Nein. Im Vorjahr waren wir in einer ähnlichen Situation und haben Erfahrungen gesammelt. Deshalb war alles okay“, bestätigt Projektmanager Kouichi Tsuji. An Lorenzos Yamaha ging der Motor hoch, als die M1 im Kiesbett lag. Im Gegensatz zur Honda läuft bei Yamaha der Motor weiter, wenn der Fahrer stürzt. Deshalb laufen die M1-Fahrer immer sofort zu ihren Motorrädern und machen die Motoren aus, um keine Schäden zu riskieren. In Assen war es dafür zu spät.
Bei Spies ging der Motor in Indianapolis bei normalem Fahrbetrieb kaputt. Was war passiert? „Ein Ventil ist gebrochen“, bestätigt Tsuji nach dem Saisonfinale in Valencia. „Deshalb änderten wir danach das Benzingemisch. Das Teil selbst durften wir nicht verändern. Durch das Benzingemisch konnten wir die Temperaturen der Ventile senken“, erläutert der Japaner die Vorsichtsmaßnahme für die zweite Saisonhälfte.
Der Motorschaden war aber nicht das einzige Missgeschick in Spies‘ Saison. Was in Laguna Seca zunächst nach einem Fahrfehler aussah, entpuppte sich als technischer Defekt. „Zwischen der Hinterradaufhängung und der Befestigung des Hinterrades gibt es eine große Belastung. Unter diesem Stress ist die Hinterradaufhängung gebrochen“, bestätigt Tsuji ebenfalls. Dagegen gab es bei Lorenzo keine Defekte.
Wie ist das zu erklären und wie ist der Performance-Unterschied zwischen den beiden Yamaha-Werksfahrern zu erklären? „Das Motorrad, die Motorspezifikation und so weiter, war gleich“, stellt der Japaner klar. Es gab aber Unterschiede, die im Fahrstil begründet sind: „Ben ist auf der Bremse sehr stark. Wenn man andere Fahrer fragt, dann finden sie das unglaublich. Deshalb war bei ihm die Abstimmung der Frontpartie ganz anders als bei den anderen Fahrern. Es war eine sehr spezielle Abstimmung.“
Nach Unstimmigkeiten mit dem Yamaha-Management entschloss sich Spies dazu das Team zu verlassen. Mit welchem Manager es zu den Reibereien gekommen war, wollte der Texaner im Sommer nicht verraten. Im kommenden Jahr wird der Superbike-Weltmeister des Jahres 2009 im Pramac-Team eine Werks-Ducati fahren. Seinen Platz bei Yamaha übernimmt künftig wieder Superstar Valentino Rossi.
Für Lorenzo war Spies ein angenehmer Teamkollege, denn in den beiden gemeinsamen Jahren war der Spanier unter dem Strich klar stärker. „Es ist schade, dass er Yamaha verlassen hat. In der Zukunft hätte er deutlich bessere Ergebnisse erzielen können als 2012. Aus irgendeinem Grund konnte er in diesem Jahr nicht die erhofften Leistungen erzielen“, meint der zweifache Weltmeister. „Im kommenden Jahr wird es für ihn bei Ducati schwieriger. Man weiß aber nie. Vielleicht kommt er mit der Ducati ja besser zurecht. Alles ist möglich.“
Text von Gerald Dirnbeck
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